Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) begrüßt grundsätzlich den Wiederaufbau und die Nutzung der Böllberger Mühle als Wasserkraftanlage. Nach Auffassung des AHA bietet die Böllberger Mühle ein umfassendes Potenzial für eine umwelt-, landschafts- und naturschonende Nutzung für touristische und gastronomische Zwecke sowie zur Erzeugung von Elektroenergie aus Wasser.

Jedoch betrachtet der AHA mit großer Sorge das seit dem Jahre 2012 im Beteiligungsverfahren befindliche Konzept von Vorhabenträger Karl-Josef Thiemeyer für die Wasserkraftanlage (WKA) Böllberger Mühle. Insbesondere sieht der AHA eine nicht unerhebliche Gefahr für den 1,8 ha großen Mühlwerder, welcher sich seit dem Ende der zehnjährigen Nutzung als Station „Junge Touristen“ im Jahre 1990 zunehmend als Hartholzauenwald entwickelt, wozu mehrere ca. 300 jährige Altstieleichen sowie sukzessiver Gehölzaufwuchs -u.a. aus Stieleichen, Gemeine Eschen, Flatter- und Feldulmen bestehend- sowie eines Weichholzauengürtes, welcher sich an Saale und am um 1100 errichteten Mühlgraben, ausbreitet. Diese Bereiche bilden neben der potentiellen Entwicklung eines standortgerechten Saaleauenwaldes, ideale Lebens- und Rückzugsgebiete für zahlreiche Tierarten. Insbesondere auffällig sind häufige bzw. vereinzelte Beobachtungen von Eisvogel, Grünspecht, Graureiher sowie gelegentlich von Beutelmeise und Wasseramsel.

Die bisher vorgelegten Unterlagen des Herrn Thiemeyer weisen massive Eingriffe in den Mühlgraben mit Fällungen der am Ufer wachsenden Weichholzaue und die Beseitigung von Teilen der Nordspitze des Mühlwerders.

Ferner beabsichtigt Herr Thiemeyer die Fischaufstiegsanlage zu Lasten des Mühlwerders zu errichten. Der AHA hat hier alternativ vorgeschlagen den Standort am Westrand des Böllberger Wehres zu prüfen, um eben Eingriffe im Mühlwerder auszuschließen.

Nach Auffassung des AHA sollte stattdessen im Auslaufbereich des Mühlgrabens der Uferbereich als Überströmungsbereich existent bleiben. Eine Öffnung des alten Auslaufes mit Beseitigung des Schlammes aus dem Mühlgraben ist dafür vollkommen ausreichend. Inwieweit Abträge im Nordbereich mit geringem Steilufer entstehen sollte der Fließdynamik überlassen werden. Hinsichtlich des Verbleibs des stark mit Schwermetallen und aromatischen Kohlenwasserstoffen belasteten Schlamms verweigert leider Herr Thiemeyer jegliche Auskunft. Er vertritt die Auffassung dies nur der unteren Boden- und Abfallbehörde erklären zu müssen. Der AHA fordert jedoch schon eine diesbezügliche, allumfassende Transparenz in der Planungsphase. Dazu gehört selbstverständlich auch Angaben zum angedachten Verbleib der stark kontaminierten Schlämme aus dem Mühlgraben zu machen. Die Schaffung einer Kiesbank im Bereich des Mühlgrabens begrüßt der AHA.

Darüber hinaus hatte der AHA die Überlegung eingebracht, den alten Schornstein des Heizhauses soweit zu ertüchtigen, um ihn als Nistgelegenheit für Störche herrichten zu können, welche bisher Herr Thiemeyer leider aus Kostengründe ablehnt. Problematisch sieht der AHA auch, dass die Hochwasser der Jahre 2011 und 2013 nicht angemessen Berücksichtigung finden.

Im Zusammenhang mit dem Schutz für Fische verweist der AHA auf die Anwendung eines Fischschonrechens für Rechen und Rechenreinigungsmaschine, welche von der Uni Kassel, Versuchsanstalt und Prüfstelle für Umwelttechnik und Wasserbau – FischSchonRechen entwickelt und angeboten wird.

Äußert kritisch betrachtet der AHA die angedachten sogenannten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen auf der Rabeninsel vorzunehmen, welche zum Naturschutzgebiet und Schutzgebiet nach der europäischen Flora-Habitat-Richtlinie „Rabeninsel und Saaleaue bei Böllberg“ gehört. Der AHA hält Abholzungsmaßnahmen von Eschenahorn und Hybridpappeln sowie forstlich geprägte Nachpflanzungen für äußerst ungeeignet der seit vielen Jahren voranschreitenden, naturnaheren Sukzession von klassisch auenwaldtypischen Gehölzen wie z.B. Stieleiche, Gemeine Esche, Feldahorn sowie Flatter- und Feldulme hilfreich zu sein. Eher ist mit massiv störenden Eingriffen und mit Verschlechterungen in der Auenwaldstruktur und –zusammensetzung zu rechnen.

Der AHA sieht daher beim Konzept des Herrn Thiemeyer ungemeinen Nachbesserungsbedarf, um die Erzeugung von Elektroenergie aus Wasser in der WKA in Halle-Böllberg zu Recht als ökologisch, sauber und nachhaltig bezeichnen zu können. Bisher erfüllen die Pläne des Herrn Thiemeyer diesen Anspruch noch nicht vollumfänglich.

Wer Interesse hat noch mehr und tiefgreifender zu den Positionen des AHA zur geplanten Reaktivierung der Wasserkraftanlage Böllberger Mühle – welche der Umwelt- und Naturschutzverein in vier Stellungnahmen vom 22.04.2012, 03.11.2013 und 12.01.2014 hineingeschrieben hat – sowie zu seiner am 03. Juli 1996 dem damaligen Regierungspräsidium Halle und der Stadt Halle (Saale) vorgelegten „Konzeption zum Schutz, Erhalt, Pflege und Betreuung des Mühlwerders in Böllberg“ zu erfahren ist recht herzlich zu folgender ca. vierstündigen Exkursion eingeladen:

Samstag, den 22.02.2014
Winterexkursion zum Holzplatz, zu den Pulverweiden, zur Unteren Aue und zur Rabeninsel
Treff: um 10.00 Uhr Kreuzung Holzplatz/Mansfelder Straße, Ecke früherer Karstadt

Anhang:

Konzeption Mühlwerder Halle NEU

Stellungnahme WKA Böllberger Mühle 03.11.2013

Stellungnahme WKA Böllberger Mühle 03.11.2013 Erwiderung 12.01.2014

Stellungnahme WKA Böllberger Mühle 22.04.2012

Stellungnahme WKA Böllberger Mühle 22.04.2012 Erwiderung 12.01.2014