Die Gemeinde Teutschenthal ist nach Auffassung des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) von einer vielfältigen Struktur an Landschaft und Natur geprägt. Daher trägt nach Ansicht des AHA auch der Gemeinderat sowie die Gemeindeverwaltung eine sehr große Verantwortung für den Schutz, den Erhalt und die Entwicklung von Umwelt, Natur und Landschaft. Alleine die Lage der 84,23 km² großen Gemeinde zwischen den Fluss- und Auenlandschaften von Saale, Salza und Würdebach, dem Seengebiet des Mansfelder Landes sowie dem Lintbusch und der Dölauer Heide beinhaltet sehr viel ökologisches Potenzial im Einzelnen, im Gesamten sowie im Grün- und Biotopverbund. So gilt es nach Auffassung des AHA alles Erdenkliche zu tun, dass die Entwicklungs- und Gestaltungsplanungen der Gemeinde Teutschenthal auf diese Notwendigkeiten Rücksicht nimmt und sogar noch Erweiterungsräume schafft. Überlegungen des Landkreises Saalekreises Biotopverbundräume über die Laucha bis zur Salza, zum Würdebach, zur Saale, der Mansfelder Seenlandschaft sowie zum Lintbusch und Dölauer Heide zu schaffen bzw. zu entwickeln, gilt es mit den Möglichkeiten und Kapazitäten der Gemeinde Teutschenthal zu begleiten und zu unterstützen.
Des Weiteren hält der AHA eine klare Positionierung aller Verantwortlichen von Politik und Verwaltung im Land Sachsen-Anhalt und den betroffenen Kommunen zu den Folgen des am 11.09.1996 erfolgten spontanen Pfeilerbruchs im westlichen Teil des Ostfeldes in der Grube Teutschenthal für dringend erforderlich, was auf einer Fläche von 2,5 km² zu einem dominoartigen Einbruch des gesamten Ostfeldes in Sekunden in einer Teufe von 620 bis 770 m verursacht und schlagartigen Deckgebirgsabsenkung um 0,5 m führte.
Die gegenwärtige Verfüllungspraxis der Grube Teutschenthal Sicherungsgesellschaft (GTS) Grube Teutschenthal erfüllt den Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) jedoch mit sehr großer Sorge.
Eine Verwendung von Sonder- bzw. Giftmüll jeglicher Art ist eindeutig abzulehnen. Die Schächte sind wasserbeeinflusst und weisen auf dem Weg eine umfassende Reaktionsfähigkeit auf. Insbesondere die als Schadstoffe aufgeführten Oxide von Magnesium, Kalium, Natrium und Kalzium könnten in Verbindung mit Wasser zu Hydroxiden reagieren, welche starke und sehr umweltbelastende Basen entstehen lassen können. Auf Grund der Tatsache, dass das Wasser der Schächte auch in das Umfeld austritt ist mit umfassenden und nachhaltigen Belastungen der Umwelt einer Region zu rechnen, wo ca. 300.000 Menschen leben. Zudem belastet Abluft die Region, welche mit Ausstoß von giftigem Feinstaub einhergeht.
Aus diesen Gründen haben der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) und die Bürgerinitiative gegen eine Giftmüllregion Halle (Saale) e.V. vereinbart ihre Zusammenarbeit zu vertiefen und zu optimieren.
In dem Zusammenhang beschloss die Mitgliederversammlung des AHA am 03.09.2019 die Bürgerinitiative gegen eine Giftmüllregion Halle (Saale) e.V. als kooperatives Mitglied aufzunehmen. Für den AHA ist eine sehr große Freude und ebenso ausgeprägte Ehre auf dieser Art und Weise die verdienst- und verantwortungsvolle sowie fachlich fundierte und sehr engagierte ehrenamtliche und gemeinnützige Arbeit der Mitglieder der Bürgerinitiative gegen eine Giftmüllregion Halle (Saale) e.V. begleiten und unterstützen zu können.
In dem Blickwinkel betrachtet fand zu dem Thema eine Exkursion am Samstag statt, welche am Zscherbener Landgasthof im Haus zu den 3 Herzen startete und in der Gemarkung des Ortsteiles Angersdorf endete.
Zu Beginn der Exkursion nahm die Exkursionsgruppe die jahrelangelang berechtigt umstrittene L 164n, welche als Autobahnzubringer zur Bundesautobahn (BAB) 143 fungiert, dabei für eine umfassende Zerschneidung im Bereich des Kuhgrabentals geführt und eine umfassende Neuversiegelung zur Folge hatte. Ferner führt diese selbst am Samstag vielbefahrene Straße die unwahre Theorie ad absurdum, dass Autobahnen zur Verkehrsentlastung der Orte beitragen. Im Gegenteil, eine zunehmende Frequentierung haben einen zunehmenden Kraftfahrzeugsverkehr zur Folge. Abgesehen von den Schäden für Umwelt, Natur und Landschaft, einhergehend mit verstärkter Lärm-, Abgas- und Feinstaubleistung, führt eine derartige Verkehrs- und Baupolitik keinesfalls zur Entlastung der immer angespannteren Klimaveränderungen. Daher bekräftigt der AHA eine grundlegende Änderung der Verkehrs-, Bau- und Umweltpolitik um Kraftfahrzeugsströme massiv auszudünnen, Transportwege durch Regionalisierungen von Wirtschaftskreisläufen umfassend zu reduzieren bzw. auszuschließen sowie letztendlich Beförderung eines attraktiven Öffentlichen und Schienenpersonennahverkehrs.
Daher sieht der AHA auch keine Notwendigkeit und Rechtfertigung des Weiterbaus der BAB 143 und fordert daher den sofortigen Stopp der Planungs- und Bauaktivitäten.
Im Bereich der Anlagen der Grube Teutschenthal Sicherungsgesellschaft (GTS) in der Salzstraße in Angersdorf griffen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion die fachlich fundierte und berechtigte Argumentation der Bürgerinitiative gegen eine Giftmüllregion Halle (Saale) e.V. auf, welche die massive und flächendeckende Gefährdung geißelt, die von der unvermindert fortgesetzten Einlagerung von Sonder- bzw. Giftmüll jeglicher Art ausgeht.
Die Bürgerinitiative gegen eine Giftmüllregion Halle (Saale) e.V. hat die aktuelle Situation treffend folgendermaßen zusammengefasst, Zitat

  • Die Gestank- und Feinstaubbelastung hält seit Anfang 2018 unvermindert an (saisonal bedingt in den Wintermonaten schwächer als in der heißeren Jahreszeit)
  • Die Einlagerung von hochgiftigen Stoffen hält weiter an
  • Das in Teutschenthal gerichtlich geschlossene Freilager wurde nach Delitz unter anderer behördlicher Aufsicht verlagert bei analoger Umweltgefährdung
  • Der Einsatz von Dickstoffversatz (Ursache für die extremen Ausgasungen) wird trotz angekündigter Einstellung Ende 2020 fortgeführt
  • Ein geplanter Schornstein soll die kontaminierte Abluft (Wetterung) weit über das Stadtgebiet von Halle verteilen, Filter wurden von den Genehmigungsbehörden nicht gefordert
  • Die Novellierung der Strahlenschutzverordnung erlaubt seit 2019 auch die Einlagerung von sog. freigemessenen Abbruchmassen aus kerntechnischen Anlagen in Versatzbergwerken. Die GTS hatte mit eigenen Textpassagen diese Novellierung mit vorangetrieben. Alles deutet darauf hin, dass die Landesregierung über das LAGB dies in Kürze genehmigen wird.
  • Die Explosionsursache vom 08.11.2019 wurde als „Arbeitsunfall“, aber nicht als systematisch technologiebedingtes Folgeereignis (Wasserstoffbildung bei Dickstoffversatz) verharmlost
  • Das Grubengebäude der GTS droht weiterhin mangels ordentlicher Wasserhaltung abzusaufen, was zwangsläufig eine Kontamination der Biosphäre bedeuten würde
  • Durch unkontrollierte Lösungsprozesse („Salzpfeiler“) steigt das Risiko von Einstürzen und Gebirgsschlägen entgegen des öffentlichen Auftrages der GTS zur Bergwerksstabilisierung durch Versatz

Zitat Ende

Dabei machte der AHA deutlich, dass er sich die nachfolgenden Forderungen der Bürgerinitiative gegen eine Giftmüllregion Halle (Saale) e.V. vollumfänglich zu eigen macht, Zitat: „

  • Verfüllung des Wasser- und laugeneinbruchsgefährdeten Grubenfeldes Angersdorf mit nicht giftigem/gefährlichem Material
  • Einhaltung des Langzeitsicherheitsnachweises
  • Verhinderung des Absaufens der verfüllten Grubenfelder und Eindringen der Kontaminationen in die Biosphäre
  • Schließung des Freilagers in Delitz aufgrund der gleichen Gefährdungen wie in Teutschenthal
  • Kontinuierliche Kontrolle der Abluft aus dem Bergwerk
  • Errichtung eines Schornsteins mit Filterung der Abluft
  • Kontrolle und Unterbindung der Freilagerhaltung der Filterstäube am Standort Delitz durch die zuständigen Behörden
  • Offenlegung der Untersuchungsergebnisse der Abluftmessung und Staubdepositionsmessungen
  • Lückenlose Aufklärung des Explosionsunglückes vom 08.11.2019 in Teutschenthal und Ergreifen der notwendigen Konsequenzen
  • Verhinderung der Verfüllung dieses Bergwerkes mit sogenannten freigemessen Materialien aus kerntechnischen Anlagen, die zwar nur schwachradioaktiv sind, jedoch eine Strahlung abgeben:

    • Sachsen-Anhalt hat keine Atomkraftwerke und soll hier Material entsorgen?
    • Das Material bringt bei der Entsorgung sehr viel Geld für die Betreiber!
    • Freigemessen bedeutet: alle 1000 t Material erfolgt eine Messung, der Abfall kann aber so lange gemischt werden, bis er die Strahlung von 10 µS/cm einhält, die Messungen und Kontrollen führen die Betreiber selbst durch

Zitat Ende

Die Mitglieder der Exkursionsgruppe berieten im Bereich des Tals des Kuhgrabens und seiner Aue, dass der Abfluss des Wassers vom Grubengelände der GTS weg in Richtung Saale führt und dabei die dringende Gefahr der starken Kontaminierung von Wasser und Boden nicht nur in der Agrarlandschaft und den Auen von Saale und ihrer Nebengewässer besteht, sondern auch in Richtung der Wohngebiete in Holleben, Angersdorf und Halle (Saale) besteht. Die Stadt Halle (Saale) kann es über das Vordringen von Qualmwasser bei Hochwasser treffen. Insofern muss klar sein, dass nicht nur das Gebiet der Gemeinde Teutschenthal bedroht ist, sondern auch saaleabwärts alle nachfolgenden Gebiete. Darüber muss Klarheit bestehen, weil ansonsten das Ausmaß der Bedrohungen einer unverantwortlichen und gefährlichen Fehleinschätzung unterliegt.

Darüber hinaus fiel den Mitgliedern der Exkursionsgruppe auf, dass der Saumbereich des Verbindungsweges zwischen Salzstraße und der Verbindung von bzw. nach Angersdorf über die Karl-Liebknecht-Straße, welche durch das Tal des Kuhgrabens führt, von verstärkter Inanspruchnahme durch feldwirtschaftliche Nutzung geprägt ist. Das verstärkte Heranpflügen an beide Seiten des Weges beseitigt Raum für Wegbegleitgrün in Form von Gehölzen, Stauden- und Wiesensaum. Restbestände haben u.a. unter unqualifizierten Schnittmaßnahmen zu leiden.
Daher ergeht die dringende Empfehlung einen mindestens 5 m breiten Saumstreifen beiderseits des Weges zuzulassen, um bestehende Gehölzbestände zu schützen und zu entlasten sowie neue Abschnitte mit Obstbäumen zu bepflanzen der bzw. sukzessiv entwickeln zu lassen.
Eine solche Entwicklung des Erhaltes und Schutzes bestehender und Wiederherstellung einstiger Lebens-, Nahrungs- und Rückzugsräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten sowie der Verbesserung des Landschaftsbildes und des Klimas.

Den Abschluss der Exkursion bildete der Aufenthalt in dem 8 ha großen Weinbergholz, welches nach der Verordnung über die Unterschutzstellung des geschützten Landschaftsbestandteiles „Weinbergholz“ in der Gemarkung Holleben im Landkreis Saalkreis vom 30. Juli 1993, Veröffentlichung im Amtsblatt für den Reg.-Bez. Halle vom 10. September 1993 einen besonderen Schutz genießt. Neben der sehr großen Arten- und Strukturvielfalt des Laubmischwaldes ist das einer der wenigen zusammenhängenden Waldgebiete in der sonst sehr stark ausgeräumten Agrarlandschaft.
Die Mitglieder der Exkursionsgruppe mussten jedoch mit Entsetzen und Empörung feststellen, dass man quer durch das gesamte Waldgebiet ein Befahren mit schwerer Räumtechnik erfolgte. Dabei beschädigte man nicht nur die betroffenen Wege, sondern verletzte zahlreiche Wurzeln und Stammbereiche. Ferner entdeckten die Mitglieder der Exkursionsgruppe umfassende Abholzungen im zentralen Südostbereich des Waldes im Übergangsbereich zum Wohngebiet an der Weinbergstraße. Mit der Abholzung der Bäume und der damit verbundenen verstärkten Sonneneinstrahlung ist eine massive Schädigung der Vegetation und Verfestigung des Bodens erkennbar und besteht nunmehr die Gefahr der verstärkten Austrocknung, was zu massiven Beeinträchtigung der Vegetation führen kann. Davon sind die Feld- und Baumschicht gleichermaßen betroffen.
Daher fordern die Mitglieder der Exkursionsgruppe fordern nunmehr eine lückenlose Aufklärung dieser Zerstörungen und Beschädigungen sowie das die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen sind.
Ferner ist die Erstellung einer wissenschaftlich fundierten Schutz- und Entwicklungskonzeption für das Weinbergholz und sein näheres Umfeld für dringend geboten. Dabei gilt es ebenfalls zu prüfen, inwieweit eine sukzessive Erweiterung des Weinbergholzes in nördlicher, westlicher und südlicher Richtung möglich und sinnvoll erscheint.

Der AHA sieht hier verstärkte Aktivitäten zum Schutz, zum Erhalt und zur Entwicklung von Umwelt, Natur und Landschaft auch in diesen Teilen der Gemeinde Teutschenthal für dringend geboten.

Wer mehr zu Inhalt und Aktivitäten der Bürgerinitiative gegen eine Giftmüllregion Halle (Saale) e.V. erfahren möchte, wende sich bitte an folgende Kontaktmöglichkeit: E-Mail-Adresse: vorstand@giftmuellregion-halle.de

Der ehrenamtliche und gemeinnützige AHA ist jedenfalls bereit im Rahmen seiner Möglichkeiten bei der Bewältigung der Aufgaben zum Schutz, Erhalt und Entwicklung der sehr vielfältigen Umwelt, Natur und Landschaft zu unterstützen.
Ferner ruft der AHA die interessierte Bevölkerung auf in der Bürgerinitiative gegen eine Giftmüllregion Halle (Saale) e.V. sowie in einer angedachten AHA-Ortsgruppe Teutschenthal mitwirken.
Wer Interesse hat kann sich bitte an folgende Anschrift wenden:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11

06108 Halle (Saale)

Tel.: 0345 200 27 46

E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de

Andreas Liste
Vorsitzender

Halle (Saale), den 28.03.2021

Fotos: Isabell Schneider

Fotos: Dustin Siewert