Im Rahmen einer Fahrradrundexkursion des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) entlang bzw. durch die Aue der Zorge in der Stadt Nordhausen und deren näheren Umgebung am Samstag, den 31.08.2013 nahmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Fließgewässer und sein näheres Umfeld kritisch unter die Lupe. Begonnen hatte die Tour am Bahnhof und erste Station bildete dabei die Zorge im Bereich der Brücke Bahnhofsstraße. Hier stellten die Anwesenden fest, dass das Bestreben des Fließgewässers deutlich zu erkennen ist, Mäandrierungen ausprägen zu wollen, um die Begradigung aufzubrechen, was aber durch überwachsene Ufer- und Sohlbefestigungen nicht zum Erfolg führt. Positiv war jedoch festzustellen, dass die Zorge einen gewissen Grünraum besitzt, wo sich neben nitrophilen Rasenflächen, Weichholzauenbereiche -vorrangig bestehend aus Silberweide- entwickeln können. Dieses Bild stellt sich flussaufwärts bis zum Stadtpark dar.

Im Bereich der Grimmelbrücke Hesseröder Straße existiert am Ostufer eine deutliche Abwassereinleitung. Während im Bereich des Stadtparks die Zorge weitgehend frei fließen kann, ist auch hier deutlich erkennbar, dass das insgesamt ca. 40 km lange Fließgewässer Begradigungsarbeiten über sich ergehen lassen musste. Im Nordteil des Stadtparks bildet zudem eine umfassende Stauwand eine starke Barriere. Eine Fischtreppe ist die einzige potentielle Möglichkeit für den Auf- und Abstieg von Fischen. Ansonsten bewirkt diese Stauwand einen umfassenden Auf- und Rückstau der Zorge. Unweit der Schnabelsburg, wo sich eigentlich die Zorge in einem naturnaheren Zustand befindet, bewirkt ein weiteres Querbauwerk, welches ein Mühlgraben und offenbar auch Fischteiche mit Wasser versorgt, für eine massive Austrocknung des Flussbettes. Im Mündungsbereich der Bere in die Zorge in Niedersachswerfen bilden abgelagerter Grasgrünschnitt besorgniserregend die Basis für eine verstärkte Eutrophierung der zu dem Zeitpunkt mit wenig Wasser gefüllten Fließgewässer.

Vereinzelte Vermüllungen im Gewässerlauf der Zorge finden ihren skandalösen Höhepunkt im Bereich der Einmündung der Wieda in die Zorge zwischen Niedersachswerfen und Woffleben. Den ansonsten sehr naturnah, von Weichholzaue geprägten Mündungsbereich haben unverantwortliche Leute mit Müll und Unrat aller Art verschmutzt. Nicht nur, dass das Landschafts- und Naturbild eine massive Verschandelung und Beeinträchtigung erfährt, tragen derartige Handlungen zur Verschmutzung von Boden und Wasser bei sowie bilden häufig Unfall- und Verletzungsquellen für Mensch und Tier. Nicht selten kommen dabei Tiere auch zu Tode. Nach Auffassung der Exkursionsteilnehmerinnen und –teilnehmer ist in vielfältiger Form eine unverzügliche und vollumfängliche Abhilfe dringend geboten. Während Müllberäumung und die Umsetzung verstärkter Kontrollen nicht so einer umfassenden Vorbereitungen bedürfen müsste, erfordern wissenschaftliche Untersuchungen zur Ermittlung und Abwägung von Möglichkeiten der Beräumung von Ufer- und Sohlbefestigungen sowie der Ablösung der Querbauwerke durch Wiederentstehung einstiger Mäander oder der Errichtung weiterer Sohlgleiten einen längeren, aber realisierbaren Zeitraum.

Das Querbauwerk unweit der Schnabelsburg bedarf jedoch einer unverzüglichen Beräumung, da hier das Wasserregime der Zorge nachhaltige Störungen aufweist, indem Wasser zum Durchströmen des Flussbettes ausbleibt. Das Wasser gehört nicht nur zum natürlichen Erscheinungsbild eines Gewässers, sondern bietet vielen Tier- und Pflanzenarten Lebens- und Rückzugsraum. So wiesen die Beobachtungen während der Exkursion beispielsweise die Existenz von Eisvogel, Wasseramsel, Bachstelze etc. nach. Um deren Lebens- und Rückzugsräume zu sichern, bedarf es zudem des Erhaltes eines vielfältigen Gehölzbestandes, welcher sich vielerorts erfreulicherweise sukzessiv entwickelt. Das Entfernen von Alt- und Totgehölz im Gewässerraum beraubt z.B. diesen Vogelarten Bruträume und Ansitzmöglichkeiten. Darüber hinaus befördern Gehölze im Wasser als Störhölzer -zusammen mit Steinen- die Mäandrierung und geben Fischen notwendigen Unterschlupf. Darüber hinaus bedarf es, nach Auffassung der Exkursionsteilnehmerinnen und –teilnehmer, einer massiven Überprüfung, inwieweit die Zorge wieder Auenflächen durch Rückbau- und Entsiegelungsmaßnahmen zurückerhalten könnte. Dies ist nicht nur wichtig für Hochwasser, sondern trägt zur weiteren ökologischen Aufwertung der Zorge, Erhöhung des Grünanteils –insbesondere in Nordhausen- sowie zur Erweiterung von Kaltluftentstehungsgebieten und der Beförderung der Zufuhr von Kalt- und Frischluft aus dem Harz und angrenzender Gebiete in das Stadtgebiet bei.

Ebenfalls gilt es alle ungeklärten Einleitungen von Abwasser sofort zu beenden. Der AHA schätzt im Ergebnis der Fahrradrundexkursion ein, dass die Zorge –insbesondere im Oberlauf- und ihre Nebengewässer einen umfassenden Arten- und Strukturreichtum besitzt, welchen es zu schützen, zu erhalten und räumlich gewässerabwärts weiter zu entwickeln gilt. Dies entspricht nicht nur dem Anliegen der Europäischen Wasserrichtlinie, sondern stellt einen wichtigen Bestandteil für einen umfassenden Natur-, Umwelt-, Landschafts-, Klima- und Hochwasserschutz, der Hebung des Lebens-, Wohn- und Erholungsqualität der Bevölkerung und ihrer Gäste sowie eines umfassenden länderübergreifenden Grün- und Biotopverbundes dar. In dem Zusammenhang bietet der ehrenamtliche und gemeinnützige AHA seine Erfahrungen und Kenntnisse an, um sich massiv in diesen Entwicklungs- und Schutzprozess einbringen zu können. Dabei möchte der AHA auch Möglichkeiten aufzeigen, wie ehrenamtlich Interessierte sich mit einbringen können, was u.a. einen sehr entscheidenden Beitrag zur Sensibilisierung der Bevölkerung zu Themen des Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutzes leisten kann bzw. soll. Der AHA erwägt daher die Bildung einer Ortsgruppe Nordhausen, wo sich Interessenten einbringen können, welche sich dem Schutz, dem Erhalt, der Entwicklung und der Betreuung der Zorge, ihrer Nebengewässer und deren Auen sowie angrenzender Landschaften widmen möchten.

Diese ehrenamtlichen, ökologisch sehr wichtigen Aktivitäten sieht der AHA eingebettet in sein Wirken im Bereich der Helme sowie des Harzes mit seinen anderen Fließgewässern wie z.B. Bode und Selke. Ebenso sieht der AHA umfassende ökologische, räumliche und fachlich-inhaltliche Vernetzungsmöglichkeiten zum ca. 30.034 Hektar großen Biosphärenreservates Karstlandschaft Südharz.

Wer sich über den AHA sowie seine Zielstellung und Aktivitäten informieren bzw. zu ihm Kontakt aufnehmen möchte, kann dies unter folgender Anschrift tun:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)

Tel.: 0345 – 2002746
Fax.: 01805-684 308 363
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