Bezogen auf die Beschreibung des Fuhnetals von Siegmar von Schultze-Gallera in seinem Buch „Wanderungen durch den Saalkreis“, war das Fuhnetal ein „gewaltiges Sumpfgebiet, das die Fuhne ehemals mit der Saale bildete“. Der westliche Teil, ausgehend von der Ortschaft Wieskau, war trockener und damit auch urbarer, während der östliche Teil bis zur Mulde von großflächigen feuchten Wiesen geprägt war. Der östliche Verlauf der Fuhne ab Wieskau ist ein künstlich geschaffener Graben, der sogenannte „Landgraben“. Dieses ehemalige Sumpfgebiet wurde in den vergangenen Jahrhunderten durch zahlreiche Gräben entwässert.
Die Wanderexkursion am 22.05.2021 entlang der Fuhne bis zur Einmündung des Brödelgrabens in die Fuhne von Mitgliedern des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA), begann am Bahnhof Wolfen-Bitterfeld. Der Weg führte uns zuerst zur Fuhnebrücke in Wolfen, einem ehemaligen Grenzpunkt zwischen Kursachsen und Anhalt. Anschließend ging es weiter in das Naherholungsgebiet „Fuhneaue“ Wolfen zum Gondelteich.
Was war das Besondere in diesem Jahr ? Durch die reichlichen Niederschläge der vergangenen Wochen wirkte der Gondelteich, mit den Fontänen seines Springbrunnens, einladend. Wegen der Trockenheit im vergangenen Jahr war, die Vermüllung des Gondelteiches durch den niedrigen Wasserstand gut sichtbar. Dieses Jahr war der Teich gut mit Wasser gefüllt und kein Müll zu erkennen.
Auf dem „Fuhnetalwanderweg“ bis zum Erlen-Eschenwald „Reudener Busch“ beeindruckten uns die üppig blühenden großflächigen Wiesen. Ursache eines kleinen Abstechers von unserem Weg war ein sichtbarer Rückstau der Fuhne. Wir entdeckten zwei Biberburgen unweit voneinander. Bei näherer Betrachtung der Umgegend konnten wir die Aktivitäten der Biber der vergangenen Jahre bestaunen. Bemerkenswert waren am Ufer die ausgeprägten Biberrutschen.
Den „Reudener Busch“ durchquerten wir, entlang eines Grabens, über einen kleinen Pfad. Wir erlebten das Krachen der Bäume vom Wind über uns und nahmen ein Dickicht vieler abgebrochener Äste und umgestürzter Bäume neben uns wie eine Wildnis wahr. Der Wiesenweg entlang der Fuhne bis zur Einmündung des Brödelgrabens in die Fuhne war ein Erlebnis. Das reichliche Wasser der Fuhne und das frische Grün am Ufer, zwei große Biberburgen, eine davon in unmittelbarer Nähe der Einmündung des Brödelgrabens mit einem deutliche Rückstau des Wassers, die Farben der großflächigen Wiesen mit scharfem Hahnenfuß, unterschiedlichster Segge-Gräser, Wiesen-Fuchsschwanz und Federgras wirkten beeindruckend. Der Wind bewegte alles in rhythmischen Wellen. Es war ein Naturschauspiel. Auf unserem Weg erlebten wir den Wind auf freien Strecken mit fast orkanartigen Böen.
Unser Rückweg auf dem Fuhnetalwanderweg führte uns vorbei an Feldern mit Raps, Gerste und Luzerne sowie dem Kiesabbaugebiet Reuden-West.
Was bleibt. Die Spuren der Trockenheit der vergangenen Jahre waren an den Bäumen gut zu erkennen. Die reichlichen Niederschläge der letzten Wochen hatten die Fuhne und Gräben gut mit Wasser gefüllt. Üppiges Grün überall. Unzähliges Blühen am Wegesrand u.a. mit Wiesen-Labkraut, Weiße und Purpurrote Taubnessel, Große Sternmiere, Gras-Sternmiere, Hirtentäschelkraut, Wiesenkümmel, Phacelia, Lavendel, Echter Kamille, Storchschnabelgewächsen, Sauerampfer und Scharfem und Kriechendem Hahnenfuß.
Unsere ständigen Begleiter waren das Brausen des Windes und der Gesang der Vögel. Es war eine Exkursion für die Sinne.
Text: Sabine Schauer
Fotos: Dietmar Hörner
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