Am 22.02.2019 führte die im Juni 2019 vom Umweltbundesamt mit Mitwirkungs- und Klagerechte anerkannte Umwelt- und Naturschutzvereinigung Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) eine öffentliche Exkursion in das Naturschutzgebiet (NSG) „Untere Geiselniederung bei Merseburg“ mit 10 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch.
Das ca. 52 ha große Gebiet, das seit 2003 als solches unter Schutz steht, stellt einen sehr wichtigen Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten dar. Es bildet einen wichtigen Teil eines Grün- und Biotopverbundes entlang der Geisel und des Klyegrabens und besitzt als großflächiges Kaltluftentstehungsgebietes mit Abfluss in Richtung Merseburg eine sehr wichtige Klimaschutzfunktion.
Aus diesem Grund bedarf dieses arten- und strukturreiche Schutzgebiet entlang eines Teils des Unterlaufes der Geisel und des Mündungsgebietes des Klyegrabens eines umfassenden und unanfechtbaren Schutzes.
Als Schutzgebiet nach der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie besitzt das NSG ebenfalls einen europäischen Schutzstatus.

Folgende Stationen beinhaltete die Exkursion:

  1. Station: Überlauf des Vorderen Gotthardteiches in die Klia, welche naturnah und barrierefrei sein müsste.

  2. Station: früherer Auslauf der Geisel aus dem Vorderen Gotthardteich.

Auch nach jahrelanger Kritik ist es der Stadt Merseburg nicht gelungen den bestehenden Müll und die angetriebenen Äste zu beräumen. Trotz allem tummelten sich zahlreiche Enten, Möwen und Blesshühner auf dem Teich. In der Geiselaue zwischen Hinteren Gotthardteich und Thomas-Müntzer-Straße bzw. B 91 hat sich schrittweise eine naturnahe Entwicklung des Gehölzbestandes z.B. aus Stieleiche, Gemeiner Esche, Silberweide, Schwarzen Holunder und Blutrotem Hartriegel eingestellt. Der Spielplatz in der temporären Feuchtsenke kann wirkungsvoll den spielenden Kindern Kontakt zur Natur vermitteln, wenn man die alten Bäume erhalten und die Strauchschicht bei der Pflege schonen würde.

  1. Station. Eingang Südpark.

In dem Waldstück am Absetzbecken der Geisel gab es Sturmschäden. Die Stadt hat genügend Geld, um die gefallenen Bäume zerkleinern zu lassen, obwohl dort keine Wege durchführen.

  1. Station: hinter dem Südpark beginnt an der Brücke zur Fachhochschule das NSG.

Ein Hinweisschild darauf suchten die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer in diesem Bereich vergeblich. Massive Vermüllung im Bereich der Fachhochschule beeinträchtigt den Schutzstatus erheblich. Auch die Mahd des Schilfs in und am Ufer der Geisel behindert die notwendige Vernässung des Gebietes. Die Sukzession mit Erlen und Weiden am Klyegraben schreitet anscheinend trotzdem fort.

  1. Station: Klyegraben zwischen den Merseburger Ortsteilen Atzendorf und Zscherben.

Der AHA brachte schon 2006 „Konzeptionelle Vorschläge für den Abschnitt des Klyegrabens zwischen den Ortsteilen Atzendorf und Zscherben in der Gemeinde Geusa (Landkreis Merseburg-Querfurt)“ ein, welches auf eine naturnahe Entwicklung des Klyegrabens und seiner Aue sowie des Erhaltes und Entwicklung des Restbestandes einer kleinen Streuobstwiese abzielten. Mit Sorge stellten wir fest, dass von der einst deutlich erkennbaren Streuobstwiese in der Klyegrabenaue südwestlich der Merseburger Straße zwischen Zscherben und unweit Atzendorf nur noch fünf Obstgehölze vorhanden sind. Hier gilt es unbedingt und unverzüglich den Eigentümer bzw. die Eigentümerin zu ermitteln, um hier Maßnahmen zum Erhalt der bestehenden Obstgehölze mit Ermittlung der Sorten und Durchführung von Pflegemaßnahmen sowie einer darauf abgestimmten Neupflanzung von Obstgehölzen vornehmen zu können. Hier stehen insbesondere das Umweltamt des Landkreises Saalekreis und die Stadt Merseburg in der Verantwortung. Der AHA erklärte seine Bereitschaft im Rahmen seiner ehrenamtlichen und gemeinnützigen Möglichkeiten daran mitzuwirken.

  1. Station. Dorfteich in Zscherben.

Die Entwicklung des seltenen Milzfarns an der Teichmauer hat sich fortgesetzt.

  1. Station: Salzwiesen an der Straße zwischen Zscherben und Merseburg Süd.

Vergangene Niederschläge sorgten für ausreichende Vernässung, so dass im Frühjahr die dort heimischen Halophyten wie z.B. die Salz-Schuppenmiere oder die Strandaster gedeihen können.

Höhepunkt zum Exkursionsabschluss war die Sichtung eines frühen Kranichpärchens.

Auch zwei weniger willkommene Nilgänse sichteten wir.

Nach Auffassung der Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer gilt es nicht nur den Auengehölzbestand südwestlich und südlich des Klyegrabens zu schützen, sondern die Möglichkeit einer sukzessiven Erweiterung zuzulassen. Ferner bedürfen die Feuchtgebiete eines besonderen Schutzes

  1. Station: Umweltbibliothek Merseburg UBM. Hier fand die Exkursion ihren thematischen und gedanklichen Abschluss zur Entwicklung der AHA-Regionalgruppe Merseburg-Leuna-Bad Dürrenberg/Umweltbibliothek Merseburg „Jürgen Bernt-Bärtl“.

Andreas Liste
Vorsitzender

Halle (Saale), den 24.02.2020

Fotos: Sabine Schauer