Der Begriff Aue stammt von den germanischen Worten Wort „ouwa“, „auwia“ ab und heißt übersetzt „Land am Wasser“, „nasse Wiese“, „Insel“. Diese Bezeichnungen drücken schon einiges über den Charakter einer Aue aus. Auen, welche eine sehr enge Wechselbeziehung zum Fluss halten, benötigen immer wieder Hochwasser, um ihre besondere Struktur und ihre damit verbundene Arten- und Strukturvielfalt entwickeln zu können. Auenlandschaften sind von Wiesen, Hochstaudenflächen, Altarmen, Standgewässern, Schlamm-, Kies und Sandflächen geprägt. Natürlich nicht zu vergessen die verschiedenen Auenwaldgesellschaften. Dazu gehören zum Beispiel Pappel-Weiden-Auenwälder, welche als Weichholzauenwälder bis zu 200 Tage im Jahr unter Wasser stehen, Ulmen-Auenwälder, welche oft mit Silberweiden, Schwarzerlen und Eschen durchsetzt sein können. Diese Waldgesellschaften können durchaus bis zu 150 Tage überflutet sein. Schließlich seien noch die „klassischen“ Hartholzauenwälder erwähnt, nämlich die Ulmen-Eichen-Auenwälder. Hier findet schon seltener eine Überflutung statt. Wenn dann doch, vertragen zum Beispiel Stieleichen bis 100 Tage Hochwasser im Jahr. Somit ist schon deutlich zu erkennen, dass in einer eng mit dem Fluss verbundene Aue, welche mehr oder minder als Überflutungsraum dient, Arten vorkommen, die nicht nur lange Überflutungszeiträume überstehen, sondern auch zur Entwicklung dringend benötigen. Die Auenwälder dienen dabei als „Sieb“ für das Hochwasser, indem sich das abgebremste Hochwasser von Sedimenten und Schwemmgut „befreien“ kann, die Böden sich mit Wasser auffüllen und somit die immer neue Versorgung mit Schlick, Nährstoffen, Flusssand und –kies sowie nicht zuletzt mit natürlichem Schwemmgut genetischen Austausch für Fauna und Flora erfährt.

Der Mensch hat schnell erkannt, dass diese Auen fruchtbares Land darstellen und die Auenwälder sich für die Holzgewinnung eignen. Die heute bekannten Auenwälder entstanden zumeist in Folge der Abholzungen in den Mittelgebirgen im 8./9. Jahrhundert, was zu massiven Bodenerosionen führte. Ein Prozess, welcher auf Grund der gegenwärtigen, sehr häufig monotonen und sehr intensiven Landwirtschaft an Intensität und auch Gefahr dazu gewonnen hat. Zusätzliche Nährstoff- und Pestizidbelastungen sorgen für starke Belastungen der Fließgewässer und Auen. Von daher ist eine Extensivierung und Rückkehr zu einer höheren Kulturvielfalt in der Landwirtschaft genauso wichtig, wie das Ende einer weiteren Flächenversiegelung, Bebauung und räumlicher Einschränkung von Gewässerschonstreifen und Überflutungsräumen.

un ist immer wieder zu hören und zu lesen, dass periodische Hochwasser die Vegetation in der Leipziger Aue schädigen würden. Dabei führen diese Leute die Gefahren für Rotbuche und Ahornarten an. Wie bereits erwähnt, vertragen bezogen auf das Jahr Stieleichen und Ulmenarten in der Regel 100 Tage, maximal 200 Tage, Eschen und Feldahorn in der Regel 50 Tage bis maximal 100 Tage. Ahornarten wie Spitzahorn ca. 20 Tage im Jahr und die Rotbuche ca. 15 Tage im Jahr.

Während z.B. die Stieleiche und die Ulme bereits in den „Auenurwäldern“ vorkamen, gelangten häufig Rotbuche forstwirtschaftlich und der Spitzahorn im Ergebnis der „abgewehrten“ Hochwasser in den Auenwald. Von daher ist es folgerichtig, dass bei wieder ungehindertem Einströmen von Hochwasser, die weniger hochwasserresistenten Arten einer schrittweisen Verdrängung unterliegen. Woher kommt aber auf einmal die Sorge um den Spitzahorn ? Diente nicht das massive Zurückdrängen des Spitzahorns einst als einer der wichtigsten Gründe für die gegenwärtigen radikalen Forstwirtschaftsmaßnahmen ? Da drängt sich nun die berechtigte und immer wieder gestellte Frage auf, was die dafür Verantwortlichen nun wirklich mit den Massenabholzungen bezwecken. Fakt ist nun mal, nur eine intakte, mit dem Fluss im engen und ungehinderten Wechselverhältnis stehende Aue garantiert eine arten- und strukturreiche Natur und Landschaft mit den dort standortgerechten estand an Tieren und Pflanzen sowie dient als naturgemäßer Hochwasserraum mit Abflachung und Verlangsamung von Hochwasserwellen. Daher gilt es so schnell wie möglich Flusssysteme naturnahe Strukturen entwickeln zu lassen, Deiche zurückzuverlegen oder an geeigneten Standorten ganz abzubauen. Von daher ist auch keine Notwendigkeiten zur Errichtung, Schaffung sowie Um-, Neu- und Ausbau von Auslasswehren und Polderflächen ersichtlich. Das einer breiten Öffentlichkeit sach- und fachgerecht zu vermitteln, sie in das Wirken für Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutz einzubeziehen ist ein sehr wichtiges Ziel des ehrenamtlichen und gemeinnützigen Arbeitskreises Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA). Dazu zählt ebenfalls, dass die Auen in und um Leipzig eine sehr wichtige Funktion zur Erholung der Bevölkerung besitzen. Jedoch kann nur ein dem Schutz von Natur und Landschaft untergeordneter Tourismus die Grundlage für den Erhalt der Erholungsbasis dienen.

Darauf muss endlich sämtliches, diesbezügliches Denken und Handeln aller Verantwortlichen und Interessenten basieren. Das erfordert aber ein sach- und fachkundiges bzw. wissenschaftlich fundiertes Herangehen an das Thema.

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