I. Ausgangssituation und Anliegen

Wasser des Graebsees wird gegenwärtig abgepumpt und über eine Kombination von unterirdischen Rohren und einer offenen, befestigten Flutrinne in die Kanalisation abgeführt. Die Flutrinne befindet sich in einer Senke nördlich des Graebsees und ist von zahlreichen Gehölzen umgeben. Dazu zählen insbesondere Eschenahorn und Silberweide. Leider hat auf Veranlassung der Stadt Halle (Saale) ein umfassendes Abholzen zu Gunsten einer neuen Wasserleitung mit neuem Pumpenhaus am Graebsee stattgefunden. In der Senke selbst befindet sich eine offenbar nährstoffreiche Wiese, welche in westlicher Richtung durch einen Betonplattenweg von zwei Altweiden und einem Schilfstandort getrennt ist.
Seit längerem nun gilt es zu überlegen, inwieweit das abgepumpte Wasser einerseits in dem besagten Gelände zur Entwicklung eines Feuchtgebietes beitragen kann, aber andrerseits einer Abführung des Wassers zum Saugraben möglich ist. Dies ist Anliegen dieser konzeptionellen Vorschläge.

II. konzeptionelle Vorschläge

Die Überlegungen gehen dahingehend, die Wasserführung und –leitung des Wassers bis zur Senke beizubehalten, aber den befestigten Abfluss aufzuheben und in Form eines naturnaheren Weiterfluss in die Senke weiterzuführen. Das Ziel soll es sein das Gelände durch das vordringende Wasser in ein Feuchtgebiet umzuwandeln. Ansätze dazu sind bereits im westlichen Teil der Senke zu erkennen, wo sich Altweiden und ein Schilfgebiet entwickelt hat. Ferner gilt es die Möglichkeit eines Überlaufes zu schaffen, welcher in niederschlagsreichen Zeiten bzw. Zeiträumen den Abfluss in Richtung des Saugrabens zulässt. Eine Weiterführung der Ableitung in einer offenen und unbefestigten Form gilt es zudem zu prüfen.
Mit dem Vorhaben könnte das Graebseegebiet weiter strukturell und ökologisch aufgewertet und um ein Feuchtgebiet erweitert werden. Was die mögliche Ableitung zum Saugraben angeht, dürften sich die Überlegungen mit denen der Stadt Halle (Saale) durchaus decken. Entscheidende Unterschiede liegen in dem Umbau vorhandener Einrichtungen sowie der Schonung von Pflanzenbeständen im Zuge der Baumaßnahmen. Darüber hinaus könnte mit der weiteren Entwicklung eines Feuchtgebietes ein weiterer Lebensraum von zahlreichen Tieren und Pflanzen entstehen. Auch ist durch Verdunstung, welche in der Region bei ca. 600 bis 700 mm liegen soll, mit einer Veränderung des Mikro- und Makroklimas des unmittelbaren Umfeldes zu rechnen.
Nicht zu unterschätzen ist auch der umweltbildende und –pädagogische Aspekt, welcher schon mit der Einrichtung der Ausgangssituation zur Entstehung des Feuchtgebietes eintreten kann. In späteren Zeiten gehören insbesondere Erfassung und Auswertung der Zusammensetzung der Tier- und Pflanzenarten sowie der Boden- und Wasserqualität. Ebenfalls interessant wäre die Entwicklung des Umfeldes im Blickpunkt einer Veränderung des Mikro- und Makroklimas.
Jedoch gilt es hydrologisch zu prüfen, inwieweit einsickerndes Wasser in größeren Mengen wieder in den Graebsee zurückfließt oder durch Verdunstung und Abfluss mehr Wasser aus dem See abgeführt wird und dieser Vorgang kaum in Erscheinung tritt.

III. Zusammenfassung und Ausblick

Das Bemühen den Wasserstand des Graebsees zu senken ist durchaus korrelativ mit dem Anstieg von Wasserständen an der Bausubstanz in Halle-Neustadt zu sehen. Jedoch kann das abgepumpte kostbare Nass auf dem Weg zum Saugraben zur weiteren ökologischen und strukturellen Bereicherung des Graebseegebietes beitragen. Dies gilt es anzustreben und zu entwickeln. Noch dazu die Vorschläge sich entlang einer vorhandenen Entwässerungstrasse orientiert und nicht von einer landschafts- und naturstörenden Neuverlegungsvariante ausgehen. Neben der zu erwartenden Bereicherung der Landschaft und Natur ist der umweltbildende Aspekt nicht zu vernachlässigen.
Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. mit seiner Arbeitsgruppe Graebsee würde das Vorhaben gerne begleiten wollen.