Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA), ein ehrenamtlicher und gemeinnütziger Umwelt- und Naturschutzverein, welcher in den Ländern Sachsen-Anhalt und Brandenburg, in den Freistaaten Sachsen und Thüringen, aber auch im Land Berlin seine Aktivitäten entfaltet, verfolgt seit vielen Jahren mit großer Aufmerksamkeit und Sorge sowie mit ebenso großem Interesse die Diskussion um den Spreeabschnitt zwischen der Eisenbrücke und Michaelbrücke im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Das eher als „Mediaspree“ bekannte Vorhaben von Unternehmen die offenen Bereiche der Spree zu verbauen hat zurecht umfassenden Widerstand hervorgerufen, wie ja das Abstimmungsergebnis von 87 % gegen das Vorhaben „Mediaspree“ bei dem Bürgerentscheid im Juli 2008, aufzeigt.

Der AHA betrachtet dabei weiterhin mit großem Unverständnis und Sorge wie man hier mit dem nun dokumentierten Bürgerwillen umgegangen ist und hält es daher für weiterhin dringend geboten das Ergebnis des Bürgerentscheides vom 13.07.2008 nun endlich umzusetzen und Profitinteressen Einzelner dafür zurückzustellen.

Am 28.02.2013 war ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte des skandalösen Bebauungsverfahrens durch die Bauträger geschaffen worden. Man hatte doch tatsächlich die Dreistigkeit besessen einem 22 m langen Mauerstück zu Leibe zu rücken, was nunmehr als East Side Gallery bekannt ist. Es ist erstaunlich und unbegreiflich, dass der damalige Berliner SPD/CDU-Senat unter Leitung des nunmehr früheren Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) das nicht nur duldete, sondern offenbar durch ihre Politik auch noch begünstigte. Nunmehr ist der rot-rot-grüne Senat unter Leitung des Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) gefordert, den vor nunmehr über 10 Jahren artikulierten Willen der Bürgerinnen und Bürger zu berücksichtigen sowie ökologische und hydrologische Aspekte der Spree, ihrer Aue und Nebengewässer zu beachten und zu berücksichtigen. Es vergeht ferner ansonsten kein Monat, wo Verantwortliche des Deutschen Bundestages, des Bundesrates und der Bundesregierung sowie des Berliner Abgeordnetenhauses und Senates auf das mahnende Gedenken der Teilung Deutschlands und Berlins sowie der im Kaltem Krieg entstandenen Bauten –wozu die Mauer in Berlin gehört- hinweisen. Gerade im Vorfeld des 30. Jahrestages der Grenzöffnung am 09.11.2019 ist mit einer Intensivierung des Themas zu rechnen. Geht es jedoch um Kapitalinteressen einzelner, dann spielt das auf einmal keine oder maximal nur noch eine untergeordnete Rolle. Noch zwiespältiger geht es bald gar nicht mehr.

Nach weiterbestehender Auffassung des AHA sollte der genannte Spreeabschnitt weitgehend seine räumliche Offenheit behalten, um eine weitere sukzessive Entwicklung von Grünraum zu ermöglichen. Dies ist wichtig, um vereinzelte Grünräume, als Rückzugsraum für Tier- und Pflanzenarten, Raum eines sanften Tourismus für die Bevölkerung und ihren Gästen sowie als Entstehungs- und Ventilationsraum für Kalt- und Frischluft nicht nur zu erhalten, sondern noch weiter entwickeln zu lassen. Darüber hinaus trägt Grün zur umfassenden Auflockerung eines oft stark und umfassend verbauten Stadtraumes bei. Nach Meinung des AHA sollte sogar eine Prüfung dahingehend erfolgen, inwieweit eine weitere Aufweitung und Vernetzung bestehender Grünbereiche zu zusammenhängenden Grünräumen entlang des 44 km langen Spreeabschnittes in der deutschen Hauptstadt möglich ist. Dazu bieten zum Beispiel die Mündungsbereiche von Erpe/Neuhagener Fließ, Wuhle und Panke sehr gute Ansätze und Möglichkeiten, um die Biotop- und Grünverbünde in das Stadtgebiet und bis in das Land Brandenburg hineinzuführen sowie räumlich und strukturell auszuweiten.
Ferner könnte so eine dringend notwendige Entsiegelung von Uferbereichen der Spree stattfinden, um das Nebengewässer der Havel im Einzugsbereich der 1.091,47 km langen Elbe ökologisch und auch touristisch durchgängiger zu entwickeln bzw. entwickeln zu lassen. Dabei sollte auch der Bereich des Zentrums, beispielsweise vom Areal des Alexanderplatzes bis zum Hauptbahnhof, kein Tabu darstellen. Angesichts der Wasserrahmenrichtlinien (WRRL) der EU im gewissen Sinne fachlich und rechtlich gesehen auch eine Verpflichtung.

Der AHA verweist zwar auf die gegenwärtige weitgehende verschärften Wasserarmut der Spree in Folge der nunmehr ausbleibenden Abpumpungen von Grundwässern der jetzt endlich stillgelegten Braunkohletagebauen aus dem 2.500 km² großem Lausitzer Gebiet und der noch anhalternden, langwierigen Wiedereinpegelung der jahrzehntelangen abgesenkten Grundwasserspiegel, was aber nach Abschluss des hydrologischen Veränderungsprozesses in einigen Jahrzehnten, eine nachhaltige Veränderung des Wasserregimes zur Folge haben wird. Trotz der Trockenheit im Zeitraum vom April 2018 bis Oktober 2018 andauernde Trockenheit, kann das eine erfreuliche Mehrung der Wassermengen der Spree bedeuten und womöglich perspektivisch auch zu Hochwassersituationen führen. Dafür benötigt man dann jedoch auch Retentionsflächen in der nunmehr verbauten innerstädtischen Berliner Spreeaue. Was liegt da näher, dass es gilt unverbaute Spreeabschnitte nicht Beton, Asphalt und Stahl zu opfern, sondern stattdessen nicht nur zu erhalten, sondern eher noch räumlich auszuweiten. In dem Zusammenhang erscheint es sinnvoll zu sein, die gegenwärtig stattfindende sukzessive Entwicklung der Uferbegrünung noch weiter zu entwickeln und weiteren Raum zu geben sowie durch einen, unversiegelten geschickt geführten Uferweg nicht zu beeinträchtigen.

Der AHA weist ferner darauf hin, dass alle Entwicklungen und Maßnahmen im Bereich der Spree keinesfalls eine rein Berliner Angelegenheit darstellt, sondern in einer Gesamtentwicklung im 148.268 km² großem Elbeeinzugsgebiet zu sehen ist. Die insgesamt ca. 400 km lange Spree ist als Nebengewässer der ca. 325 km langen Havel somit Bestandteil dieses gesamten Gebietes.

In dem Blickfeld betrachtet, stellt die Respektierung des überwiegenden Bürgerwillens nicht nur eine Nagelprobe in Sachen Demokratie dar, sondern sollte sogar einen Gedankenanschub für einen vollkommen neuen Umgang mit der Berliner Spree, ihrer Auen, ihrer Nebengewässer sowie der damit verbundenen Fragen wie Ökologie, Wohn- und Erholungsqualität sowie nachhaltiges Wirtschaften hervorrufen.

Da man nun selbst historische Objekte, wie das eingangs genannte Mauerteil, beseitigen möchte, hat das Ganze nicht nur landespolitische, sondern zumindestens bundespolitische, wenn nicht gar europa- und weltpolitische Bedeutung. Daher fordert der AHA zu bundesweiten Protesten auf, appelliert an die Abgeordneten von Deutschen Bundestag, an Bundesrat als Gremium der 16 Bundesländer, an die Bundesregierung sowie selbst an die einstigen Alliierten Russland, USA, Großbritannien und Frankreich, hier sich für ein Ende dieses unsäglichen Vorhabens einzusetzen. Dieses Teilstück der Berliner Mauer ist ein wichtiges mahnendes Teilstück einer Geschichte im Ergebnis eines barbarischen Krieges dem vermutlich 100 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Hier hat Deutschland –und somit auch das Land Berlin- eine ganz besondere Verantwortung zu tragen. Somit hat die Freihaltung dieses Spreeraumes nicht nur eine ökologisch-touristische Komponente, sondern auch einen sehr starke historische Notwendigkeit.

Der heutige AHA ist bereit, seine nunmehr fast 39 Jahre gesammelten Erfahrungen einzubringen und im Rahmen seiner ehrenamtlichen Möglichkeiten an einer ökologisch orientierten Entwicklung der Spree, ihrer Nebengewässer und ihres Umfeldes mitzuwirken.
Daher beabsichtigt der AHA eine ehrenamtliche Landesgruppe in Berlin zu bilden, welche sich der ebengenannten Thematik annehmen soll.
Wer Interesse hat daran mitzuwirken, wende sich bitte an folgende zentrale Anschrift des AHA:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA)
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345/200 27 46
Internet: http://www.aha-halle.de
E-Mail: aha_halle@yahoo.de