Die ca. 2.000 m lange und ca. 200 bis 300 m breite Peißnitzinsel gehört nach Auffassung des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) zu den bedeutsamsten Bestandteilen der halleschen Saaleaue. Insbesondere das Naturschutzgebiet (NSG) Peißnitznordspitze und das geschützte Landschaftsbestandteil (GLB) Gutspark im Südteil der Insel sind als wertvolle Bereiche der Peißnitz anzusehen. Ebenfalls als schützenswert zu nennen sind die Hartholzauenwaldreste mit Weichholzauenstreifen am Flussufer, welche sich entlang der Wilden Saale und in großen Abschnitten entlang der Stromsaale befinden. In den mittleren Bereichen der Insel erfolgten im Gegensatz dazu bis in die Siebzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts massive Flächenversiegelungen und Bebauungen. Dazu zählen als ältere Bebauungen das Gut Gimritz und das frühere Pionierhaus sowie als neuere, aber auch besonders flächenverbrauchend Kindereisenbahn, Tennisanlagen, Bühnenbereich, die zumeist asphaltierten Wege und Plätze, das Planetarium und nicht zu letzt die Ausstellungshallen. Bereits in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts und natürlich ebenso später mahnte der 1997 verstorbene und unvergessene Professor Hermann Meusel immer wieder an, das Hochwassereinzugsgebiet Peißnitz von weiteren und flächendeckenden Be- bzw. Verbauungen freizuhalten. Mit der Beseitigung der Stelzenbauten Mitte der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts und der Ausstellungshallen im Jahre 2003 setzte die Stadt Halle (Saale) durchaus hoffnungsvolle Ansätze in die richtige Richtung. Nun beobachtet der AHA jedoch mit großer Sorge und ebenso großem Unverständnis, dass seit Juli 2013 massive Ab- und Ausholzungsmaßnahmen stattfinden, welche besonders stark den Auenwald im mittleren Teil der Peißnitzinsel betreffen, das vom heutigen AHA seit 1984 konzipierte und seit 1990 entstandene Amphibienlaichgewässer im Nordteil der Peißnitz einbeziehen und somit auch massiv die Randbereiche des NSG Peißnitznordspitze beeinträchtigt haben.

Im Rahmen der Ab- und Ausholzungsmaßnahmen, welchen neben hochwasserbedingtem Totholz von Schwarzen Holunder, aber auch lebendige Gehölze zum Opfer fielen, zerstörten die Holzungstrupps teilweise fast vollständig die Strauch- und Feldschicht. Während man im Auenwald im mittleren Teil gar eine Lichtung herausschnitt, fegte man im Nordteil der Insel regelrecht den Auenwald. In Schreiben vom 18.08.2013 und 22.09.2013 an den halleschen Oberbürgermeister Dr. Wiegand wies der AHA auf seine massiven Sorgen und Bedenken hin und mahnte ein unverzügliches Ende derartiger Holzungsarbeiten an. Nicht nur, dass weder eine Eingangsbestätigung, noch eine Antwort beim AHA einging, setzt man stattdessen, offenbar unbeeindruckt von den Einwendungen, die Ab- und Ausholzungen mit verstärkter Intensität fort. Diese Holzungsarbeiten tragen jedoch zur nachhaltigen Störung der Auenwälder bei, indem man Totholz als Unterschlupf für kleinere Säugetiere wie Baummarder und Mauswiesel, Nist- und Nahrungsmöglichkeiten für Vögel wie Amsel, Rotkehlchen, Zaunkönig und Specht, Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten und Spinnen sowie Lebensraum von Pilzen beseitigt. Zudem erleichtert Totholz die Ansaat von Junggehölzen, da diese u.a. als Ansitz für Vögel dienen, welche Saatgut an Ort und Stelle hinterlassen und dieses sich in dem am Boden liegenden Geäst verfangen kann. Abgesehen davon, dass früher oder später das Totholz durch zahlreiche Organismen zersetzt und mineralisiert wieder in den Stoffkreislauf des Auenwaldes einmündet. Im Interesse des Schutzes, des Erhaltes und der Entwicklung eines arten- und strukturreichen Auenwaldes fordert der AHA die Stadt Halle (Saale) auf, diese bestimmt auch sehr kostenintensiven Ab- und Ausholzungsarbeiten sofort zu beenden !
Darüber hinaus hält es der AHA für dringend geboten den Auenwald auf der Peißnitz einer sukzessiven bzw. naturnahen Entwicklung zu überlassen. Dazu zählt darüber hinaus die in einer Konzeption vom 21.03.2003 vom AHA vorgeschlagene sukzessive Erweiterung des bestehenden Auenwaldes im mittleren Teil der Peißnitzinsel auf die Gesamtfläche der einstigen Ausstellungshallen und einst angrenzender Wege, welche eine Fläche von etwa 2.400 bis 2.600 m, also ca. eines viertel Hektars umfasst.

Im Übrigen sind Auenwälder nicht nur aus der Sicht des Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutzes und als Raum zur Erholung der gestressten Menschheit sehr bedeutsam, sondern sie dienen auch dem nachhaltigem Hochwasserschutz, indem sie Hochwasserwellen abbremsen und Treibgut aus dem Hochwasser heraussieben.

Andreas Liste
Vorsitzender