Mit großer Aufmerksamkeit hat der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) Pressemitteilungen über die Vorstellung einer Grundwasserstudie zu Halle-Neustadt und Halle-Dautzsch durch den halleschen Beigeordneten Uwe Stäglin und seiner Bereichsleiterin Kerstin Ruhl-Herpertz aufgenommen.
Der AHA sieht jedoch die Lösungsvorschläge für sehr problematisch.
So ist der Vorschlag einer 5,1 km langen und 8 m tiefen Sperre aus Ton in vielfältiger Hinsicht sehr bedenklich. Wie bereits benannt könnte Rückstau in der Tat dahinterliegende Flächen vernässen, da teilweise die Grund- und Schichtwasserströmungsrichtung von der Saale nach Halle-Neustadt führen kann, was besonders bei Hochwasser zu erwarten ist. Bei Niedrigwasser der Saale könnte im umgekehrter Richtung die Blende wie ein Rückstau wirken und zur Verstärkung der Vernässung in Halle-Neustadt führen. Andrerseits besteht die Möglichkeit, dass die 8 m tiefe Tonblende einfach unterströmt wird und somit gar keine Unterbrechung des Wasserstroms erfolgt. Des weiteren besteht die Möglichkeit, das Risse und Bruchstellen in der Blende eine Durchlässigkeit von Wasser zulässt.
Der AHA hält die Aufrechterhaltung des Pumpensystems, obwohl die Pumpen das Wasser heransaugen, zur Zeit für die beste Lösung. Ferner könnte sich der AHA größere und kleinere offene Kleingewässer vorstellen, welche Wasser durch Verdunstung und offene Abflüsse in Saale, Rossgraben und Saugraben das Wasser abführen.
Der AHA hält es nunmehr für dringend geboten den umfassenden Gehölzbewuchs wieder zuzulassen, welcher zur grünen Stabilisierung des Dammes und zur Wiederherstellung einer durchgehend Fahrrad- und Wanderstrecke führt sowie zahlreichen Tierarten wieder Lebens- und Rückzugsraum bieten kann.
Darüber hinaus hat der AHA immer wieder vorgeschlagen die einstigen Bögen der Wilden Saale, welche einst durch das Gebiet des Holzplatzes und des Sandangers flossen und in der Zeit von 1968 bis 1978 verfüllt worden sind, wieder zu beleben, um einen Abfluss der Hochwasser besser vorantreiben zu können.
Ebenso gilt es z.B. alle Aufschüttungen aus den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Bereich der Hafenstraße einschließlich der Restbauten der Verkaufseinrichtungen komplett zurückzubauen, um weiteren Hochwasserausbreitungsraum der Saale zurückzugeben.
Darüber hinaus steigen die Grund- und Schichtwasserstände, in Folge des Endes des Bergbaus in den Kohlegruben des Geiseltalgebietes, des Mansfelder Landes, aber auch im Bitterfelder und Leipziger Raum, weiter an.
Auf jeden Fall kann der AHA das fortgesetzte Drängen der Stadt Halle (Saale) nicht nachvollziehen, den Gimritzer Damm kahl zu schlagen und wassertechnisch auszubauen. Nicht höhere Dämme sorgen für nachhaltigen Umgang mit Hoch-, Grund- und Schichtwasser, sondern Rückbau von Bauwerken und Flächenversiegelungen sowie die damit die damit verbundene Rückgabe von Auen an den Fluss Saale und ihrer Nebengewässer.
Im Falle des Grundwasseranstiegs im Dautzsch glaubt der AHA durch vermehrte Schaffung von unversiegelten Gräben und offenen Wasserflächen die Grundwassersituation etwas zu entspannen. So können auch hier Verdunstung und Abfluss für eine gewisse Minderung der Grund- und Schichtwasserhöhen beitragen. Zudem gilt es Versiegelungen zurückzunehmen und den Ausbreitungsraum der Reide und ihrer Nebengewässer zu erweitern.
Langfristig gesehen glaubt der AHA mit der starken Reduzierung der jährlichen Niederschlagsmengen im mitteldeutschen Raum von bisher 400 bis 450 mm auf 300 mm mit einem starken Sinken der Grund- und Schichtwasserstände, was eher zu verstärkter flächendeckender Austrocknung führen kann.
Auf Grund der geologischen, hydrologischen und ökologischen Komplexität der Angelegenheit gilt es nach der Auffassung des AHA die langjährigen wissenschaftlichen Erkenntnisse der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit einzubeziehen und zu nutzen. Ferner hält der AHA eine breite öffentliche Diskussion für dringend geboten.