Verheizte Schätze – Auf dem Braunkohlenpfad von der Halleschen Saline nach Lieskau-Waldheil
Zum Tag des Geotops am 19.09.2021

Der Nietlebener Heimatverein e.V., unterstützt durch das Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt in Halle, hatte am 19.09.2021, zum Tag des Geotops, zu einer Fahrradexkursion entlang des Braunkohlenpfades bei Halle eingeladen. Gekennzeichnet ist dieser Pfad durch Wegweiser und Informationstafeln von Teutschenthal über Langenbogen – Zappendorf – Bennstedt – Lieskau/Waldheil – Heidesee – Försterei „Habichtsfang“- Weinberg-Campus Halle – Schwanenbrücke an der Wilden Saale bis zur Saline in Halle. Treffpunkt war um 10.30 Uhr an der Saline in Halle.
In unmittelbar Nähe der Saline, ist die ehemalige Eisenbahnbrücke zur Überquerung der Saale der „Pfännerschaftlichen Kohlenbahn“ als Relikt noch zu sehen.
Die Streckenführung der „Nietlebener Pferdekohlenbahn“ verband die Nietlebener Braunkohlengrube Neuglücker Verein (der heutige Heidesee) mit der Wilden Saale, unweit der Schwanenbrücke. Mitte des 19.Jahrhunderts wurde mit dem Bau der von Pferden gezogenen Schmalspurbahn begonnen. Auf einer Strecke von knapp vier Kilometern wurde die Braunkohle von der Grube bis zur sogenannten Kohlenschurre (Kohlenrutsche) an der Wilden Saale transportiert und auf Lastkähne verladen. Der Standort der ehemaligen Kohlenrutsche an der Wilden Saale ist befestigt markiert. Abnehmer der Braunkohle war u.a. die „Cröllwitzer Papiermühle“. Die Gleise führten dabei nicht nur über Nietlebener Flure, sondern unterquerten auch die Anhöhe nordwestlich der „Provinzial-Irrenanstalt“ von Nietleben, mit einem Tunnel von 300 Meter Länge, sowie den Weinberg, in der Nähe der Heideallee, mit einer Länge von 80 Metern. Eine Lüftungsöffnung des Nietlebener Tunnels ist noch sichtbar. Sechzig Jahre lang war die Pferdeeisenbahn in Betrieb.
An den unterschiedlichen Standorten vor Ort versuchten wir uns anhand von historischen Bildaufnahmen in den damaligen Zustand des Gebietes hineinzudenken. Sowohl umfassende Überbauungen, als auch landschaftliche Veränderungen lassen nur eine vage Vorstellung zu.
An der Freifläche neben der ehemaligen Försterei „Habichtsfang“ kann man sich den dort gelegenen Kohle-Lagerplatz vorstellen. Auf dem Gelände des vor kurzem eingeweihten „Ameisen-Spielplatzes“ befand sich eine Schwelerei und eine Paraffin-Fabrik. Eine Besonderheit in westlicher Richtung gegenüber des Heidesees, stellt die damalige komplette Verlegung des „Gutes Granau“ um ca. 300 nach Süden dar, um die sich dort befindenden Braunkohlevorkommen zu heben. Das Gebiet des Heidesees ist heute eine Bergbau-Folgelandschaft. Bei unserem Weg am Rande der Dölauer Heide wurden wir auf mehrere Erdeinbrüche aufmerksam gemacht. Es handelt sich um ehemalige Stollen. Zur Förderung der Kohle in der heutigen Dölauer Heide sind Stollen bis zu einer Tiefe von 40 Metern getrieben worden. Nach Darstellungen des Nietlebener Heimatvereins e.V. sind davon ca. ein Viertel verschüttet worden.
Es ging weiter am Granauer Friedhof vorbei zum Granauer Berg. Dem Lößhohlweg folgend bis zum Bergmannssteig, hatten wir auf der Bergkuppe einen weiten Blick auf das südöstlich gelegene Halle-Neustadt. Die Bergleute nutzten den Bergmannssteig als Trampelpfad, um von den Zscherbener Braunkohlengruben nach Dölau zu gelangen. Heute ist es ein Naturlehrpfad. Wir gelangten über den Granauer Weg nach Lieskau Waldheil. Unsere Exkursion endete an der 2013 errichteten Stele „Straße der Braunkohle“. Sie erinnert u.a. an den ersten Braunkohlenfund 1382.

Diese Exkursion vermittelte ein Stück Bergbau – und Industriegeschichte, denn die im Umland von Halle gehobenen Bodenschätze haben diese Region im 19. und 20. Jahrhundert zu einem prosperierenden Industrie- und Wirtschaftsstandort in Mitteldeutschland gemacht.

Text & Fotos: Sabine Schauer