Im Rahmen einer vom Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) organisierten und durchgeführten vierstündigen Exkursion in die Saaleauenlandschaft im Zentrum bis Süden Halles am 16.02.2019, wo die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer das Gebiet des Holzplatzes, die Pulverweiden sowie die zum 90,7 ha großem Naturschutzgebiet „Rabeninsel und Saaleaue bei Böllberg“ gehören-den Gebiete Untere Aue und Rabeninsel in Augenschein in Augenschein nahmen, berieten und diskutierten über sie die gegenwärtigen Zustände sowie Möglichkeiten der künftigen Entwicklung und des Schutzes des Exkursionsgebietes, aber auch der gesamten Auenlandschaft im Stadtgebiet von Halle (Saale).

Dabei waren sich alle Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer einig, dass das Agieren von Politik und Verwaltung der Stadt Halle (Saale) zu massiven Schädigungen und Bedrohungen geführt haben bzw. führen kann.

Dazu zählen u.a. die massiven Abholzungen und Errichtungen von Asphaltwegen am ca. 10 ha große Naturschutzgebiet (NSG) Peißnitznordspitze, auf der gesamten Peißnitzinsel, auf der Ziegelwiese, auf der Würfelwiese , in Verbindung zwischen Holzplatz und Jungfernwiese, die Eröffnung der Wilden Saale für den Bootsverkehr am 08.06.2018, die Verwüstungen in den Klausbergen sowie die Massenausholzungen am Mühlgraben. Ferner drohen u.a. noch immer Planungen neuer Saalebrücken in Halle (Saale) und Verkehrstrassen durch die Saaleaue und die Errichtung neuer Bootsanlegestellen im gesamten halleschen Stadtgebiet.

Mit großem Unverständnis nahmen die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer am 16.02.2019 den Ausbau von Schlenkerweg und Forstmeisterweg mit Porphyrsplitt in Augenschein. Gleiches gilt es für mögliche Pläne die Zuwegung zur Schleusenanlage zu asphaltieren sowie ggf. Ausholzungen im Wegebereich vorzunehmen. Die Exkursi-onsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer verwiesen darauf, dass die Rabeninsel ein klassischer Auenwald im Einzugsbereich der Saale darstellt und somit hochwasserbeeinflusst ist. So rechnen die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer damit, dass einhergehend mit den Abspülungen derartig ausgebauter Wege der Splitt im gesamten Naturschutz- und FFH-Gebiet verteilt und somit den Boden sowie Fauna und Flora beeinträchtigen könnte. Ferner schätzten Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer ein, dass der Weg ausreichend befestigt ist und zudem besser zum Natur- und Landschaftsbild passt und solche baulichen Eingriffe zu Schädigungen in dem Wurzelraum der angrenzenden Bäume geführt hat. Nunmehr drohen gleiche Ausbaumaßnahmen im ca. 10 ha großen Naturschutzgebiet (NSG) Peißnitznordspitze, welches in enger Korrelation mit dem Naturschutzgebiet ”Forstwerder“ zusammen das FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ bilden. Der AHA hatte mehrfach auf die obengenannten Probleme hingewisen, wozu auch die die öffentliche Begehung am Freitag, den 07.10.2016 mit der Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt Prof. Dr. Claudia Dalbert zählt.

Der AHA fordert nunmehr den Ausschuss für städtische Bauangelegenheiten und Vorgaben nach der VOB, VOL, HOAI und VOF des Stadtrates der Stadt Halle (Saale) dringend auf, am 21.03.2019 dem „Baubeschluss Peißnitznordspitze, Fluthilfemaßnahme 190, Vorlage: VI/2018/04603“ aus o.g. Gründen die Zustimmung zu verweigern.
Möglicherweise dafür veranschlagte Flutgelder sollten eher in Entsiegelungs- und Rückbaumaßnahmen in den Auenlandschaften Ein-satz finden. Dazu gehören z.B. die komplette bauliche Umverlegung des Multimediazentrums an einen hochwasserfernen Standort, der Rückbau der großzügigen Asphaltflächen im Mittelteil der Peißnitzinsel sowie eines Betonpodestes am Ufer der Wilden Saale im Nordteil der Rabeninsel.

Der AHA hat mit Sorge Medienberichte zu Planungen der halleschen Immobiliengruppe Retzlaff aufgenommen, eine schwimmende Bar auf der Saale südöstlich des Amselgrundes und im unmittelbaren nordöstlichen Anschluss an das ca. 10 ha großen Naturschutzgebiet (NSG) Peißnitznordspitze zu errichten, welches in enger Korre-lation mit dem Naturschutzgebiet ”Forstwerder“ zusammen das FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“ darstellen.

Derartige Vorhaben zerstören die Uferregion der Saale, führen zu Beeinträchtigungen des Landschafts- und Stadtbildes sowie bedrohen die Entwicklung des Naturschutzgebiet (NSG) Peißnitznordspitze, des Amselgrundes sowie des Biotop- und Grünverbundes entlang der Saale. Zudem betrifft das Vorhaben den unmittelbaren Hochwasserraum der Saale. An der Notwendigkeit Hochwassereinzugsgebiete zu bebauen ändert auch nicht die geplante Verwendung eines Pontonsystems, welches aus Auftriebskörpern aus Kunststoff besteht.

Darüberhinaus besteht traditionell eine gute und ausreichende Gastronomie im Bereich der halleschen Stadtteile Giebichenstein und Kröllwitz. Diese gilt es eher an ihren jeweiligen Standorten zu befördern und in eine wissenschaftlich fundierte Tourismuskonzeption einzubinden.

Ebenfalls mir Sorge betrachtet der AHA den voranschreitenden Ausbau des Saaleabschnittes im Bereich des Pfälzer Ufers, welches u.a. auf Abholzungen und Ausbau des angrenzenden Saaleufers orientiert, um u.a. einen Bootsanlegesteg zu errichten.

Der AHA fordert diese angedachte Zerstörung von Umwelt, Natur und Landschaft nicht zuzulassen. Ferner weist der AHA darauf hin, dass auch dieser Teil der Saaleaue Überflutungsraum der Saale ist, wie man anschaulich bei den jüngsten Hochwasserereignissen in Jahren 2011 und 2013 feststellen konnte.

Zusammenfassend fordert der AHA erneut eine wissenschaftlich fundierte Tourismuskonzeption in und für Halle (Saale), welche Naherholung und Tourismus dem Schutz und Erhalt von Natur, Landschaft und Umwelt unterordnet. Was nützt es uns Natur und Landschaft für Naherholung und Tourismus zu nutzen, wenn diese massiv geschädigt oder gar Zerstörung erfahren soll und somit ihre Arten- und Strukturvielfalt verliert, welche aber u.a. die anziehende Wirkung für die Bevölkerung ausmacht. Daher gilt es die Flusslandschaft der Saale in Halle nicht zu „vermarkten“, sondern zu schützen, zu erhalten und zu bewahren, damit sich auch künftige Generationen in ihr erholen und entspannen können.

Ferner weist der AHA wiederholt auf seine Vorschläge aus dem Jahr 1996 für den Bereich des Holzplatzes hin, wonach im Bereich des einstigen Saalebogens der Wilden Saale, welche über den Sandanger zur Peißnitzinsel führte, eine Wiederbelebung des einst in den Jahren von 1968 bis 1978 bzw. bis 1987 verschütteten Saalearms erfolgt. Dazu ist der Abtrag einer bis 5 bis 8 m mächtigen Aufschüttung, welche aus Bodenaushub, Bauschutt und Abfällen besteht, erforderlich. Dies trägt zur Wiederherstellung eines größeren Überflutungsraumes der Saale bei, erhöht die Vielfalt der landschaftlichen Struktur und eröffnet zudem die sukzessive Erweiterungsmöglichkeit des bestehenden, angrenzenden Auenwaldrestes.

Leider bleiben Reaktionen des Landes Sachsen-Anhalt und der Stadt Halle (Saale) komplett aus. Stattdessen schafft man vollendete Tatsachen bei der Zerstörung von Umwelt, Natur und Landschaft im halleschen Stadtgebiet.

Daher fordert der AHA alle Kandidaten für das Amt des halleschen Oberbürgermeisters sowie die künftigen Kandidatinnen und Kandidaten für den halleschen Stadtrates auf, sich endlich zu dem Themenkreis zu äußern. Nur so lässt sich erkennen, wer von den Damen und Herren das Vertrauen per Wahlmandat im Jahr 2019 verdient hat.

Darüber hinaus ruft der AHA die Bevölkerung auf, sich für einen umfassenden Schutz und Erhalt von Umwelt, Natur und Landschaft in der Stadt Halle (Saale) einzusetzen. Wer dazu Interesse hat, wende sich bitte an folgende Anschrift:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 – 2002746
E-Mail: aha_halle@yahoo.de
Internet: http://www.aha-halle.de