Jahr: 2013 (Seite 16 von 29)

AHA hält aktuelle und nachhaltige Hoch- und Grundwasserkonzeption in Leipzig und Umland für dringend geboten

Letztmalig führten zahlreiche Flüsse wie z.B. Elbe, Donau, Saale und Mulde sowie ihre Nebengewässer sehr umfassendes Hochwasser im Juni 2013. Dazu zählen auch ganz klar und deutlich Weiße Elster/Nahle/Luppe, Pleiße und Parthe. Diesmal ausgelöst durch umfassende Niederschlagswasser –aber auch in Folge umfassender Schmelzwasser möglich- , verschärft sich immer wieder die Situation durch umfassend versiegelte Flächen, ausgeräumte Landschaften, überbaute und verschüttete Bäche und Flussarme sowie fehlende Hochwasserausbreitungsräume entlang der Fließgewässer.
Mit dem Anstieg der Grundwasser in Folge der Flutung der früheren Tagebaue ist zudem mit umfassenden Wiederanstiegen der Grundwasserstände zu rechnen.
Nach Auffassung des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) gilt es daher auch im Raum der Städte Leipzig, Markkleeberg und Schkeuditz in verantwortlicher Zusammenarbeit mit dem Freistaat Sachsen, Begleitung durch wissenschaftliche Einrichtungen sowie massiver Einbeziehung der Bevölkerung und ihrer Vereine, Verbände und Initiativen unverzüglich eine aktuelle und nachhaltige Hoch- und Grundwasserkonzeption zu entwickeln.
Schwerpunkte sollten an erster Stelle die Einstellung bzw. der Ausschluss von Verbauungen und Versiegelungen in bestehenden Auen und Altauen sowie in Bereichen von verschütteten Altgewässern sein. Ferner ist es erforderlich bestehende versiegelte Flächen zu überprüfen, ob ein Rückbau erfolgen kann.
Eine besondere große Bedeutung kommt zudem der Rückverlegung von Deichen zu. Dies führt zur Erweiterung von Hochwasserausbreitungsraum, Verringerung von Hochwasserhöhen und damit einer Verringerung der Hochwasserkatastrophengefahr sowie nicht zuletzt auch zur wichtigen Wiederherstellung einer direkten ökologischen und hydrologischen Verbindung zwischen Aue und Fließgewässer. Insbesondere die Auen an Elster, Luppe und Nahle im Norden von Leipzig und im angrenzenden Schkeuditz würden ganz besonders davon profitieren.
Mit dem angedachten Ausbau des Nahleausbauwerkes setzt die Landestalsperrenverwaltung weiterhin auf einen wasserbaulichen Hochwasserschutz aus Beton und Stahl. Ebenso wie die zuletzt seit 2011 durchgeführten Massenabholzungen –welche selbst europäische Schutzgebiete und Naturschutzgebiete wie die Burgaue nicht verschonten- zeugen diese Maßnahmen nicht von einem zukunftsfähigen und nachhaltigen Hochwasserschutz. Daher erübrigt sich dieses Bauwerk mit einem umfassenden und flächendeckenden Deichrückverlegungsprogramm
Auch im Bereich der Elster – Pleiße – Aue sowie der in Flutung begriffenen Alttagebaue in den Städten Leipzig und Markkleeberg bedürfen einer Einbeziehung in das Hoch- und Grundwasserkonzept. Neben Hochwasser ist mit Wiederanstieg von Grundwasser zu rechnen. Hier sollte nach Auffassung des AHA zum Beispiel der Raum zwischen Markkleeberger See und Pleiße unter Einbeziehung bzw. Berücksichtigung des Geländes der Agra eine besondere Rolle erhalten. So könnte u.a. die Wiederherstellung des alten Verlaufes der Mühlpleiße in Erwägung gezogen werden, um das Wasserabflusssystem zu verbessern sowie zudem eine weitere landschaftliche und ökologische Aufwertung des Raumes zu ermöglichen. Ferner ist das gesamte Gebiet von neuen Verbauungen freizuhalten und zu prüfen, inwieweit bestehende Verbauungen und Versiegelungen einen vollständigen bzw. zumindestens einen teilweisen Rückbau erfahren können.
Der AHA warnt jedoch davor die Alttagebaue verstärkt als Auffangbecken für Hochwasser zu nutzen. Mit einer, laut Leipziger Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal, bestehenden Aufnahmekapazität des Zwenkauer Sees im Umfang von 15 Millionen Kubikmetern Flutwasser sind nach Auffassung des AHA aber auch massive Gefahren durch Eintrag von in die Weiße Elster eingespülten Sedimenten, Nährstoffen und Pestiziden verbunden. Diese sind gerade während solcher massiven Hochwasser wie Anfang Juni 2013 in dem Fließgewässer enthalten und könnten langfristig die Wasserqualität beeinträchtigen sowie zur schrittweisen Verlandung beitragen. Zudem sei zu bedenken, dass mit Ende der Flutung im Jahr 2014 der dann ca. 10 km² große Zwenkauer See ein Fassungsvermögen von 172 Millionen Kubikmeter haben soll und sich somit ausreichend gefüllt sein dürfte. Da niemand konkret Häufigkeit und Höhe von Hochwasser voraussagen kann ist dann womöglich mit massiven Wasserschwankungen in einem noch instabilen Alttagebau zu rechnen. Der Concordiasee in Nachterstedt sollte trotz aller räumlicher Unterschiede und Dimensionen Warnung genug sein und zu Vorsicht mahnen, da die Bodensetzungen und Umformungen in der Bodenstruktur noch umfassend vieler Jahre bedürfen. Es ist durchaus mit Zeiträumen zwischen 50 und 100 Jahren zu rechnen. Die Zeitrechnung beim Zwenkauer See beginnt mit Beendigung des Braunkohleabbaus im Jahre 1999.
Der Ansatz zur Wiederherstellung des verschütteten Elsteraltarmes zwischen zwei Abschnitten des Elstermühlengrabens, welche Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal als eine mögliche Hochwasserschutzmaßnahme anführt, klingt sehr interessant und gilt es gründlich zu prüfen. Dazu zählen neben der Streckenführung, der künftige Zustand, die Schaffung von Gewässerschonstreifen sowie die damit verbundene Einbindung in das Umland. Eine Umsetzung erst im Jahr 2027 anzusetzen, hält der AHA für nicht angemessen. Eine umfassende Konzipierung sollte bereits in diesem Jahr beginnen bzw. Fortsetzung finden und mittelfristig eine Umsetzung bis zum Jahr 2020 erfolgen.
Hinsichtlich der Parthe könnte der AHA sich vorstellen zu prüfen, inwieweit eine Umsiedlung von Gewerbeflächen sowie der Kleingartenanlage „An der Parthe“ entlang des Fließgewässers zwischen Vollbedingstraße, Mariannenpark, Rackwitzer Straße und Brandenburger Straße mit einhergehender nachfolgender Entsiegelung der Flächen und des Fließgewässers möglich ist. Darüber hinaus gilt es eine schrittweise Beräumung der Garten- und Sportanlagen im Mündungsgebiet der Parthe in die Weiße Elster im Raum nordwestlich des Heuweges bis Slevogtstraße und Luppe sowie südöstlich bis Waldstraße zu untersuchen. Die Gartenanlagen könnten beispielsweise schrittweise durch Nichtneuverpachtung aufgegebener Gärten reduziert werden, bis sie letztendlich komplett beräumt sind und eine Rückgabe als Überflutungsraum für Weiße Elster/Luppe und Parthe möglich ist.
Für die Pleiße gilt es unbedingt den naturnahen Zustand im Bereich des Südlichen Auenwaldes zu erhalten, um dem Fließgewässer seine Strukturvielfalt zu erhalten, verbunden mit der Retentionsfläche ein schnelles Einströmen in das engere Stadtgebiet von Leipzig auszuschließen sowie durch die Wechselwirkung Prall- und Gleithang dem Wasser Energie zu nehmen. Das gleiche muss auch für alle Nebengewässer der Pleiße gelten. Der südliche Leipziger Auenwald, welcher Bestandteil des Landschaftsschutzgebietes „Leipziger Auwaldes“ ist und wo sich mit den beiden Naturschutzgebieten „Elster-Pleiße-Auwald“ und „Lehmlache Lauer“ zwei besonders bedeutsame Bereiche der Aue befinden, sollte zudem künftig unbedingt noch umfassender wieder mehr der Aufnahme von Hochwasser dienen.
Der AHA ist bereit im Rahmen seiner ehrenamtlichen Möglichkeiten an der Prüfung und Erarbeitung einer aktuellen und nachhaltigen Hoch- und Grundwasserkonzeption mitzuwirken. Darüber hinaus ruft der AHA zur aktiven Mitwirkung interessierter Bürgerinnen und Bürger in den Städten Leipzig, Markkleeberg und Schkeuditz auf, sich mit einzubringen. Interessenten können folgendermaßen zum AHA Kontakt aufnehmen:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Otto-Adam-Straße 14
04157 Leipzig
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de
Dienstag: von 19.00 – 20.00 Uhr telefonisch:
Tel.:: 0176-84001924 (Handytarife aus allen Netzen)

Hochwasser Bilder vom 01.06.2013

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In den Anfangstagen haben umfassende Niederschläge zu starken Hochwassern an Donau, Elbe, Saale, Mulde u.a. Fließgewässern geführt. Weitgehend haben Höhe und Ausmaße die letzten Hochwasser in den Jahren 1994, 2002, 2002/2003 und 2011 geringfügig oder eindeutig übertroffen. Es findet neben Jahrhunderthochwasser, nunmehr der Begriff Jahrtausendhochwasser in dem medialen und politischen Sprachgebrauch. Nur sind derartige Bezeichnungen überhaupt zutreffend ? Die Entwicklung und die Logik sprechen eine andere Sprache. Spätestens seit 1994 haben es die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung nicht geschafft wissenschaftlich-fachlich fundierte Lösungen für starke Hochwassersituationen zu finden. Das geht natürlich nicht, wenn man die Ursachen derartiger Hochwasser ignoriert und stattdessen meint, dass größere und stärkere Deiche das Hochwasserproblem lösen.
Dabei liegen die Ursachen wie ein aufgeschlagenes Buch vor uns. In Deutschland gehen gegenwärtig laut Statistischem Bundesamt und Umweltbundesamt tagtäglich ca. 81 ha unversiegelter Boden für Verkehrs-, Siedlungs- und Gewerbeflächen verloren. Das Wasser fließt hier oberflächlich und strömt aus total überlasteten Regenentwässerungssystemen direkt oder indirekt über Gräben den großen und kleinen Fließgewässern zu.
Statt sich nicht ständig mit Erfolgsbotschaften über stängig neu verbaute Flächen zu übertrumpfen, sollten Rückbaumaßnahmen Raum greifen. War nicht mal geplant die Neuversiegelungsflächen bis 2020 wenigstens auf die noch viel zu vielen 30 ha pro Tag zu senken ? Eine ähnliche Wirkung ist auf häufig stark verkrusteten Ackerflächen zu. Einst sorgten bis 25 verschiedene Ackerkulturen in der DDR für eine notwendige Vielfalt und Balance zwischen Humusmehrern und Humuszehrern bei. Das geschah in einer wissenschaftlich fundierten Fruchtfolge statt. Ebenfalls sollte ein lang erkämpftes und schließlich noch im Sommer 1989 von Volkskammer und nachfolgend von Bezirkstagen beschlossenes Flurholzprogramm zur ökologischen Aufwertung der häufig in den sechziger und siebziger Jahren ausgeräumten Agrarlandschaft beitragen.
Was ist zur Zeit aktuell ? Gerade mal etwa 5-6 Ackerkulturen prägen das Bild der Agrarlandschaft. Dabei dominieren insbesondere Raps-und Maisfelder die Ackerflächen. Bereits jetzt sind massive Verschlechterungen der Böden zu erkennen. Damit einhergehend gelangt Niederschlagswasser nicht in den Boden, sondern fließt oberflächlich. Dabei nimmt er die häufig stark mit Mineraldüngern und Pestiziden belasteten Böden mit sich, wie man an den Färbungen der Fließgewässer erkennen kann. Fehlende oder zu geringe Gewässerschonstreifen tun dabei ihr übriges.
Ebenso tragen zu starke Holzeinschläge, unnötige Entwässerungen von Bruch-und Feuchtwäldern, zur Minderung der „Schwammfunktion“ von Wäldern bei.
Alles in Allem bleibt zu wenig Wasser in der Fläche, was u.a. bei immer längeren Trockenperioden dann wieder komplett fehlt.
Nun noch einmal zu den Deichen. Gegenwärtig überschlagen sich Bundes- und Landespolitiker verstärkt mehr Freiräume für die Flüsse und Bäche zu fordern. War das nicht schon oft beim „Jahrhunderthochwasser“ 2002 ein großes Thema bei Forderungen ? Meinen die Damen und Herren nicht doch eher die Schaffung von Polder und Rückhaltebecken ? Was ist aber seitdem geschehen ? Nicht sehr viel, wenn man entlang der Flüsse schaut. So zum Beispiel an der Elbe in Sachsen-Anhalt der Große Busch bei Klieken und das Große Luch in Coswig, an der Saale die Fasanerie in Merseburg und die Saaledeiche zwischen Calbe (Saale) und Barby (Elbe) sowie an der Neuen Luppe in den Stadtgebieten von Leipzig und Schkeuditz, wo frisch freigeholzte und festverspundete Deiche den Weg des Wassers in die benachbartete Aue versperren.
Daher sind neue, fachlich-wissenschaftlich entwickelte und auf einer breiten gesellschaftlichen Basis demokratisch entstandene Hochwasserkonzepte erforderlich. Nicht demokratische Rechte einschränken wie das gebetsmühlenartige die Tillichs, Haseloffs und Onko-Aikens fordern, sind Gebot der Stunde, sondern Transparent und breite Einbeziehung.
Nur so schaffen wir wieder ökologisch leistungsfähige Fluss- und Auenlandschaften, sicherere Wohngebiete und damit eine verbesserte Lebensqualität.
Bedenken wir, Hochwasser sind notwendig – zur Katastrophe hat sie der Mensch gemacht!

AHA führt Wanderexkursion zum NSG „Taubequellen“ durch

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) führt am Samstag, den 29.06.2013 eine ca. vierstündige Wanderexkursion zum NSG „Taubequellen“ durch. Marschroute: Auf dem Muldeauenweg am Finkenbach entlang – vorbei am Finkenberg, an der Ortschaft Priorau und dem Zesen-Denkmal – bis nach Marke, weiter auf dem Muldeauenweg bis zum NSG „Taubequellen“ Im Rahmen der Exkursion ist vorgesehen die Arten- und Strukturvielfalt, die ökologische und landschaftliche Bedeutung sowie die Schutzwürdigkeit des Gesamtgebietes zu erläutern, aber Bedrohungs- und Gefährdungsfaktoren aufzuzeigen. Ferner möchte der AHA Möglichkeiten der ehrenamtlichen Mitwirkung aufzeigen und dabei die Arbeit der Ortsgruppen Bitterfeld-Wolfen und Dessau-Rosslau erläutern.
Treff ist 10.00 Uhr am Bahnhof Raguhn

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