Im Rahmen von zahlreichen Exkursionen und Begehungen muss der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – eine zunehmende Verarmung der Agrarlandschaften feststellen. Von einst ca. 25 Anbaukulturen findet ein Anbau von etwa 5 – 6 Kulturarten statt, erfolgt eine Zurückdrängung bis Beseitigung von Gewässerschutzstreifen, Feldgehölzen, Ackerrandstreifen sowie Versiegelung von Feldwegen und Acker- und Grünlandflächen. Damit einher gehen Verluste von Lebens- und Rückzugsräumen von Fauna, Flora und Funga, eine Verarmung und Monotonie in den Anbaustrukturen und somit der Agrarlandschaften, zu erwartende und bereits entstandene Verluste an Bodenqualitäten – u.a. in Folge von Humusverlusten und Niederschlagsarmut – sowie nicht zuletzt die Verschlechterung von in vielen Jahrtausenden entstandenen Landschaftsbildern.
Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – verfolgt daher in dem Zusammenhang mit sehr großer Sorge Aktivitäten von Politik und Verwaltungen sowie Medienberichte zum Umgang mit Wildtieren auf Agrarflächen. Dazu zählt auch der Beitrag der Mitteldeutschen Zeitung vom 28.04.2025 von Max Hunger unter den Überschriften „Hungriger Dauergast“ – in der Schriftausgabe- und „Millionenschäden durch Saatkrähen: Bauer fordert Abschussrecht – Biologe hält dagegen“ in der elektronischen Ausgabe.
Der sehr stark einseitige Medienbericht zeugt von einer verheerenden Entwicklung, welche die Agrarnutzung und deren Umgang mit Umwelt, Natur und Landschaften erfahren muss. Dabei reicht das Spektrum u.a. von Verlust von Landwirtschaftlicher genutzter Fläche, über Ausräumung der Agrarlandschaft, Belastungen mit Pestiziden und Überangeboten von mineralischen Düngemitteln, hier insbesondere Nitrat und Phosphat, bis hin zur Verarmung des Anbaus von Agrarkulturen.
Der obengenannte Pressebeitrag der Mitteldeutschen Zeitung geht sehr einseitig auf das Fraßverhalten von Zugvögeln im Allgemeinen und der Saatkrähe im ganz besonderen ein.
Diese Hassdiskussion verbunden mit vollkommen inakzeptablen Tötungsvorstellungen haben vollkommen vernachlässigt, dass für eine nachhaltige Agrarnutzung eine bestens aufgestellte Fauna, Flora und Funga dringend geboten ist. Dazu gehört ebenfalls die Saatkrähe, welche sich übrigens nicht nur von Saatgut, sondern ebenfalls von Mäusen und Insekten ernähren. Somit tragen sie zur Regulierung derartiger Bestände bei. Wiederum dienen Saatkrähen zum Beispiel dem See- und Steinadler, dem Habicht und dem Uhu als Nahrungsgrundlage.
https://www.featherbase.info/de/species/corvus/frugilegus
https://www.avi-fauna.info/sperlingsvoegel/kraehenvoegel/saatkraehe
Der größte Feind der Agrarnutzung ist der Mensch selbst. So gibt beispielsweise das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) zur aktuellen täglichen Neuausweisung von Siedlungs- und Verkehrsflächen in der Bundesrepublik Deutschland folgendes an, Zitat: „Ausweislich der amtlichen Flächenstatistik des Bundes wurden in Deutschland im Vierjahresmittel 2019 bis 2022 jeden Tag rund 52 Hektar als Siedlungsflächen und Verkehrsflächen neu ausgewiesen. Dies entspricht einer Fläche von circa 72 Fußballfeldern täglich. Damit nahm der Flächenverbrauch nach einem Anstieg im Vorjahreszeitraum (55 Hektar) nun wieder geringfügig ab. 37 Hektar der Flächenneuinanspruchnahme entfielen auf den Bereich Wohnungsbau, Industrie und Gewerbe sowie öffentliche Einrichtungen, 12 Hektar auf Sport-, Freizeit- und Erholungs- sowie Friedhofsflächen. Insgesamt machten Flächen für Siedlung und Verkehr in Deutschland im Jahr 2022 14,5 Prozent, das heißt etwa ein Siebtel der Gesamtfläche aus.
Die Siedlungs- und Verkehrsfläche darf nicht mit „versiegelter Fläche“ gleichgesetzt werden, da sie auch unversiegelte Frei- und Grünflächen enthält. Nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes sind etwa 45 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsfläche versiegelt.“, Zitat Ende
Ferner ist folgendes ausgeführt, Zitat:
„In der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie hat sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, den täglichen Zuwachs an Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland von heute rund 52 Hektar pro Tag bis zum Jahr 2030 auf unter 30 Hektar pro Tag zu reduzieren, um bis zum Jahr 2050 einen Flächenverbrauch von netto Null im Sinne einer Flächenkreislaufwirtschaft zu erreichen. Dabei geht es auch um den Schutz und die Erhaltung landwirtschaftlicher Flächen.“, Zitat Ende
Das ergibt im Jahr einen Flächenverbrauch im Umfang von 18.980,00 ha. Im Vergleich dazu hat die Stadt Wanzleben-Börde eine Fläche von 18.150,00 ha = 188,15 km².
Das Statistische Bundesamt kommt auf die gleichen besorgniserregenden Feststellungen.
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2024/PD24_11_p002.html
Dabei reduzierte sich u.a. die Landwirtschaftlich genutzte Fläche von 16.704.000 ha im Jahr 2010 um 135.100 ha auf 16.568.900 ha im Jahr 2024.
So beinhaltet die „Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie, Weiterentwicklung 2021“ unter den Punkten „11.1.a Anstieg der Siedlungs und Verkehrsfläche“ und „11.1.b/c Freiraumverlust und Siedlungsdichte“ durchaus richtige Ansätze der Analyse und erste Vorschläge der Gegensteuerung. Sie verdeutlichen auch die alleinige Verantwortung des Menschen für die Negativentwicklungen. Der Tierwelt dies mehr oder minder aufzuladen ist vollkommen inakzeptabel.
Problematisch ist natürlich ebenfalls die Niederschlagsentwicklung zu sehen. Hier sei als Beispiel im Land Sachsen-Anhalt der Raum Magdeburg herangezogen:

https://www.wetterkontor.de/wetter-rueckblick/monats-und-jahreswerte.asp?id=110
Für die letzten sieben Jahre liegen folgende Niederschlagswerte vor:
2018 – 374,8 l/qm
2019 – 464,5 l/qm
2020 – 456,6 l/qm
2021 – 480,8 l/qm
2022 – 366,4 l/qm
2023 – 713,4 l/qm
2024 – 553,5l/qm
2025 bis 16.05.2025 – 112,8l/qm
https://www.wetterkontor.de/wetter-rueckblick/monats-und-jahreswerte.asp?id=110
Diese Veränderungen belasten u.a. sowohl Umwelt, Natur und Landschaften, als auch Wald- und Agrarflächen sowie urbane Räume.
Gleiches gilt aber auch für die Belastungen zum Beispiel mit Nitraten und Phosphaten, welche in der mehr oder minder großen Verantwortung der Landwirte liegt.
https://www.umweltbundesamt.de/themen/fakten-zur-nitratbelastung-in-grund-trinkwasser
https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Binnengewaesser/nitratbericht_2024_bf.pdf
Eine sehr wichtige Steuerung müssen die steuerlich finanzierten Agrarsubventionen sein. Folgende Zahlen der vergangenen Jahre sind da zu nennen, Zitate:
„In Deutschland wurden im EU Haushaltsjahr 2022 laut dem BMEL insgesamt 6,36 Milliarden Euro an EU-Mitteln (ohne nationale Kofinanzierung) verausgabt.
In Deutschland wurden im EU Haushaltsjahr 2023 laut dem BMEL insgesamt 6,35 Milliarden Euro an EU-Mitteln (ohne nationale Kofinanzierung) verausgabt. Darauf entfielen auf die 1. Säule (EGFL – Direktzahlungen und Marktmaßnahmen) 4,766 Milliarden Euro und auf die 2. Säule (ELER) 1,68 Milliarden Euro. Die Aufteilung auf die einzelnen Zahlstellen (BLE und Länderzahlstellen) kann der folgenden Tabelle entnommen werden. Da das Rechnungsabschlussverfahren noch nicht abgeschlossen ist, sind noch geringfügige Korrekturen möglich.
Laut den Auswertungen von Proplanta erhielten 184 Empfänger über eine Million Euro aus dem EU-Agrarfonds. Zuwendungen über 2 Millionen Euro bekamen 45 Empfänger und Zahlungen von mehr als 5 Millionen Euro gingen an 14 Begünstigte. Insgesamt haben rund 310.000 Empfänger ca. 6,9 Milliarden Euro aus der Gemeinsamen Agrarpolitik – inklusive der nationalen Kofinanzierung – erhalten.
https://www.proplanta.de/thema/agrarsubventionen-2024
Landwirte in Sachsen-Anhalt erhalten 270 Millionen Euro EU-Direktzahlungen
Magdeburg – Sachsen-Anhalts Landwirte erhalten bis Jahresende insgesamt 270 Millionen Euro EU-Direktzahlungen. Das seien fünf Millionen Euro mehr als im Vorjahr, teilte das Landwirtschaftsministerium in Magdeburg mit.“
Zitate Ende
Der im obengenannten Beitrag der Mitteldeutschen Zeitung vom 28.04.2025 aufgeführte Betrieb AGRICOLA GmbH & COKG Rehmsdorf – 06729 Elsteraue hat dabei zum Beispiel im Jahr 2023 eine Agrarsubvention in Höhe von 827.198,74 Euro erhalten. Davon 266.257,39 Euro für, Zitat: „EGFL: Zahlung für dem Klima- und Umweltschutz förderliche Landbewirtschaftungsmethoden (Titel III Kapitel 3) / II.4
Bei der Ökologisierung handelt es sich um eine entkoppelte Flächenzahlung, die je Hektar gewährt wird. Ziel ist es, drei dem Klima und der Umwelt förderliche Landbewirtschaftungsmethoden anzuwenden: Anbaudiversifizierung, Erhaltung von Dauergrünland und Ausweisung einer Flächennutzung im Umweltinteresse im Rahmen der landwirtschaftlichen Flächen.“, Zitat Ende
Seit dem Jahr 2023 gilt ein neues Fördersystem im Bereich der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU mit folgenden Zielen:
„Die Teilnahme an den Öko-Regelungen ist freiwillig und jährlich neu zu beantragen.“, Zitat aus:
Nach Auffassung des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – gilt es die „Öko-Regelungen“ den aktuellen Situationen anzupassen, wozu ein standortgerechter und ortsbürtiger Schutz, Erhalt und Entwicklung von Umwelt, Natur und Landschaften einschließlich des Verbotes der Vergrämung oder gar Bejagung von Wildtierarten gehören muss. Ebenso müssen sie verpflichtenden Charakter erhalten.
Neben der Verbesserung der Arten- und Strukturvielfalt der Agrarlandschaften durch Schutz, Erhalt und Entwicklung entsprechender Landschafts- und Naturbestandteile wie zum Beispiel von Gehölzstreifen und inseln mit Wiesen- und Staudenflächen und -bestandteilen, Fließ- und Standgewässern mit beidseitig mindestens 10,00 m breiten Gewässerschutzstreifen ab Uferoberkante sowie der Schutz, der Erhalt und die Entwicklung von Biotop- und Grünverbünden, gehören der Schutz von Lebens- und Rückzugsräumen von Tieren, Pflanzen und Pilzen dazu.
Alles das muss einhergehen mit respektvollem und schutzwürdigen Umgang mit Tieren wie eben zum Beispiel mit Wolf, Biber, Luchs, Fischotter, Vogelarten – wie zum Beispiel Kormoran, Gänsen und Rabenvögeln – etc. Gleiches gilt für Amphibien, Kriechtiere, Spinnentiere und Insekten.
Neben dem Respekt des Lebens und dem Ende der menschlichen Anmaßung über das Leben und Tod von Tieren entscheiden zu können, gehören Tiere zu einer arten- und strukturreichen und somit stabilen Umwelt, Natur und Landschaft dazu. Sie bilden ein sehr entscheidendes und bedeutsames Rückgrat im Gefüge von Fauna, Flora und Funga.
Zudem beleben und bereichern sie Landschafts- und Stadtbilder.
Der im obengenannten Beitrag der Mitteldeutschen Zeitung vom 28.04.2025 aufgeführte Betrieb AGRICOLA GmbH & COKG Rehmsdorf – 06729 Elsteraue hat dabei zum Beispiel im Jahr 2023 eine Agrarsubvention in Höhe von 827.198,74 Euro erhalten. Davon 266.257,39 Euro für, Zitat: „EGFL: Zahlung für dem Klima- und Umweltschutz förderliche Landbewirtschaftungsmethoden (Titel III Kapitel 3) / II.4
Bei der Ökologisierung handelt es sich um eine entkoppelte Flächenzahlung, die je Hektar gewährt wird. Ziel ist es, drei dem Klima und der Umwelt förderliche Landbewirtschaftungsmethoden anzuwenden: Anbaudiversifizierung, Erhaltung von Dauergrünland und Ausweisung einer Flächennutzung im Umweltinteresse im Rahmen der landwirtschaftlichen Flächen.“, Zitat Ende
Daher erwartet der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – von solchen Landschaftsbetrieben genau den obengenannten respektvollen Umgang mit Umwelt, Landschaften und Natur, wozu eben eine reichhaltige und geschützte Tier-, Pflanzen- und Pilzwelt dazugehört.
Dies ist auch für das Überleben der Menschheit dringend wichtig!
Die vom Umweltbundesamt im Juni 2019 gemäß § 3 Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz – UmwRG anerkannte, gemeinnützige und ehrenamtliche Umwelt- und Naturschutzvereinigung Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – ruft zudem die Öffentlichkeit auf, sich für einen umfassenden Schutz und Erhalt unserer Umwelt, Natur und Landschaft einzusetzen. Dazu gehört auch der ökologisch korrekte Umgang mit Wildtieren und die gezielte Tötung – insbesondere geschützter Tiere – auszuschließen. Daran mitzuwirken sollte Auftrag an die Bevölkerung, politische Gremien und Behörden, aber ebenfalls an die Medien sein.
Der ehrenamtliche und gemeinnützige Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – bietet zudem dahingehend Interessenten Raum und Plattformen im Rahmen von territorialen Regional- und Ortsgruppen bzw. thematischen Arbeits- und Interessengruppen – wie z.B. die Arbeitsgruppe Feldökologie – mitzuwirken. Wer noch mehr zu den diesbezüglichen Aktivitäten des AHA erfahren möchte, wende sich bitte an folgende zentrale Anschrift:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – AHA
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de
Andreas Liste
Vorsitzender
Halle (Saale), den 16.05.2025
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