Der gemeinnützige und ehrenamtliche Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – setzt sich bekanntlich sehr intensiv für den Schutz, Erhalt und naturnahe Entwicklung der Weißen Elster, ihrer Fluss- und Auenlandschaften, ihrer Nebengewässer sowie angrenzender Natur- und Kulturlandschaften ein. Dies geschieht in Form von Stellungnahmen, Vorschlägen, Exkursionen sowie Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit.
In dem Zusammenhang hat der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – ebenfalls das Stadtgebiet von Gera mit seiner vielfältigen Umwelt, Natur und Landschaft im Blick. Dazu gehört neben der Weißen Elster ihrer Aue und Nebengewässer wie die Brahme sowie angrenzende Natur- und Landschaftsbestandteile.
In dem Blickwinkel betrachtet verfolgt der seit dem Sommer 2019 gemäß § 3 Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz – UmwRG vom Umweltbundesamt anerkannte Umwelt- und Naturschutzverein Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – mit sehr großer Sorge das Vorhaben des südkoreanischen Unternehmens SungEel zur Errichtung Batterierecyclinganlage im Industriegebiet Gera-Cretzschwitz auf einer, nach eigenen Messungen 61.173.30 m² = 6,12 ha großen, trapezförmigen Agrarfläche. Dieses Vorhaben möchte man offenbar in das bereits 43,00 ha große Industriegebiet Cretzschwitz einbinden.

https://www.gera.de/wirtschaft/gewerbegebiete/wirtschaftsraum-osttangente/industriegebiet-cretzschwitz

https://www.gera.de/wirtschaft/gewerbegebiete/wirtschaftsraum-osttangente/industriegebiet-cretzschwitz/ansiedlung-sungeel

Bereits hier sieht der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – große Bedenken. Immerhin beabsichtigen die Vorhabenträger eine Agrarfläche mit einer Bodenzahl von 43 – „Parabraunerde-Pseudogley aus Löss oder Lösslehm über verschiedenen Gesteinen- Tief- bis mittelgründige, braune Schluff-Lehm-Böden aus Löss und/oder umgelagertem Lösslehm über Geschiebelehm, Schmelzwassersedimenten oder Umlagerungsdecken mit hohem Festgesteinsanteil; meist mit geringer Stauwasservergleyung (Parabraunerde-Pseudogley, Pseudogley); in trockeneren Reliefpositionen Parabraunerde, z.T. Braunerde; örtlich Parabraunerde -Tschernosem; auf Kuppen und an steilen Hängen flachgründigere Böden (Braunerde) aus lehmig-sandigen Lockersedimenten oder Silikatgesteinen; in Tälern Kolluvisol und Grundwasserböden (Gleye)“ zu verbauen.

https://bodenatlas.bgr.de/mapapps4/resources/apps/bodenatlas/index.html?lang=de&tab=boedenDeutschlands

Dabei sind Agrarflächen nicht nur zur Produktion von Nahrungsgütern und Rohstoffen wichtig, sondern ebenfalls sehr bedeutsam zur Speicherung von Wasser, als Lebensraum für Bodenleben sowie zur Entstehung Kalt- und Frischluft. Ökologische Aufwertung erfahren Agrarflächen durch Gehölzstreifen und -inseln sowie Saumen aus Wiesen und Stauden.
Der AHA gibt dabei zu bedenken, dass das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) zur aktuellen täglichen Neuausweisung von Siedlungs- und Verkehrsflächen in der Bundesrepublik Deutschland folgendes angibt, Zitat: „Täglich werden in Deutschland rund 55 Hektar als Siedlungsflächen und Verkehrsflächen neu ausgewiesen. Dies entspricht einer Flächenneuinanspruchnahme – kurz Flächenverbrauch – von circa 78 Fußballfeldern.“, Zitat Ende
Ferner ist folgendes ausgeführt, Zitat:
Bis zum Jahr 2030 will die Bundesregierung den Flächenverbrauch auf unter 30 Hektar pro Tag verringern. Diese gegenüber der Nachhaltigkeitsstrategie von 2002 verschärfte Festlegung wurde vom Bundeskabinett bereits im Januar 2017 in der „Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie – Neuauflage 2016“ festgelegt. Seit dem Klimaschutzplan vom November 2016, der die Leitplanken für ein grundsätzliches Umsteuern in Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Weg zu einem treibhausgasneutralen Deutschland beschreibt, strebt die Bundesregierung bis 2050 sogar das Flächenverbrauchsziel Netto-Null (Flächenkreislaufwirtschaft) an, womit sie eine Zielsetzung der Europäischen Kommission aufgegriffen hatte. Diese Zielsetzung hat während der deutschen Ratspräsidentschaft 2020 Eingang in die Erwägungen für eine EU-Biodiversitätsstrategie gefunden und wurde im März 2021 nun auch in die weiterentwickelte Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie aufgenommen.“, Zitat Ende

https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit-digitalisierung/nachhaltigkeit/strategie-und-umsetzung/flaechenverbrauch-worum-geht-es

Das ergibt im Jahr einen Flächenverbrauch im Umfang von 20.075 ha. Im Vergleich dazu hat die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt Magdeburg eine Fläche von 20.103 ha = 201,03 km².

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1233769/umfrage/flaeche-der-grossstaedte-deutschlands/

Nach Auffassung des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA -, ist bereits diese Anzahl, angesichts des fortgeschrittenen Flächenverbrauches, viel zu hoch. Stattdessen gilt es Bodenflächen vom Verbau aller Art zu befreien.

Das Vorhaben ist zudem aus anderen Gründen als sehr bedenklich anzusehen. Lithium-Batterien weisen laut Publikation der Deutschen Versicherer zur Schadenverhütung Lithium-Batterien, VdS 3103 : 2019-06 (03) folgende „Mögliche Gefahren durch Lithium-Batterien“ auf, Zitat:
„■ hoher elektrischer Strom möglich (Temperaturerhöhungen durch Lichtbögen, Kurzschluss etc.)
möglicher Austritt giftiger, und/oder brennbarer oder explosionsfähiger Inhaltsstoffe im Brandfall, die ein explosionsfähiges Gemisch bilden können
hohe Brandlast der verwendeten Materialien und Komponenten
Bei Erwärmung/thermal runaway plötzliches Bersten von Batterien und Batteriezellen bei Versagen des Sicherheitsventils“, Zitat Ende

https://shop.vds.de/download/vds-3103/ccb1d439-ad9d-47cb-a2b1-ace23e155610

Zudem gehören Lithiumbatterien zur Gefahrengutklasse 9 Unterklasse M4, welche an die Gefahrgutklasse 9 „Verschiedene gefährliche Stoffe und Gegenstände“ anknüpft.

In der Publikation „RECYCLING VON LITHIUM-IONEN-BATTERIEN Risiken im Umgang mit LIB – Umgang mit EoL-Batterien folgendermaßen:

„● Die bestehenden Gefahren sind dabei:
Thermal Runaway durch brennbare Substanzen und chemische Kettenreaktionen
Brandgefahr durch interne oder externe Kurzschlüsse von Zellen oder Modulen
Austritt von Chemikalien, bspw. des Elektrolyten, durch mechanische Beschädigungen

Brandgefahr
Eine Beschädigung/Überhitzung kann zu einem internen Kurzschluss und zur Entzündung der Batteriezellen führen, wobei toxische Gase austreten können.
Durch die beim Batteriebrand entstehenden reaktiven Zersetzungsprodukte kann es zu einer unkontrollierten Freisetzung der gespeicherten Energie kommen (Thermal Runaway).
Kurzschlussgefahr
Werden die Altbatterien nicht fachgerecht gelagert, können Kurzschlüsse entstehen, die zur Selbstentzündung im Sammelbehälter führen

Die Kathode besteht aus einem Stromableiter (häufig Aluminium-Folie) und dem Aktivmaterial, das häufig eine der folgenden Zusammensetzungen aufweist:
NMC (Lithium-Nickel-Mangan-Kobalt-Oxid),
LCO (Lithium-Kobalt-Oxid),
LM(N)O (Lithium-Mangan-(Nickel)-Oxid),
LFP (Lithium-Eisen-Phosphat),
NCA (Lithium-Nickel-Kobalt-Aluminium-Oxid)“, Zitat Ende

https://www.pem.rwth-aachen.de/global/show_document.asp?id=aaaaaaaabdqfase

Alle Oxid-Verbindungen gelten als brandfördernd.

https://alberoprojekt.de/index_htm_files/AP%201.4%20Brandverhalten%20von%20Lithium-Ionen-Batterien%20-%20Arbeitspapier.pdf

Zudem gelten NMC LCO und LM(N)O als gesundheitsgefährdend.

Alle die ebengenannten Faktoren lassen die Errichtung einer Batterierecyclinganlage im Industriegebiet Gera-Cretzschwitz als sehr problematisch ansehen.
In dem Zusammenhang ist es zudem als skandalös anzusehen, dass das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz den gemäß § 3 Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz – UmwRG vom Umweltbundesamt anerkannte Umwelt- und Naturschutzverein Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – nicht auf der Basis der §§ 9 und 10 Bundes-Immissionsschutzgesetz – BimSchG beteiligt hat. Dabei besagt u.a. der § 3a Bundes-Immissionsschutzgesetz – BimSchG, Zitat: „Nach dem Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz anerkannte Vereinigungen sollen die zuständige Behörde in einer dem Umweltschutz dienenden Weise unterstützen.“, Zitat Ende
Dazu ist aber eine vollumfängliche Information zu den Planungen und die vollständige Vorlage der Planungsunterlagen erforderlich, was aber das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz trotz mehrfacher Aufforderungen verweigert hat.
Für den Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – ein weiteres Zeichen dafür das geplante Vorhaben im Interesse des Schutzes von Umwelt, Natur und Landschaften ablehnend zu betrachten.
Stattdessen hält der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – eine Einbettung der 6,12 ha großen, trapezförmigen Agrarfläche in ein umfassendes Grün- und Biotopverbundsystem mit anderen Agrarflächen sowie weitläufig gesehen u.a. mit der Fluss- und Auenlandschaften von Weißer Elster, Brahme und Erlbach, Geraer Stadtwald und dem FFH-Gebiet „Schluchten bei Gera und Bad Köstritz mit Roschützer Wald“ und dem Schutzgebiet nach der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie Brahmeaue für dringend geboten. Immerhin sorgt das dafür, dass sich Gera grüner und somit lebenswerter entwickelt. Dies muss das Ziel jeglicher Stadtplanung in Gera sein.
Ferner ist weitläufig die Verbindung zum Zeitzer Forst zu sehen, welcher länderübergreifend als Naturschutz- und Vogelschutzgebiet sowie Schutzgebiet nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Sachsen-Anhalt auf einer Fläche von 1.718 ha und in Thüringen auf einer Fläche von 327,4 ha sowie insgesamt auf einer Fläche von gesamt 1.585 ha als „Nationales Naturerbe“ ausgewiesen ist.

In dem Zusammenhang sieht sich der AHA auch als Plattform für Menschen, welche sich dem Schutz, Erhalt und der Entwicklung von Umwelt, Natur und Landschaft widmen möchten
Daher hatte die Mitgliederversammlung des AHA am 07.12.2020 beschlossen eine länderübergreifende Regionalgruppe Gera-Zeitz zu bilden. In dieser ehrenamtlichen AHA-Gruppe können sich ehrenamtliche Interessenten unabhängig von Alter, Geschlecht, Bildung und Beruf einbringen. Wer Interesse hat, wende sich bitte an folgende Kontaktmöglichkeit:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – AHA
Regionalgruppe Leipzig und Umland

Otto-Adam-Straße 14

04157 Leipzig

E-Mail: aha_halle@yahoo.de

Andreas Liste
Vorsitzender

Halle (Saale), den 30.04.2024