Fließgewässer und ihre Auen gehören zu den bedeutsamsten Landschaftsbestandteilen.
So gehören Auenlandschaften in ihrer natürlichen Verbundenheit mit den jeweiligen Fließgewässern und deren Hochwasser als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, als Überflutungsraum, als Biotop- und Grünverbundraum, als Korridore und Entstehungsgebiete von Frisch- und Kaltluft, in ihrer Arten- und Strukturvielfalt sowie daraus erwachsenen Bedeutung als Lebens- und Erholungsraum für den Menschen.
Jedoch ist der Anteil naturnaher oder gar natürlicher Gewässer- und Auenstrukturen immer mehr verloren gegangen.
Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – hält es daher für dringend erforderlich, dass der Schutz, der Erhalt, die Betreuung und die Entwicklung von Auenlandschaften eine sehr bedeutsame Erkenntnis beim Planen und Handeln sein muss.
Zu den bedeutsamsten Flüssen gehört die Saale, welche im fränkischen Fichtelgebirge zwischen den Gemeinden Zell und Weißenstadt am Großen Waldstein entspringt, den Freistaat Thüringen und Teile des Landes Sachsen-Anhalt durchquert und letztendlich nach 413,00 km in Barby (Elbe) in die 1.091,00 Kilometer lange Elbe mündet.
Die Saale hat ein Einzugsgebiet von 24.167,00 km². In die Saale münden insgesamt 79 größere und kleinere Flüsse ein.
Laut Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz und Thüringer Landesamt für Statistik beträgt die Länge der Saale im Freistaat Thüringen 196,30 km und ist somit der längste Fluss Thüringens.

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Auf der Basis dieser Grunddaten zur Saale führte ein Mitglied des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – am Donnerstag, dem 28.02.2024, eine ca. fünfstündige Beobachtungsexkursion mit dem Fahrrad durch. Start war der Hauptbahnhof in Saalfeld/Saale und Ende am Bahnhof Rudolstadt. Schwerpunkte bildeten dabei u.a. die insbesondere in Buntsandstein eingebettete Saaleauenlandschaft, der in Saalfeld gelegenen Mündungsgebiete der Bäche Köditzgraben, Siechenbach, Zechenbach, Läusebach und Auebach sowie die in Rudolstadt befindlichen Mündungsgebiete des Flusses Schwarza und des Schremschebaches. Zudem sind mehr oder minder breite Saaleauenwälder prägend, welche sich als Mischung von Hart- und Weichholzaue darstellen. Als Pflanzenarten sind insbesondere Silberweide, Salweide, Schwarzerle, Flatterulme, Spitzahorn, Bergahorn, Stieleiche, Gemeine Esche, Winterlinde, Sommerlinde, Gemeine Hasel, Mirabelle, Hundsrose, Schwarzer Holunder, Blutroter Hartriegel und Europäisches Pfaffenhütchen sowie als sichtbare Frühjahrsblüher waren Scharbockskraut, Winterling, Schneeglöckchen, Krokus und Winterling zu erkennen.
Die ersten Stationen der Fahrradexkursion befanden sich in der Saaleaue in der Stadt Saalfeld/Saale. Grundsätzlich war erfreulich festzustellen, dass große Teile von Saale und Lache ihre gehölzbestandenen Uferbereiche behalten haben. Insbesondere im Bereich der Stadtteile Köditz, Graba und Remschütz erreichte zu mindestens auf einer Flussseite der Uferbereich eine mit Auengehölzen bestandenen, mindestens 10,00 m breiten Uferstreifen. Erfreulicherweise zeigt die Auenwaldbereiche gut ausgeprägte Formen der sukzessiven Entwicklung. Somit besteht die Möglichkeit der Wahrnehmung der Aue als Lebens- und Rückzugsraum von Tieren, Pflanzen und Pilzen, als bedeutsamer Teil für Biotop- und Grünverbundräume, als Teil der Entstehung und Verbreitung von Kalt- und Frischluft sowie als Teil der positiven Prägung des Stadtbildes mit Erholungseffekten. Diesen positiven Zustand gilt es zu schützen und zu erhalten sowie ggf. auszuweiten.
Der Köditzgraben erscheint im Mündungsbereich sehr naturfern. Eine ökologische Durchlässigkeit ist maximal bei Hochwasser der Saale gewährt. Hier ist Abhilfe dringend geboten, um die Europäische Wasserrahmenrichtlinie ordnungsgemäß umsetzen zu können sowie das Fließgewässer besser als Lebens- und Rückzugsraum von Fauna und Flora lassen zu können. Ebenfalls auffällig im Mündungsbereich des Köditzgrabens in die Saale die baulichen Folgeschäden in der Aue im Zuge der Errichtung des Pionierstegs im Jahr 2023. Hier zeigt sich wieder einmal, dass derartige bauliche Aktivitäten massive Eingriffe in Natur und Landschaft darstellen.
Durchaus positiv sind u.a. die vom Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz in den Jahren 2019 bis 2022 umgesetzten Maßnahmen zur „Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit an der Volkstedter Rampe, Rampe Mittelwehr und Rampe Teilewehr“. Die Umsetzung erfolgte in Form von Sohlgleiten, was der Umsetzung dieser Zielstellung nahekommt. Hier hält der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – eine wissenschaftliche Dauerbetrachtung und -forschung für sehr empfehlenswert, um die jeweiligen ökologischen Durchgängigkeiten in ihrer Entwicklung und Wirkung prüfen und nachhalten zu können.
Erfreulicherweise waren Köditzgraben, Siechenbach, Zechenbach und Auebach gut mit Wasser benetzt. Dagegen war der Läusebach leider ausgetrocknet. Zum Läusebach hat der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – mit Datum vom 25.02.2024 eine Stellungnahme zu dem „Vorhaben Maßnahme E34 zur Umsetzung des landschafts-pflegerischen Begleitplanes (LBP) zum Bau der Talsperre Leibis/Lichte: Öffnung des Läusebaches bei Beulwitz“ abgegeben und dabei u.a. angeführt, Zitat:


I. Planungsunterlagen

Das Gebiet des Stadtteiles Beulwitz der Stadt Saalfeld/Saale und die nähere Umgebung ist agrarisch und von Waldgebieten, aber auch von einer Anzahl von Fließgewässern geprägt. Dazu zählen der Auebach, der Zechenbach und nicht zuletzt der Läusebach. Südöstlich angrenzend im Kernstadtgebiet kommt noch der Siechenbach dazu. Alle genannten Fließgewässer münden letztendlich an unterschiedlichen Standorten in die Saale ein und gehören somit in das direkte Einzugsgebiert dieses Flusses.
Das Grundanliegen auf ca. 101,00 m die Verrohrung des Läusebaches aufzuheben ist grundsätzlich zu begrüßen. Jedoch lassen die Planungsunterlagen eine Menge ungeklärte Punkte offen, wozu folgende Unklarheiten gehören:

Warum erfolgte die Auswahl des Läusebaches?
Die Recherchen für das offenbar temporär mit Wasser befüllte Fließgewässer sind rudimentär, in keiner Weise nennenswert aussagefähig und daher nicht ausreichend um sich ein ordnungsgemäßes und fachlich fundiertes Ausgangsbild zu verschaffen.
Um was für Rohrmaterial handelt es sich und wann erfolgte aus welchem Grund erfolgte die Verrohrung?
Was für Zuleitungen gibt es? – zum Beispiel Ab- und Drainagewasser
Wie sieht die Bodenqualität aus? Wann erfolgten ggf. durch wen und mit welchem Ergebnis Messungen?
Die Angaben zur Wasserqualität sind nicht aussagefähig.
Gibt es eine wissenschaftlich fundierte Bearbeitung, ggf. mit dem Ziel der Erstellung einer Schutz- und Entwicklungskonzeption? Wenn nicht, warum nicht?
Angaben zur Notwendigkeit der angekündigten Gehölzfällungen fehlen komplett und daher erscheinen sie nicht plausibel.

Für den Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – ist es sehr wichtig, dass eine wissenschaftlich fundierte Schutz- und Entwicklungskonzeption für Fließgewässer im Stadtgebiet von Saalfeld (Saale) entsteht und natürlich die Saalenebengewässer Auebach, Läusebach, Zechenbach und Siechenbach sowie die angrenzende(n) Natur, Umwelt und Landschaften mit einbezieht. Nur so lassen sich wissenschaftlich fundierte Grunddaten ermitteln und feststellen, um daraus Lösungsvorschläge erarbeiten zu können. Inwieweit eine Umsetzung der Lösungsvorschläge erfolgen kann gilt es in öffentlichen Beratungen und letztendlich darauf beruhenden Beschlüssen zu erörtern und umzusetzen. So lassen sich wissenschaftlich-fundierte Aktivitäten gewährleisten und öffentliche Akzeptanz entwickeln bzw. herstellen.
Dieser Ansatz fehlt in den Planungsunterlagen vollständig.

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – möchte jedoch bereits zu dem Zeitpunkt folgende Hinweise geben:

Ermittlung und Auswertung sämtlicher Wasserdaten, wozu Herkunft und Qualität gehören
Ermittlung und Auswertung sämtlicher Bodendaten, wozu Humusbilanz, Anteil Edaphon sowie chemische Bestandteile gehören.
Ordnungsgemäße Beräumung und Entsorgung der Rohre je nach Material und Zustand
Eintrag von Störhölzern und -steinen → Beachtung der Tatsache, dass offensichtlich Wasser fehlt, so dass die erhoffte Wirkung begrenzt ist oder gar ausbleibt.
Einrichtung und Sicherung von beidseitig mindestens 10,00 m Gewässerschutzstreifen ab jeweiliger Gewässeroberkante zu ermöglichen. Dies ist wichtig, um naturnahe Entwicklungsräume zu schaffen (z.B. Mäandrierungen, Entwicklungsgebiete standortgerechter Fauna, Flora und Pilzwelt) sowie Einträge von Nährstoffen und Pestiziden abzupuffern – Umstellung der Landwirtschaft auf biologisch – alternative bzw. dynamische Produktionsformen ist dringend zu empfehlen –
Keine Pflanzung von Gehölzen, da der Natur über Standorte und Artenzusammensetzung entscheiden soll. Somit besteht die Möglichkeit der Entstehung und Entwicklung von standortgerechten und naturnahen Pflanzenbeständen, welche zudem eher die Möglichkeit besitzen Niederschlagsarmut und Hitzephasen zu überstehen. Zudem bedürfen Gehölzpflanzungen mehr oder minder der Pflege, wozu insbesondere das Gießen gehört. Außerdem können nicht von der Natur zugeordnete Gehölzstandorte zu einer biologischen Uferbefestigung führen und bei angemessener Wassermenge Mäandrierungen behindern oder gar ausschließen.
Bewertung der Möglichkeiten für den Biotop- und Grünverbund gilt es unbedingt vorzunehmen

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – hält daher eine dringende Überarbeitung der Planungsunterlagen für dringend geboten, um so erfolgreich und sinnvoll eine Renaturierung des Läusebaches sowie ebenfalls eine umfassende ökologische und hydrologische Wirkung für das Fließgewässer und auf das Umland erreichen zu können.

II. Schlussbemerkungen

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – begrüßt grundsätzlich Aktivitäten zur Renaturierung von Natur, Umwelt und Landschaften. Sie bedürfen jedoch eines hohen Maßes an Wissenschaftlichkeit und Transparenz.
Die vorliegenden Planungsunterlagen erfüllen diese Aspekte sehr gering bis gar nicht. Daher ist eine dringende Überarbeitung erforderlich.”, Zitat Ende

Insbesondere die Ausführungen zu Gewässerschutzstreifen und Mäandrierungen gelten ebenfalls für die Saalenebengewässer Köditzgraben, Siechenbach, Zechenbach und Auebach. Im Mündungsbereich des Auebaches gilt es zudem die ökologische Durchlässigkeit wiederherzustellen.
Ferner regt der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – entlang des Saalweges auf einem, auf der Basis eigener Messung ca. 1,63 km = 1.630,00 m langen Abschnittes zwischen Zechenbach und einem namenslosen Bach, unweit der Saalebrücke der B 85, feldseitig eine Baumallee anzulegen. Bei einem Abstand von 10,00 m ließen sich in Form von öffentlichen Arbeitseinsätzen 163,00 Bäume pflanzen. In Frage käme die Pflanzung von Silberweiden mit Ziel der Entwicklung zu Kopfweiden bzw. der Pflanzung verschiedener Obstbäume oder der Pflanzung von Silberweiden/Kopfweiden und Obstgehölzen.
Im Stadtgebiet von Rudolstadt setzt sich erfreulicherweise weitgehend der Bestand einer auenwaldbegleiteten Saale fort. Insbesondere das Mündungsgebiet der Schwarza in die Saale zeigt umfassende naturnahere Entwicklungsmöglichkeiten mit Schotter- und Kiesflächen sowie Gehölz- und Staudenbereichen auf. Die ca. 53,00 km lange Schwarza mit ihrem 507,00 km² großem Gesamteinzugsgebiet entwässert auf ihrem Weg zur Saale eine arten- und strukturreiche Mittelgebirgslandschaft. Das wirkt sich natürlich positiv auf die ebengenannte Situation vor Ort aus. Die bestehende ökologische Durchlässigkeit ermöglicht nicht nur eine gute Funktion als Lebens- und Rückszugsraum von Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, sondern eröffnet die Möglichkeit umfassender Biotop- und Grünverbundräume. Schmälerung der positiven ökologischen Wirkungen und Erscheinungen in der Saale-Schwarza-Aue erfährt die Tatsache, dass ausgerechnet der Prallhang der Schwarza im Mündungsgebiet der Schwarza in die Saale massiv und umfassend verschottert ist. Hier sind unbedingt wissenschaftlich fundiert Alternativen und die Beräumung des Steinschüttgutes zu prüfen.
Der Schremschebach in Rudolstadt-Schwarza stellt sich leider nicht als naturnah dar. Hier regt der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – eine wissenschaftlich fundierte Schutz- und Entwicklungskonzeption an, um u.a. durch Beseitigungen von Befestigungen in Sohl- und Uferbereicherungen sowie der Förderung der Mäandrierung durch den Eintrag von Störhölzern und -steinen mehr Naturnähe zu geben bzw. zu ermöglichen.
Die Saaleaue zwischen Stadtteilen Volkstedt und Cumbach der Stadt Rudolstadt besitzt große Entwicklungsmöglichkeiten. Das betrifft die Wiesenbereiche ebenso wie die Restauenwaldgebiete im Saaleauenabschnitt „Große Wiese“. Erfreulicherweise existieren neben den älteren Bereichen des Restauenwaldes große Abschnitte, welche von umfassender Sukzession geprägt sind. Nach Auffassung des Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – sind Bestand und Entwicklung unbedingt zu schützen und zu erhalten sowie Möglichkeiten der sukzessiven Wiedererweiterung des Auenwaldes zu prüfen und am besten zuzulassen.
Der positive landschafts- und stadtprägende Charakter von Saale und ihrer Aue im Stadtgebiet von Rudolstadt ist deutlich zu erkennen und gilt es unbedingt zu wahren.
Im Ergebnis der Fahrradexkursion sei festgestellt, dass die Saale, ihre Aue und ihre Nebengewässer sowie die insbesondere von Buntsandstein geprägten Hanglandschaften ein sehr schützenswerter Landschafts- und Naturgebiet darstellt und dabei positiv die Erscheinungsbilder der in den Großraum zwischen Ilm, Schwarza und Weißer Elster eingebetteten Saalestädte Saalefeld/Saale und Rudolstadt prägt.
Sie dienen somit als Lebens- und Rückzugsraum für Tiere, Pflanzen und Pilzen, als Biotop- und Grünverbundräume bis hin zu Ilm, Schwarza und Weißer Elster, Entstehungsgebiete und Korridore von Kalt- und Frischluft, als Erholungsraum und sorgt für positive Wohn- und Lebensqualitäten.

Der ehrenamtliche, gemeinnützige und seit Juni 2019 gemäß § 3 Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz (UmwRG) vom Umweltbundesamt anerkannte Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – möchte sich daher im Rahmen seiner ehrenamtlichen und gemeinnützigen Möglichkeiten umfassend für den Schutz, den Erhalt und die Entwicklung der Saale und ihrer Aue zwischen den Städten Saalfeld/Saale und Rudolstadt, ihrer Nebengewässer sowie angrenzender Natur- und Landschaftsräume einsetzen. Vorstellbar ist dabei die Bildung einer Regionalgruppe Saalefeld/Saale-Rudolstadt.
In dem Zusammenhang möchte der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – als Plattform für ehrenamtlich Interessierte dienen.
Wer dazu Interesse hat, wende sich bitte an folgende zentrale Anschrift:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – AHA

Große Klausstraße 11

06108 Halle (Saale)

Tel.: 0345 – 200 27 46
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de

Andreas Liste
Vorsitzender

Halle (Saale), den 01.03.2024

Fotos: Andreas Liste