I. Grundsätzliches

Auch wenn das nicht zum konkreten Planungsverfahren nicht dazugehört, sei darauf hingewiesen, dass bekanntlich bilden Fluss- und Auenlandschaften eine wichtige Einheit bilden. Beide stehen in einer engen und sehr vielfältigen Wechselbeziehung zueinander. Die Auenlandschaften dienen den Flüssen als Ausbreitungsraum für Hochwasser und versorgen sie somit mit Wasser, Sedimenten und z.B. als Schwemmgut herangetragenes neues genetisches Material aus Tieren und Pflanzen. Im Umkehrschluss fungieren die Auenlandschaften als „Reinigungskraft“ für die Flüsse, indem beispielsweise Auenwälder das abgebremste Wasser von Sedimenten „befreien“ sowie Schwemmgut „herauskämmt“.
Diese langzeitige Wechselbeziehung hat somit eine der arten- und strukturreichsten Naturlandschaften der gemäßigten Zonen hervorgebracht, welche zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Lebens- und Rückzugsraum bietet. Darüber hinaus trägt diese intensive Wechselbeziehung zur Verbesserung des Landschafts- und Ortsbildes urbaner Gebiete bei und sorgt als Kalt- und Frischluftentstehungsgebiet und -korridor für eine nachhaltige Verbesserung des Klimas.
Die ca. 53,00 km lange Schwarza mit ihrem 507,00 km² großem Gesamteinzugsgebiet entwässert auf ihrem Weg zur Saale eine arten- und strukturreiche Mittelgebirgslandschaft. Abgesehen vom Pumpspeicherwerk Goldisthal in der Schwarza und der Trinkwassertalsperre Leibis-Lichte im Lauf des Zuflusses Lichte bestehen keine größeren Verbauungen und Einschränkungen im Flussverlauf.
Im Raum Schwarzbach sind naturnahere Strukturen und Entwicklungen erkennbar, welche es zu schützen gilt.
Auf dieser Basis bezieht der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – folgendermaßen Stellung:

II. Zu den Verfahrensunterlagen

Die unter Punkt 3 Planung im Erläuterungsbericht sowie unter Punkt 4 Beschreibung und Bewertung des Eingriffs des Landschaftspflegerischen Fachbeitrages Ersatzneubau Mariannensteg Schwarzburg gilt es so einzuordnen, dass keine Fällung von Gehölzen oder derartige Eingriffe stattfinden. Der Raum, welcher der Rückbau der bisherigen Brücke schafft muss ausreichen, um den Neubau der Brücke innerhalb dieses räumlichen Korridors vornehmen zu können. Zudem erscheint es sinnvoll zu sein unterhalb der Brücke Nistgelegenheiten bzw. -möglichkeiten für Vögel und Insekten anzubringen.
Alle Aktivitäten gilt es unter dem Aspekt zu planen und durchzuführen, dass die vielfältigen Schutzbedingungen sowie dargelegten Schutzgebiete und -bestimmungen für die unter Punkt 3.4 Schutzgebiete und -objekte des Landschaftspflegerischen Fachbeitrags Ersatzneubau Mariannensteg Schwarzburg sowie in der FFH- und SPA-Erheblichkeitsabschätzung „Ersatzneubau Mariannensteg, Schwarzburg“ Beachtung und Berücksichtigung finden. Das gilt auch für die Verwendung von Baumaterial und Schutzanstrichen.
Die unter Punkt 5 Verminderungs- und Ausgleichsmaßnahmen des Landschaftspflegerischen Fachbeitrags Ersatzneubau Mariannensteg Schwarzburg hält der AHA in Form nicht für zielführend. Der AHA plädiert für naturnah, sukzessiv entwickelnde Pflanzen- und da insbesondere Wald- und Gehölzbestände. Nur so lassen sich standortgerechte, arten- und strukturreiche sowie stabile Bestände entwickeln, welche sich hoffentlich besser den künftigen Klimabedingungen besser anpassen können. Zudem gilt es derartige Wald- und Gehölzbestände der forstwirtschaftlichen Pflege zu entziehen.
Stattdessen gilt es offene Wegestandorte im urbanen bzw. agrarischen Raum zu ermitteln, wo die Pflanzung von Wegbegleitgrün erfolgen kann. Während entlang von Wegen die Verwendung von starken Heistern ausreichen dürfte, empfiehlt sich entlang von Straßen Starkbäume zu pflanzen.

III. Schlussbemerkungen

Angesichts der Vielfalt der Schwarza sowie einer Gesamtbetrachtung des Flusssystems mit seiner Aue regt der AHA die Erstellung einer wissenschaftlichen Schutz- und Entwicklungskonzeption für die Schwarza an. Speziell für Schwarzburg bedeutet das, Möglichkeiten zum Schutz und Erhalt naturnaherer Bestände und Entwicklungen zu untersuchen, zu werten und ggf. Vorschläge zu erarbeiten.
Auf jeden Fall bietet der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. gerne seine Erfahrungen und fachlichen Kenntnisse an.

Der Kontakt lautet:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – AHA

Große Klausstraße 11

06108 Halle (Saale)

E-Mail: aha_halle@yahoo.de

Andreas Liste
Vorsitzender

Halle (Saale), den 19.11.2023