Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA -, ein ehrenamtlicher und gemeinnütziger Umwelt- und Naturschutzverein, welcher in den Ländern Sachsen-Anhalt und Brandenburg, in den Freistaaten Sachsen und Thüringen, aber auch in den Ländern Brandenburg und Berlin seine Aktivitäten entfaltet, verfolgt seit vielen Jahren mit großer Aufmerksamkeit die Entwicklung der Spree und ihrer Nebengewässer im Land Berlin. Als Nebengewässer seien hier insbesondere Panke, Erpe/Neuhagener Fließ und Wuhle zu nennen.
Hinsichtlich des 16,5 Kilometer langen Spreenebenflusses Wuhle, welche in der Gemeinde Ahrensfelde auf der Barnimhochfläche entspringt und bei Spindlersfeld in die Spree mündet, verweist der AHA darauf, dass es gilt an die Renaturierungsmaßnahmen auf einer Länge von 12,00 km in den Jahren 2006 bis 2008 anzuknüpfen. Im Vergleich zu dem vorherigen naturferneren Zustand des Flusses hat es umfassende Verbesserungen gegeben. Eigene Betrachtungen von heutigen AHA-Mitgliedern aus den Jahren 1986/1987 zu den Exkursionen im August 2007 und am 03.07.2010 zeigen das auf.
Die nachfolgende kurze Lagebeschreibung von Prof. Dr.-Ing. Heiko Sieker beschreibt die Wuhle mit am deutlichsten auf den Punkt gebracht, Zitat:
Die Wuhle entspringt in der Gemeinde Ahrensfelde auf der Barnimhochfläche. Wie die benachbarten Flüsse Panke und Erpe fließt sie in einer eiszeitlichen Rinne in nord-südlicher Richtung durch das Stadtgebiet von Berlin um dann in die Spree zu münden. Die Länge beträgt 16,5 Kilometer, das Einzugsgebiet ist ca. 120 km² groß.
Früher wurde über die sogenannte Neue Wuhle der Ablauf der Kläranlage Falkenberg abgeleitet. Seit der Stilllegung des Klärwerks im Jahr 2003 sind die Abflüsse wieder auf das natürliche Maß zurückgegangen. Allerdings bleibt der starke Einfluss der Urbanisierung (Versiegelung) bestehen.
Wie an der Erpe sind auch an der Wuhle die Abflüsse in den Sommermonaten 2015/2016 stark zurückgegangen. In Teilbereichen kam es zum Austrocknen des Gewässers.“, Zitat Ende

https://www.sieker.de/fachinformationen/wasserhaushalt/trockenheitsprobleme/article/wuhle-in-marzahn-566.html

Die bereits offenbar im Jahr 2016 erfolgten Veröffentlichung aufgezeigten Wasserprobleme haben sich in Folge der Trocken- und Sommerhitzejahre 2018 bis 2022 deutlich verschärft. Hier erscheint es dringend geboten wissenschaftlich fundierte Überlegungen anzustellen, wie man dem flächendeckenden Problem begegnen kann.
Insbesondere im Jahr 2018 waren extrem niedrige Niederschlagsmengen zu verzeichnen. Laut meteo. plus: 390.40 mm -173.4, Normalwerte:

(563.75) 1901 – 2000
(557.75) 1961 – 1990
(553.68) 1971 – 2000
(576.91) 1981 – 2010

https://meteo.plus/wetterstatistik-brandenburg-berlin-jahr.php

Der Deutsche Wetterdienst DWD beziffert bezogen auf den Standort der Freien Universität (FU) in Berlin Dahlem für den Messzeitraum vom 01.01.1950 bis 12.12.2022 den niedrigsten Mittelwert mit 359,20 mm im Jahr 2018, während man von einem „normalen“ Mittelwert in Höhe von 589,90 mm ausgeht.

https://www.dwd.de/DE/wetter/wetterundklima_vorort/berlin-brandenburg/berlin_dahlem/_node.html;jsessionid=A82F55943D9C29C5EEABBE8434818E48.live11042#5274423

Von diesen Ausgangssituationen gilt es auszugehen, wenn man die hydrologische Situation der Flusssysteme in Berlin und Brandenburg betrachten möchte. So auch der Wuhle.
Überlegungen gereinigtes Abwasser aus dem Klärwerk Münchehofe überzuleiten klingt im ersten Augenblick sehr interessant, birgt aber die Gefahr der verstärkten Eutrophierung in sich. Das ist eng mit dem Reinigungsgrad des Abwassers und der jeweiligen hydrologischen Situation in der Wuhle gekoppelt. Ähnliches ist zu beachten bei der Einleitung von Niederschlagswasser von versiegelten Flächen.
Für den AHA ist es wichtiger Versiegelungsgrade zu verringern, um den Böden mehr Wasseraufnahme sowie naturnahere Entwicklungen zu ermöglichen, wozu zum Beispiel sukzessiver Gehölzbewuchs zur Beschattung gehört.
Medienberichten zu Folge beziffert man momentan das Vorkommen an Fauna und Flora mit 260 Arten, teils seltener Farn- und Blütenpflanzen sowie 776 Tierarten, wozu 23 geschützte Tierarten zählen. Hier gilt es nicht nur die Arten- und Strukturvielfalt zu erhalten, sondern auch noch weiter zu entwickeln. Ferner ist eine kontinuierliche Erfassung der Fauna und Flora erforderlich.
Darüber hinaus hatte der AHA mit Schreiben vom 06.12.2007 an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf die naturnahere Entwicklung durch die Unterstützung der Mäandrierung mit Störsteinen und Störhölzern, Einrichtung von mindestens 10,00 m breiten Gewässerschonstreifen beiderseits der Uferoberkanten als Entwicklungs- und Rückzugsraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten und für den Biotop- und Grünverbund, Rückbau von Sohl- und Uferbefestigungen aller Art, Beräumung und Verhinderung des Neueintrages von Müll und Unrat, Erhalt und Rückgabe von Retentionsflächen, Belassen und Wiederherstellung von unversiegelten Wegen – auch im barrierefreien Interesse von Klein – und Kleinsttieren sowie eines natur- und umweltschonenden Tourismus mit umweltbildenden Aspekten, wozu die Entwicklung und Entstehung eines Naturerkenntnispfades dienen kann, hingewiesen.
Das alles funktioniert nur, wenn der Willen der Verantwortlichen in Politik und Verwaltungen sowie die bestehende bzw. neu geweckte Bereitschaft der Mitwirkung der Bevölkerung zum Tragen kommen. Das kann u.a. in Form von Erfassungen, Exkursionen, Arbeitseinsätzen sowie mit der Mitwirkung an der Entstehung und Entwicklung eines Naturerkenntnispfades geschehen.
Nunmehr führten am Mittwoch, dem 12.04.2023, Mitglieder der Wuhle-Paten und des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – eine gemeinsame, ca. fünfstündige Fahrradexkursion durch. Start war am Bahnhof Ahrensfelde führte durch das Waldgebiet im Rehhahn und startete letztendlich am Bahnhof Ahrensfelde-Friedhof. Hier zeigte sich die aus der Verrohrung an der Bahnstraße heraustretende und dann begradigte Wuhle als ausgetrocknetes Fließgewässer. Dies änderte sich durchaus im Abschnitt Wuhlesteg, wo der Wuhleverlauf streckenweise mit Wasser benetzt war und am Nordostufer mit einer ausgeprägten Mischung aus sukzessiv entwickelter Weich- und Hartholzaue bestanden ist, welche u.a. von Silber- und Salweide, Gemeiner Esche und Gemeinem Schneeball geprägt ist. Eine sehr begrüßens- und schützenswerte Entwicklung, welche bei Fortsetzung im Südwestbereich und Koppelung der Umwandlung der von der starken Mahd geprägten Wiese mit Rasencharakter eine massive Aufwertung erfährt. Den Wiesenbereich gilt es unbedingt partiell und unregelmäßig zu mähen, um die Entwicklung einer arten- und strukturreichen Wiese mit zahlreichen Blühpflanzen zu ermöglichen. Das trägt u.a. zum Schutz und zur Entwicklung der Fauna und Fora in dem Bereich bei und kann beispielgebend zum generellen Umgang von Wiesen sein. Es bietet sich zudem an Mahden zusammen mit der Bevölkerung durchzuführen, um so verstärkt das Verständnis für arten- und strukturreiche Wiesen zu wecken und zudem traditionelle Mahden mit Sense und Sichel sowie den Umgang mit dem Mahdgut zu erlernen.
Wie im Abschnitt des Wuhlewanderweges zwischen Fasanenstraße und Dorfstraße in der Gemeinde Ahrensfelde sowie im Land Berlin in den Stadtbezirken Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick festgestellt, prägen mit Asphalt und Beton geprägte Wege das Landschafts- und Ortsbild in der Wuhleaue. Neben der Tatsache, dass derartige Maßnahmen ebenso wie Ufer- und Sohlbefestigungen der Wuhle zu Bodenversiegelungen beigetragen haben, zerschneiden derartige Bauwerke Räume. Sie bilden zudem massive Hindernisse für Klein- und Kleinsttiere, da Erhitzung und besserer Zugriff durch Fraßfeinde eine Überwindung dieser Bauwerke praktisch unmöglich gestalten. Hier gilt es Rückbau- und Entsiegelungsmaßnahmen zu prüfen.
Gleiches gilt es für den Wuhleabschnitt im Bereich Dorfstraße in Richtung offene Landschaft, wo das Fließgewässer in ein Beton-U-Profil gezwängt ist. Abgesehen von dem Widerspruch zur Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), sei darauf hingewiesen, dass das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) zur aktuellen täglichen Neuausweisung von Siedlungs- und Verkehrsflächen in der Bundesrepublik Deutschland folgendes angibt, Zitat: „Täglich werden in Deutschland rund 54 Hektar als Siedlungsflächen und Verkehrsflächen neu ausgewiesen. Dies entspricht einer Flächenneuinanspruchnahme – kurz Flächenverbrauch – von circa 76 Fußballfeldern.“, Zitat Ende
Ferner ist folgendes ausgeführt, Zitat:
Bis zum Jahr 2030 will die Bundesregierung den Flächenverbrauch auf unter 30 Hektar pro Tag verringern. Diese gegenüber der Nachhaltigkeitsstrategie von 2002 verschärfte Festlegung wurde vom Bundeskabinett bereits im Januar 2017 in der „Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie – Neuauflage 2016“ festgelegt. Seit dem Klimaschutzplan vom November 2016, der die Leitplanken für ein grundsätzliches Umsteuern in Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Weg zu einem treibhausgasneutralen Deutschland beschreibt, strebt die Bundesregierung bis 2050 sogar das Flächenverbrauchsziel Netto-Null (Flächenkreislaufwirtschaft) an, womit sie eine Zielsetzung der Europäischen Kommission aufgegriffen hatte. Diese Zielsetzung hat während der deutschen Ratspräsidentschaft 2020 Eingang in die Erwägungen für eine EU-Biodiversitätsstrategie gefunden und wurde im März 2021 nun auch in die weiterentwickelte Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie aufgenommen.“, Zitat Ende

https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit-digitalisierung/nachhaltigkeit/strategie-und-umsetzung/flaechenverbrauch-worum-geht-es

Das ergibt im Jahr einen Flächenverbrauch im Umfang von 19.224 ha. Im Vergleich dazu hat die niedersächsische Großstadt Braunschweig – mit Stand vom Oktober 2022 – eine Fläche von 19.200,00 ha = 192,00 km².

Im Abschnitt zwischen Dorfstraße sowie Ecke Gartenweg/An der Wuhle gestaltet sich die Wuhle im freien, aber offensichtlich begradigten Verlauf. Zudem scheint eine intensive Wiesenwirtschaft prägend zu sein. Zudem fehlen beidseitig mindestens jeweils 10,00 m Gewässerschutzstreifen, um eine naturnahe Entwicklung im und am Fließgewässer zu ermöglichen sowie den Eintrag von Nährstoffen und Pestiziden zu ermöglichen. Im weiteren Verlauf zeigt das Osterufer bis Höhe von Eichner Grenzweg/Zur Wuhle das fortgesetzte Bild eines fehlenden Gewässerschutzstreifens, während das Westufer sehr häufig von Gehölz-, Wiesen- und Staudenflächen geprägt ist.
Im Interesse einer naturnahen und geschützten Entwicklung der Wuhle gilt es unbedingt einen mindestens 10,00 m breiten Gewässerschonstreifen am Ostufer zu ermöglichen. Hier sind nicht nur die Flächeneigentümer, sondern auch das Land Brandenburg, der Landkreis Barnim und die Gemeinde Ahrensfelde gefordert.
Im Bereich des Landes Berlin, in den Stadtbezirken Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick ist insgesamt gesehen eine positive Entwicklung seit der Grundsanierung von Wuhle und Neuer Wuhle in den Jahren 2006 bis 2008 zu erkennen. Große Teile der Aue zeichnen sich erfreulicherweise durch eine sukzessive Entwicklung von Gehölzflächen aus. Streckenweise ist das auch bei Wiesen- und Staudenflächen zu erkennen. Hier können unregelmäßige und partielle Mahden zur besseren Entwicklung zu arten- und strukturreichen Wiesen führen, welche nicht nur mit ihrer Blütenvielfalt über das Jahr verteilt für Insekten wichtig sind. Ebenfalls dienen Wiesen als Raum für Brut und Kinderstube für Säuger, Vögel, Kriechtiere und Insekten. Daher gilt es Wiesenbereiche nicht nur für übermäßiger und flächendeckender Mahd, sondern auch vor Betreten und Befahren zu schützen.
Am Tag der Fahrradexkursion zeichneten sich Wuhle/Neue Wuhle in Folge der Niederschläge der letzten Tage durch gute Wasserstände aus. Die Beschattung durch Ufergehölze befördern Verdunstungsschutz und verhindern Erwärmung des Gewässers durch übermäßige Sonneneinstrahlung. Diese Fakten kompensieren durchaus den verminderten Eintrag von Niederschlägen in diesen Bereichen. Gut geschützte mindestens 10,00 m breite Streifen befördern eine sukzessive Besiedlung mit standortgerechten Gehölzen und Stauden. Somit besteht die Möglichkeit des Bestandes und der Entwicklung von Natur- und Landschaftsbestandteilen, welche den vielfältigen robusten Umwelteinflüssen, wie Klimawandel sowie Naherholung und Tourismus besser standhalten. Das bedeutet aber nicht massiv zur Vermeidung von Vandalismus und Vermüllung beizutragen und alle entsprechenden, diesbezüglichen Maßnahmen wie Kontrollen und Beräumungen – vorrangig durch Verursacher – zu ergreifen. Das sehr aktive, kreative und vielfältige Engagement der ehrenamtlichen Wuhle-Paten zur flächendeckenden und umfassenden Beräumung von Müll und Unrat aus Neuer Wuhle/Wuhle und ihrer Aue dürfen nicht dazu führen, dass die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung in den Ländern Brandenburg und Berlin nicht ihrer diesbezüglichen Verantwortung nachkommen.
Der Aufenthalt des Elbebibers und seine damit verbundenen Fälltätigkeiten eröffnen Wuhle/Neuer Wuhle die Möglichkeit des Eintrages von Störhölzern, welche zur partiellen Strömungsbeschleunigung und -umlenkung führen können. Eng damit verbunden sind Eintrag von Sauerstoff und Beförderung der Mäandrierung. Das ist aber eng an eine gute Wasserführung des Fließgewässers gebunden.
Fortsetzung muss auch die Beräumung von Bauwerken und Bauten im Bereich von Wuhle/Neuer Wuhle sowie ihrer Aue finden. Beispielsweise gilt das für die Beräumung von Rohren im Bereich von Alt-Biesdorf.
Die Niederschläge der letzten Tage vor der Fahrradexkursion am 12.04.2023 haben erwartungsgemäß auch nicht zur Entspannung der Wassersituation an den bzw. in den drei Kaulsdorfer Teichen mit ihrem ausgeprägten Schilf-, Stauden- und Gehölzbeständen geführt. Daher ist damit zu rechnen, dass sie sich fortgesetzt und verstärkt zu temporären Standgewässern entwickeln.
Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – sieht den Standort des Umweltbildungszentrums im Kienbergpark am Nordwestufer des Wuhleteiches im Entwicklungsbereich des Röhrichts als sehr kritisch an.
Die Grün Berlin GmbH beschreibt die Einrichtung und den Standort folgendermaßen, Zitat: „Mit dem Umweltbildungszentrum und der Seeterrasse mit dem Platz am See ist am Westufer des Wuhleteichs auf einer 20 Meter breiten und 60 Meter langen Plattform aus Lärchenholz am westlichen Ende des Wuhlestegs zur IGA Berlin 2017 ein idealer Lernort für die lebensnahe Wissensvermittlung im Bereich nachhaltige Entwicklung entstanden.“, Zitat Ende
Das Anliegen des Vorhabens ist vom Grundsatz her vollumfänglich zu begrüßen. Jedoch ist der Standort im Entwicklungsbereich von Röhricht, welches als Lebens- und Rückzugsraum von zahlreichen Tieren und Pflanzen dient sowie für die Gewässerreinhaltung förderlich ist, vollkommen ungeeignet und trägt zur Trübung des Anliegens bei. Der AHA regt an einen Standort in den angrenzenden Wohngebieten zu suchen und zu finden, um somit das Thema mehr an die Menschen heranzutragen. Das tut dem Anliegen als „Lernort für die lebensnahe Wissensvermittlung im Bereich nachhaltige Entwicklung“ keinen Abbruch, sondern befördert eher die Strahlung in verstärkte Brennpunkte der Schädigungen für Umwelt, Natur und Landschaft hinein und ermöglicht trotzdem u.a. Messungen und Untersuchungen in der Wuhleaue.
Im Bereich der Wuhleblase zeugt der Einlauf davon, dass hier noch eine Barriere besteht, welche eine ungehinderte Wanderung von Wasserorganismen wie z.B. Fischen behindert bzw. gar ausschließt. In Umsetzung der WRRL sind hier alternative Maßnahmen erforderlich.
Besorgniserregend stellten die Teilnehmenden an der Fahrradexkursion im Bereich des Wuhlesees wasserverbundene Eisenhorizonte sowie Gewässerverockerungen fest.
Damit eng verbunden ist eine mögliche Verschlechterung der Wasserqualität – besonders an heißen Sommertagen -, da kein ausreichender Sauerstoffeintrag erfolgen kann. Dabei ist flächendeckender Sauerstoffeintrag notwendig, um der Verockerung entgegenwirken zu können. Im Rahmen der Oxidation von Eisen bei Kontakt zu Wasser zu Eisenhydroxid kommt es zu einer umfassenden Sauerstoffzehrung und Versauerung durch Abgabe eines Protons. Darüber hinaus sorgen Bakterien beim Abbau von Eisensulfid, auch als Pyrit bekannt, zum weiteren Sauerstoffabbau und Bildung von Schwefelsäure. Neben dem fehlenden Sauerstoff im Gewässer beeinträchtigen geringer Lichteintrag und Verklebungen den Wasserpflanzenbestand, was wiederum zu einer Erschwerung der Laichmöglichkeiten für Fische beitragen könnte. Bei Auftreten von Sauerstoffmangel besteht die Möglichkeit, dass durch Reduktionen des Eisenhydroxids, die Mikroorganismen sich Sauerstoff zum Leben abspalten, das reduzierte Eisen, wenn es in die Kiemen der Fische gelangt zur Erstickung der Tiere führen kann. Darüber hinaus besteht mit der Versauerung der Böden die vermehrte Gefahr der Freisetzung von Schwermetallen.
Einhergehend zeugen Algenklumpen von starker Eutrophierung der Wuhle. Auch hier gilt es die Ursachen festzustellen und diese so schnell und umfassend wie möglich auszuschalten. In dem Zusammenhang gilt Einträge aus der Landwirtschaft sowie über Ab- und Schmutzwassereinleitungen zu untersuchen und zu beenden. Dazu können insbesondere Gewässerschonstreifen, ökologisch-nachhaltige Umstellungen der Landwirtschaft sowie Flächenentsiegelungen beitragen.
Für den Teilnehmenden der Fahrradexkursion erschließt sich nicht der Sinn einer Rechenanlage im Unterlauf der Wuhle zwischen Hämmerlingstraße und Pyramidenbrücke/Lindenstraße. Der AHA hält es für dringend geboten, dass der vielfältige Austausch in Fließgewässern – so auch in der Wuhle – nicht nur erhalten, sondern komplett wieder herzustellen ist. Da sind derartige Bauwerke nicht unbedingt zielführend. Daher hält es der AHA für sinnvoll den Zweck der Anlage auch Gesichtspunkten der WRRL zu prüfen und eher für einen Rückbau zu plädieren.
Im Mündungsbereich der Wuhle in die Spree verdeutlicht sich die Verbindung der beiden Fließgewässer, ihrer Schutzwürdigkeit als Lebens- und Rückzugsraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten, als Biotop- und Grünverbundraum, als Kalt- und Frischluftentstehungsbiete und -korridore sowie Orte für Wohn- und Erholungsraum.
Nach weiterbestehender Auffassung des AHA gilt es entlang der Spree weitgehend räumliche Offenheit zu behalten und entsprechende Räume dem Fluss zurückzugeben, um eine weitere sukzessive Entwicklung von Grünraum zu ermöglichen. Dies ist wichtig, um vereinzelte Grünräume, als Rückzugsraum für Tier- und Pflanzenarten, Raum eines sanften Tourismus für die Bevölkerung und ihren Gästen sowie als Entstehungs- und Ventilationsraum für Kalt- und Frischluft nicht nur zu erhalten, sondern noch weiter entwickeln zu lassen. Darüber hinaus trägt Grün zur umfassenden Auflockerung eines oft stark und umfassend verbauten Stadtraumes bei. Nach Meinung des AHA sollte sogar eine Prüfung dahingehend erfolgen, inwieweit eine weitere Aufweitung und Vernetzung bestehender Grünbereiche zu zusammenhängenden Grünräumen entlang des 44,00 km langen Spreeabschnittes in der deutschen Hauptstadt möglich ist. Dazu bieten zum Beispiel die Mündungsbereiche von Erpe/Neuhagener Fließ, Wuhle und Panke sehr gute Ansätze und Möglichkeiten, um die Biotop- und Grünverbünde in das Stadtgebiet und bis in das Land Brandenburg hineinzuführen sowie räumlich und strukturell auszuweiten.
Ferner könnte so eine dringend notwendige Entsiegelung von Uferbereichen der Spree stattfinden, um das Nebengewässer der Havel im Einzugsbereich der 1.091,47 km langen Elbe ökologisch und auch touristisch durchgängiger zu entwickeln bzw. entwickeln zu lassen. Dabei sollte auch der Bereich des Zentrums, beispielsweise vom Areal des Alexanderplatzes bis zum Hauptbahnhof, kein Tabu darstellen. Angesichts der Wasserrahmenrichtlinien (WRRL) der EU im gewissen Sinne fachlich und rechtlich gesehen auch eine Verpflichtung.
Der AHA verweist zwar auf die gegenwärtige weitgehende verschärfte Wasserarmut der Spree in Folge der nunmehr ausbleibenden Abpumpungen von Grundwässern der jetzt endlich stillgelegten Braunkohletagebauen aus dem 2.500 km² großem Lausitzer Gebiet und der noch anhaltenden, langwierigen Wiedereinpegelung der jahrzehntelangen abgesenkten Grundwasserspiegel, was aber nach Abschluss des hydrologischen Veränderungsprozesses in einigen Jahrzehnten, eine nachhaltige Veränderung des Wasserregimes zur Folge haben wird. Trotz der extremen Trockenheit in den Frühjahr- und Sommermonaten der Jahre 2018 bis 2022, kann das eine erfreuliche Mehrung der Wassermengen der Spree bedeuten und womöglich perspektivisch auch zu Hochwassersituationen führen. Dafür benötigt man dann jedoch auch Retentionsflächen in der nunmehr verbauten innerstädtischen Berliner Spreeaue. Was liegt da näher, dass es gilt unverbaute Spreeabschnitte nicht Beton, Asphalt und Stahl zu opfern, sondern stattdessen nicht nur zu erhalten, sondern eher noch räumlich auszuweiten. In dem Zusammenhang erscheint es sinnvoll zu sein, die gegenwärtig stattfindende sukzessive Entwicklung der Uferbegrünung noch weiter zu entwickeln und weiteren Raum zu geben sowie durch einen, unversiegelten geschickt geführten Uferweg nicht zu beeinträchtigen.
Der AHA weist ferner darauf hin, dass alle Entwicklungen und Maßnahmen im Bereich der Spree keinesfalls eine rein Berliner Angelegenheit darstellen, sondern in einer Gesamtentwicklung im 148.268 km² großem Elbeeinzugsgebiet zu sehen ist. Die insgesamt 382 km lange Spree mit einem Einzugsgebiet im Umfang von 10.100 km², ist als Nebengewässer der 325 km langen Havel, mit einem Einzugsgebiet von 24.100 km2, somit Bestandteil dieses gesamten Gebietes.
Dabei kann die Spree mit ihren weitläufig ökologisch bedeutsamen Auen- und Flusslandschaften im Freistaat Sachsen sowie in den Ländern Brandenburg und Berlin einen bedeutsamen Biotop- und Grünverbundraum darstellen. Daher sind auch diese drei Länder massiv gefordert sich für den Schutz, den Erhalt und die naturnahere bis naturnahe Entwicklung einzusetzen. Gerade in Berlin bestehen da noch umfassende Reserven, wozu die Freihaltung und Freilegung von Verbauung und Versiegelung in der Fluss- und Auenlandschaft der Spree gehören
In dem Blickfeld betrachtet, gilt es einen vollkommen neuen Umgang mit der Berliner Spree, ihrer Auen, ihrer Nebengewässer sowie der damit verbundenen Fragen wie Ökologie, Wohn- und Erholungsqualität sowie nachhaltiges Wirtschaften zu entwickeln.

Das alles funktioniert nur, wenn der Willen der Verantwortlichen in Politik und Verwaltungen sowie die bestehende bzw. neu geweckte Bereitschaft der Mitwirkung der Bevölkerung zum Tragen kommen. Das kann u.a. in Form von Erfassungen, Exkursionen, Arbeitseinsätzen sowie mit der Mitwirkung an der Entstehung und Entwicklung eines Naturerkenntnispfades geschehen.
Nach Auffassung des AHA bedarf es aber einer umfassenden, wissenschaftlich fundierten Schutz- und Entwicklungskonzeption für die Spree sowie ihrer Nebengewässer wie zum Beispiel Erpe, Wuhle und Panke.

Der heutige AHA ist bereit, seine nunmehr fast 43 Jahre gesammelten Erfahrungen einzubringen und im Rahmen seiner ehrenamtlichen und gemeinnützigen Möglichkeiten an einer ökologisch orientierten Entwicklung der Spree, ihrer Nebengewässer und ihres Umfeldes mitzuwirken.
Daher beabsichtigt der AHA eine ehrenamtliche Landesgruppe in Berlin zu bilden, welche sich der ebengenannten Thematik annehmen soll.
Wer Interesse hat daran mitzuwirken, wende sich bitte an folgende zentrale Anschrift des AHA:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – AHA

Große Klausstraße 11

06108 Halle (Saale)

Tel.: 0345 – 200 27 46
E-Mail: aha_halle@yahoo.de

Andreas Liste
Vorsitzender

Halle (Saale), den 13.04.2023

Fotos: Andreas Liste