Mit sehr großer Sorge verfolgen der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) und die Initiative „Pro Baum“ die Stadtplanung in der Stadt Halle (Saale). Eigenen Feststellungen und Medienberichten zur Folge beruht die hallesche Stadtplanung im zunehmenden Maße nicht öffentlichem Interesse, sondern vorrangig Partikularinteressen einzelner Unternehmen und Personen. Dabei seien insbesondere die Privatisierung von Teilen des jüngst in den Jahren 2005/2006 baulich umgestalteten halleschen Riebeckplatzes sowie der im Jahr 2011 der steuerlich subventionierten und sinnlosem Abrisse der Hochhäuser an dem Platz zu erwähnen. Schon diese Baumaßnahmen haben zu keiner umfassenden Vermehrung des Grüns beigetragen. Das schlimmste Beispiel für vollständige Bodenversiegelung und Vermeidung von Grün in einer Stadtplanung ist der runde Platz zwischen Riebeckplatz und Hauptbahnhof. Nunmehr haben die Neubaumaßnahmen für Gebäude am Riebeckplatz zur Fällung der einzigen Bäume auf dem Platz geführt. Somit erfolgte eine unverantwortliche Reduzierung von Grün in dem ohnehin stark verbauten Bereich. Die faktische Privatisierung des Umfeldes des Riebeckplatzes gipfelt in Planungen zur Errichtung von 2 Parkhäusern, eines Bürogebäudes und eines CAR-Sharing-Platzes auf dem bisherigen Parkplatz an der Volkmannstraße 2 sowie auf der südöstlichen Fläche im Bereich des Busbahnhofes eines Hotel- und Bürogebäude.
Ein weiteres jüngstes Beispiel bildet die Planung eines gigantischen Wohnkomplexes im Bereich des Böllberger Weges mit dem irreführenden Namen „Saalegärten“. Seit nunmehr fast 15 Jahren fordert der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) für dieses Gebiet eine Mischung aus Erhalt der historischen Bausubstanz der früheren Schokoladenfabrik Most und der Saaleaue mit ihrem Hangwald. Stattdessen zerstörte man mit dem Abriss der früheren Schokoladenfabrik Most im Mai 2008 einen historischen Gebäudekomplex und begann mit dem darauffolgenden stark öffentlich subventionierten Bauvorhaben eines Holm Lischewski, welches sich als Desaster in finanzieller und stadtgestalterischer Hinsicht herausstellte. Das nunmehrige Vorhaben der CityDomizil GmbH, welches laut Medienberichten mit 150 Millionen Euro Investitionsmitteln Umsetzung finden soll, nimmt keinerlei Rücksicht auf Aspekte des Stadt- und Landschaftsbildes und stellt eine massive Beeinträchtigung einer dringend gebotenen Erweiterung von Grün im Bereich des Hochufers der Saale dar. Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutz findet hier offenkundig keine Berücksichtigung.
Ein weiteres Beispiel angedachter monströser Bautätigkeit ist am einstigen Standort der Gaststätte Thomas in der Dessauer Straße, gegenüber der Einmündung bzw. Ausfahrt Berliner Chaussee/B 100 vorgesehen. An der Stelle, wo einst auch mehrere Rosskastanien standen und sich eine interessante Gehölzsukzession entwickelt hat sowie eine sanierungsbedürftige Altbauvilla steht, möchte laut Medienberichten das Immobilienunternehmen Norsk aus Frankfurt/Main einen gigantischen Wohn- und Bürohauskomplex errichten. Dabei soll nicht nur entstehendes neues Stadtgrün verschwinden, sondern wohl auch der Abriss der Villa erfolgen. An einem markanten Punkt in Halles Nordosten beabsichtigt man ein Monstrum aus Stahl, Beton, Glas etc., zu errichten, was städtebaulich überhaupt nicht an den Standort passt.
Norsk hat bekanntlich ebenfalls das Gelände von GRAVO-Druck im Bereich Ludwig-Wucherer-Straße/Reileck/Adolf-von-Harnack-Straße erworben und lässt daher nichts Gutes für den Standort erahnen, welcher von historischer Bausubstanz und vielfältigem Gehölzbestand geprägt ist.
Nach Auffassung von Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) und Initiative „Pro Baum“ betreiben die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung der Stadt Halle (Saale) keine Planungs- und Baupolitik, welche den notwendigen Aspekten des Umwelt-, Landschafts-, Natur- und Klimaschutzes entsprechen. Beispielhaft sind da die zerstörerischen Aktivitäten zum Umbau des Stadions, am Gimritzer Damm, in der Delitzscher Straße, im Zusammenhang mit der Osttangente und mit dem Hufeisensee zu nennen. Selbst vor Naturschutzgebieten wie Rabeninsel und Peißnitznordspitze schreckt man nicht zurück. Zerstörung und Beeinträchtigung von Natur- und Grünflächen sind ständig an der Tagesordnung.
Die angeführten drei Bauprojekte und Vorhaben, welche vorrangig im privaten Interesse liegen, sind hauptsächlich von Beton, Glas, Stahl und Beibehaltung bzw. Erweiterung von Bodenversiegelungen geprägt.
Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) und die Initiative „Pro Baum“ fordern daher endlich ein vollständiges Umdenken in der Stadtplanung, was nicht nur den Schutz und Erhalt bestehender Natur und vorhandenem Stadtgrün bedeuten, sondern auch die Beseitigung von Bodenversiegelungen, Erweiterung von Natur und Stadtgrün sowie den Erhalt und die Ausweitung von Grün- und Biotopverbünden und Frischluft- und Kaltluftbahnen und -entstehungsgebieten zur Folge haben muss. Ebenfalls gilt es Hochwasserräume von jeglicher Bebauung freizuhalten bzw. Möglichkeiten des Rückbaus von Bauten und Bodenversiegelungen zu prüfen.
Die gegenwärtige besorgniserregende Klimaentwicklung, der dringend notwendige Schutz und der Erhalt von Umwelt, Natur und Landschaft sowie die Verbesserung der Lebensbedingungen erfordern derartiges Vorgehen.
In dem Zusammenhang bekunden Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) und Initiative „Pro Baum“ weiter und verstärkt für den Schutz, Erhalt, Betreuung und Erweiterung der Gehölzbestände aktiv zu sein. Daher sind interessierte Bürgerinnen und Bürger, Firmen, Verbände, Vereine und weitere Organisationen aufgerufen im AHA und in der Initiative „Pro Baum“ mit- und zusammenzuarbeiten. Wer Interesse hat daran mitzuwirken, wende sich bitte an folgende Anschrift:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. (AHA)
Initiative „Pro Baum“
Große Klausstraße 11

06108 Halle (Saale)

Tel.: 0345 200 27 46

E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de

Andreas Liste
Vorsitzender

Halle (Saale), den 11.01.2021