Aschedeponie zwischen Halle-Trotha und Petersberg-Sennewitz

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) sieht in der ca. 14 ha großen früheren Spülasche-Deponie des früheren Kohlekraftwerkes Halle-Trotha ein sehr sensibles Teil des Landschaftsraumes zwischen der Stadt Halle (Saale) und der Gemeinde Petersberg, Ortsteil Sennewitz. Nach Auffassung des AHA ist diese einstige Spülasche-Deponie als Belastung für die Umwelt zu betrachten, insbesondere in der Auswaschung durch Niederschlagswasser und Eintrag in angrenzende oder tiefliegende Bodenschichten sowie Grund- und Schichtwasserbereiche. Der fortgeschrittene Pflanzenbewuchs hat zu einer gewissen Stabilisierung geführt und verhindert u.a. eine Abdrift durch Wind und verringert möglicherweise die Auswaschung von Schadstoffen in den Untergrund.
Andrerseits dient das Gebiet, gerne als Brachland bezeichnet, als Lebens- und Rückzugsraum sowie Durchgangsbereich für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Ferner ist davon auszugehen, dass dieses Gebiet als Kaltluft-Entstehungsgebiet fungiert, was nicht nur für den Standort mit seinem direkten Umfeld von entscheidender Bedeutung ist, sondern auch für die besiedelten Gebiete in der Stadt Halle (Saale) und der Gemeinde Petersberg, Ortsteil Sennewitz.
Auf Grund der oben genannten Ausgangsbedingungen gilt es, nach Auffassung des AHA, alles zu unterlassen, um bauliche Eingriffe jeglicher Art in den bzw. auf dem Deponie-Körper vorzunehmen. Neben der Störung bzw. der Zerstörung der die Fauna, Flora und das Klima betreffenden Funktionen, besteht die Gefahr der Erhöhung vermehrter Auswaschungen von belasteten Stoffen und Verbindungen. Die Europäische Wasserrahmen-Richtlinie beinhaltet eine Pflicht zur Verbesserung von Grund- und Oberflächenwasser. Im konkreten Fall ist eher mit einer Verschlechterung zu rechnen.
In dem Zusammenhang sah der AHA das Vorhaben der Energieversorgung Halle (EVH) bereits als sehr problematisch an, als man in einem Planungsgebiet im Umfang von ca. 10,65 ha, eine Photovoltaik-Freiflächenanlage mit 72 dezentralen Wechselrichtern, vier Trafo-Stationen und 19.008 Solarmodule zu errichten plante.
Vom Grundsatz her ist die Nutzung erneuerbarer Energien, umfassend zu begrüßen. Jedoch verliert ein derartiges Vorhaben die umweltpositiven Auswirkungen, wenn die oben genannten Gefahren und Beeinträchtigungen drohen.
Abgesehen von der Tatsache, dass mehr verbaute Flächen auf Dächern, an Wänden und Plätzen als Baufläche für Solaranlagen dienen sollten, hält es der AHA für notwendig im Rahmen eines Energiekonzeptes der Region, geeignete Standorte zu suchen und zu prüfen um Konflikte mit dem Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutz auszuschließen. Trotz der mehrfach geäußerten Mahnungen und schweren Bedenken seitens des AHA hat die Energieversorgung Halle GmbH (EVH) auf dem westlichen Spülasche-Deponiegelände der Köthener Straße eine 12 Megawatt (MW) – Photovoltaik-Freiflächenanlage mit 32.000 Modulen errichtet und dem Vorhaben den Namen „Solarpark Phönix – Bauabschnitt I und II“ gegeben.
Der geplante „Solar- und Biodiversitätspark Phönix III“ auf der ehemaligen Spülasche-Deponie östlich der Köthener-Straße soll eine Fläche von 3,8 ha beanspruchen, wovon 3,4 ha Waldbestand sind. Damit kommt es durch eine erneute Versiegelung zur Zerstörung eines in diesem Fall unter besonderen Bedingungen entstandenen Biotops. Die Folgen sind nicht nur die Beeinträchtigung einer biologischen Vielfalt, sondern auch eine Veränderung der Grundwasserneubildung und dem ausgleichenden Faktor Lufttemperatur durch die Kaltluftbildung.
Auf Grund der eingangs erwähnten Ausgangslage, führte der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) am 29.09.2020 eine Begehung am Standort des geplanten „Solar- und Biodiversitätsparks Phönix III“ durch.
Zwischen Halle-Trotha und Sennewitz ist dort in den vergangenen 25 Jahren ein Pionierwald entstanden, der sich weiter entwickeln sollte.
Zur weiteren Charakterisierung des Standorts lädt der AHA daher interessierte Naturfreund*innen zu botanischen, entomologischen und ornithologischen Bestimmungs- und Kartierungsarbeiten für eine eigene Expertise ein.
Auch für Klimakundler ist der Standort interessant, da zwei weitere Solarparks in unmittelbarer Nähe das lokale Klima schon stark beeinflussen. Der Umweltbericht zu „Phoenix I+II“ sprach vom Verlust eines wertvollen Kaltluft-Entstehungsgebietes für die Bewohnerinnen und Bewohner von Halle-Trotha und Sennewitz. Davon ist ebenfalls im Falle der Errichtung von „Phoenix III“ auszugehen.
Im möglichen Planungsprozess wird auch die Wirtschaftlichkeit der beabsichtigten Anlage zu betrachten sein. Bei dem massiven Überangebot von Solar- und Windstrom am Markt greift das Argument der Eigenversorgung städtischer Gebäude zu kurz. Die Gebäude benötigen auch bei Dunkelheit und Windstille Strom, was die Grundlast-Problematik verschärft.
Bei der anschließenden Begehung des „Solarparkes Phönix I+II“ durch die Mitglieder des AHA zeigten sich überbreite Schotterwege zwischen den ehemaligen Haldenkörpern, Zäune direkt an den ehemaligen Haldenkanten und mit großen Schrottteilen zugefüllte ehemalige Entwässerungsgräben der Halden. Feldsteinhaufen sind auf Schotterflächen voll der Sonne ausgesetzt, meterweit vom nächsten grünen Fleck entfernt. Die ursprüngliche Vegetation wurde komplett abgeräumt, Baumstümpfe, Bauschutt und Gerümpel zu riesigen Haufen zusammengeschoben, in denen nur schwer eine ökologische Bedeutung erkennbar ist.
Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Begehung war somit schnell klar, dass dem Schutz und Erhalt sowie der sukzessiven Entwicklung des nunmehr bedrohten sehr vielfältigen Landschaftsbestandteiles und Kaltluft-Entstehungsgebietes eindeutig der Vorrang gegenüber dem umwelt-, landschafts- und naturzerstörenden Vorhaben „Solar- und Biodiversitätsparks Phönix III“ mit ebenfalls klimatisch zweifelhaftem Ruf einzuräumen ist.

Der AHA ruft daher im Rahmen seiner ehrenamtlichen und gemeinnützigen Möglichkeiten die Bevölkerung auf, daran mitzuwirken. Ferner möchte der AHA zur Mitwirkung in einer ehrenamtlichen Arbeitsgruppe Energie und Klimaschutz aufrufen.
Wer Interesse hat mitzuwirken, wende sich bitte an folgende zentrale Anschrift des AHA:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11

06108 Halle (Saale)

E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de

Andreas Liste
Vorsitzender

Halle (Saale), den 05.10.2020

Fotos: Isabell Schneider