Die Kosten, welche die Autobahn GmbH des Bundes dem Staatshaushalt in Rechnung stellen wird, belaufen sich nun auf rund 1,2 Milliarden Euro. Am 23. Juli wurde bekannt (lt. Mitteldeutscher Zeitung vom 23.7.25; https://www.mz.de/lokal/halle-saale/autobahn- baustopp-a143-ausbau-westumfahrung-finanzierung-4087136), dass das Verkehrsministerium einer von den Baufirmen geforderten Erhöhung der Kosten zugestimmt hat.
Der letzte Stand der Kosten waren 725 Millionen im Jahr 2024. Zusammen mit den zusätzlich zugesagten 450 Millionen ergibt das die abenteuerliche Summe von 1175 Millionen Euro.
Für nur 12,7 km entspricht das 93 Millionen Euro je Kilometer, oder 93.000 Euro für jeden Meter.
Im Preis je Meter würde die A143 damit wahrscheinlich zur teuersten Autobahn Deutschlands im Flachland und außerhalb einer Stadt (teurer sind nur Tunnel im Bergland und Stadtautobahnen) – sollte sie jemals fertiggestellt werden.
Über die genaueren Gründe des Kostenanstieges haben sich Autobahn GmbH und Baufirmen wenig geäußert. Es scheint, als würde eine Forderung an den Staatshaushalt und damit an unser aller Wohlstand umso weniger erklärt werden müssen, je dreister und höher sie ist.
Verwiesen wurde auf erhöhte Kosten beim Brückenbau. Es kann jedoch nicht sein, dass eine einzelne Brücke so falsch geplant wird, dass die Kosten sich vervielfachen.
Es ist kein Geheimnis, dass die alten Bergwerke, welche bis ins 19. Jahrhundert gegraben wurden, eine Kostenfalle sind: Der fertiggestellten Autobahn 143 droht ein Absacken des Bodens, denn er wird ihrem Gewicht nicht standhalten können. Bereits 1996 erschütterte ein Erdbeben Halle Neustadt. „In der Grube Teutschenthal waren in 700 Metern Tiefe Hohlräume zusammengebrochen und hatten einen Gebirgsschlag ausgelöst. Auf der Richterskala wurde ein Wert von 4,8 gemessen. Die Schäden wurden später auf rund 6 Millionen Euro geschätzt.“ (https://dubisthalle.de/vor-23-jahren-der-gebirgsschlag-von-teutschenthal)
Die Bergwerke unter der Baustelle der A143 werden seit mindestens einem Jahr mit Zement ausgegossen. Das heißt, man pumpt flüssigen Zement in die Stollen und hofft, dass sie irgendwann vollgefüllt sind. Das ist sehr teuer. Die Planer der A143 geben an, von den Bergwerken und deren Ausmaß überrascht zu sein. Anderenfalls hätten sie sich strafbar gemacht, da die Kosten für die Bergwerkssicherung bei der Planung nicht berücksichtigt worden sind.
Die Behauptung, man habe von den Bergwerken nichts gewusst, ist lächerlich. Die Planer bezichtigen sich damit selbst der Lüge bzw. der Unfähigkeit. Es zeugt von Inkompetenz bei einem Projekt dieser Größenordnung nicht ein einziges Mal die vorliegenden historischen Karten über die Stollen zu konsultieren. Auch in den Dörfern entlang der Trasse ist das Vorhandensein der Schächte durch Hinweisschilder für jeden ersichtlich.
Das derzeit beim Bau der A143 angewandte Verfahren des Verfüllens eines unbekannt großen unterirdischen Hohlraums scheiterte bereits beim Bleßbergtunnel in Südthüringen, der für die neue ICE-Strecke Nürnberg- Erfurt gebaut wurde. Auch damals wurden Unmengen an Beton in den Boden gepumpt. Jedoch versackte der Beton immer wieder völlig wirkungslos in der Höhle. Der Versuch, den Hohlraum zu verfüllen, wurde schließlich aufgegeben.
Wie groß der zu verfüllende Hohlraum unter der A143 ist, weiß wahrscheinlich niemand. Wenn die Baufirmen, Planer und die Autobahn GmbH es wissen, mögen sie es publik machen. Da dies unterbleibt, gehen wir davon aus, dass sie es nicht wissen.
Nach den am 23.7.2025 zusätzlich angesetzten 450 Millionen Euro droht also eine weitere, enorme Kostenexplosion.
Die Gegenseite wirft uns, den Umweltverbänden und der Bürgerinitiative Saaletal, regelmäßig vor für die seit nunmehr 35 Jahren eingetretenen Kostensteigerungen wesentlich verantwortlich zu sein. Zum einen ist diese Aussage falsch, weil die Kosten bei Null gelegen hätten, wenn Umweltrecht beachtet worden wäre: Dann wäre nämlich die A143 weder geplant noch gebaut worden! Schlechte Planung und Unfähigkeit der Baufirmen und Planer sind die Hauptkostentreiber; nicht der Umweltschutz.
Wir fordern den sofortigen Abbruch der Arbeiten. Die neu hinzugekommenen 450 Millionen Euro reichen aus, um die Schäden an Flora, Fauna und Landschaft wenigstens teilweise zu beheben. Zudem können mit dem gesparten Geld ÖPNV, Fuß- und Radverkehr in Halle und Saalkreis wesentlich verbessert werden. Die A143 würde Halle so wenig von Autos entlasten, wie es die A14 bei Halle, und Ringautobahnen bei anderen Städten getan haben. Auch Leipzig versinkt im Auto-Schmutz – trotz Autobahnring.
Besser spät als nie, Baustopp jetzt!
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