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AHA fordert verstärkt, dass der Hufeisensee einer ökologisch verträglichen Entwicklung bedarf

Wie bereits mehrfach vom Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) festgestellt, bedarf es im Interesse der Allgemeinheit eines wissenschaftlichen Gesamtkonzeptes für den Schutz und der Entwicklung des Hufeisensees im Osten der Stadt Halle (Saale), welches die Belange des Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutzes, des Tourismus und der Naherholung, des Sportes sowie der Land- und Forstwirtschaft untersucht und zueinander abwägt.

Der am 25.03.2015 mehrheitlich vom Stadtrat der Stadt Halle (Saale) beschlossene Bebauungsplan 158 „Freizeit- und Erholungsraum Hufeisensee“ erfüllt dieses Anliegen in keiner Weise. Dazu zählen das nunmehr begonnene Vorhaben zur Errichtung eines 27-Loch-Golfplatzes, sowie die unverantwortliche Ausweitung der Wassersportanlagen, die Errichtung eines Trainings- und Ausbildungszentrum der DRK-Wasserwacht Halle und eines Campingplatzes im Süden des Hufeisensees.

Ganz besonders zählen aber auch die baulichen Einrichtungen von Badestränden im Norden und Nordwesten des Hufeisensees sowie eines asphaltierten 6 km langen und mindestens 3 m breiten Rundweges um den See herum.

Die vorgesehenen Standorte der Badestrände mit ihren Schilfbereichen und Gehölzhecken – welche zudem einen Schutz nach § 22 Absatz 1 Nummer 8 Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt genießen – bilden einen sehr wichtigen Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Gerade die Entwicklung in den letzten 32 Jahren hat zu einer umfassenden ökologischen Aufwertung geführt. So nutzen z.B. zahlreiche Wasservögel, Lurche und Insekten diese angedachten Strandbereiche. Im Falle der Umsetzung der Pläne ist mit einer massiven Zerstörung einer jahrzehntelangen sukzessiven Entwicklung zu rechnen.

Auf Grundlage der vorliegenden Pläne ergibt sich bei einer Länge von 6 km = 6.000 m x Mindestbreite im Umfang von 3 m, eine zusätzliche Versiegelung von 18.000 m² = 1,8 ha. Dieser Weg zerschneidet den Landschaftsraum, erschwert für Kleinsttiere die ungestörte Überwindung der Asphaltstrecke, was sich bei Erhitzung im Sommer und intensiver Nutzung der Wege noch verschärft. Hinzu kommt die Missbrauchsgefahr der Nutzung durch Motorräder und Mopeds sowie Nutzung als Rennstrecke für Rennräder, was zudem noch die Unfallgefahr für andere Fahrradfahrer und Fußgänger steigert.

Im Rahmen einer Exkursion am 14.07.2015 und am 29.09.2015 konnten sich die anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Überblick zu den massiven und zerstörerischen Bauarbeiten zum Golfplatz im Westteil des Hufeisensees verschaffen. In großen Abschnitten von mehreren hundert Metern haben die Bauarbeiten die Uferbereiche mit ihrem sukzessiven Bestand an Gehölzen, Hochstauden und Schilf komplett zerstört. Das hat zur Vernichtung eines arten- und strukturreichen Lebens- und Rückzugsraum von zahlreichen Tier- und Pflanzenarten geführt. Ferner vernichteten die Bauarbeiten eine angrenzende Ackerfläche, welche noch im Sommer mit zahlreichen Hochstauden, wie Gewöhnlicher Kratzdistel, bewachsen war. Diese Flächen dienten u.a. zahlreichen Insekten als Blütenweide und im Samenstadium zum Beispiel dem Stieglitz als Nahrungsgrundlage.

Dabei ist Jedem klar und bekannt, dass diese Bauarbeiten reinen Partikularinteressen einer deutlich geringen Minderheit, in der Regel einem vermögenden Klientel dient. Jedoch haben der Stadtrat der Stadt Halle (Saale) und der hallesche Oberbürgermeister und seine Verwaltung den gesetzlichen Auftrag und somit die Aufgabe dem Allgemeinwohl zu dienen. Die Inaugenscheinnahme der massiven Zerstörungen an Umwelt, Natur und Landschaft im Westteil des Hufeisensees versinnbildlichen eher den deutlichen Verstoß gegen dieses Prinzip. Die angedachten weiteren Maßnahmen im Zuge des am 25.03.2015 mehrheitlich vom Stadtrat der Stadt Halle (Saale) beschlossenen Bebauungsplans 158 „Freizeit- und Erholungsraum Hufeisensee“, wozu noch die Badestrände, der Rundweg und die Erweiterung der Wassersportanlagen gehören, lassen weitere derartige massive Zerstörungen und Verwüstungen an Umwelt, Natur und Landschaft am und im Hufeisensee erahnen bzw. vermuten. Alle anderen bisherigen und womöglich künftigen derartigen Beteuerungen von den politischen Verantwortlichen der Stadt Halle (Saale) und des Labuschke-Clans können in keiner Weise der Wahrheit entsprechen. Bereits die gegenwärtigen Zerstörungen und Vernichtungen an Umwelt, Landschaft und Natur am Hufeisensee reihen sich ein in die zahlreichen anderen derartigen und gegenwärtigen ähnlichen Aktionen gleichen Ausmaßes ein, wozu die Massenabholzungen in der Fiete-Schulze-Straße/Otto-Stomps-Straße, Beesener Straße, Delitzscher Straße, am Park Am Steintor und am Saaleufer am Holzplatz, der Brückenbau zur Rabeninsel sowie der Raubbau in der Dölauer Heide eindeutig dazugehören.

Nunmehr tut man verwundert, dass die Wasserqualität des Hufeisensees keinesfalls zum Baden geeignet ist. Diese Tatsache war schon zu DDR-Zeiten, aber im Zusammenhang mit der 1984 geschlossenen Mülldeponie Kanena bekannt. Der Deponiekörper hat direkten Kontakt mit dem Wasser im Hufeisensee und somit besteht die klare Möglichkeit der Einspülung von Schadstoffen. Die Gefährlichkeit nimmt noch zu, da niemand genau weiß, was für Materialien und Stoffe in der Deponie einst entsorgt worden.

Das erst das Umweltbundesamt kommen muss, um Vinylchlorid, Summenformel C2H3Cl, festzustellen ist skandalös. Warum haben diese Boden- und Wasseruntersuchungen nicht im Vorfeld der Erstellung des Bebauungsplan 158 „Freizeit- und Erholungsraum Hufeisensee“ stattgefunden ? Das man als mögliche zusätzliche Schadstoffquellen den ehemaligen Chemiehandel und angrenzende Bahnhofsanlagen vermutet, macht die Sache nicht besser.

Vinylchlorid hat eine stark reizende Wirkung auf Schleimhäute und Augen, eine leicht betäubende Wirkung sowie schädigt Leber, Speiseröhre, Milz, Handdurchblutung, Handknochen sowie Haut und ist außerdem als krebserzeugend eingestuft.

Ferner gilt Vinylchlorid bei einer Zündtemperatur 415 °C als leicht entflammbar. Beim Verbrennen von Vinylchlorid entstehen Chlorwasserstoff und Spuren von Phosgen. Zudem löst sich Vinylchlorid fast unbegrenzt in organischen Lösungsmitteln, aber nur wenig in Wasser. Bei Einwirkung von Licht, Luft und Wärme polymerisiert Vinylchlorid zu PVC.

Allein diese Fakten müssen zur Einstellung und Aufhebung des Bebauungsplans 158 „Freizeit- und Erholungsraum Hufeisensee“ sowie zu weiteren tiefgreifenderen Untersuchungen von Wasser, Boden und Luft führen. In dem Zusammenhang sieht es der AHA als problematisch an, wenn die Golfplatzbetreiber ihre Flächen mit dem belasteten Wasser beregnen. Abgesehen davon, dass der offenbar sehr hohe Wasserverbrauch zu nicht seltenen niederschlagsarmen Zeiten zu unverantwortlichen Absenkungen des Wasserstandes des Hufeisensees führt. Damit einhergehend könnte sich der Zustrom von Schadstoffen über Grund- und Schichtwasserleiter verstärken, was eine schnelle Ortung und Sanierung der Ausgangsstandorte und Ab- und Zuleiter sehr dringend erforderlich macht.

Die Einstellung des Baus und Betriebs der Golfanlage ermöglicht eine schrittweise sukzessive Renaturierung der Flächen. Der AHA sieht in der Ansiedlung von Uferseeschwalben in den Uferbereichen drei neu angelegter Seen einen hoffnungsvollen Neuanfang.

Im Zusammenhang mit den mehrfach obengenannten Aspekten fordert der AHA erneut und verstärkt den unverzüglichen Stopp sämtlicher Aktivitäten auf der Basis des Bebauungsplanes 158 „Freizeit- und Erholungsraum Hufeisensee“. Alternativ gilt es stattdessen endlich eine ordnungsgemäße und fachübergreifende wissenschaftliche Planung vorzunehmen.

Eine Basis könnte dazu, der vom AHA dem Fachbereich Geografie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vorgelegte, am 11.06.2001 erstellte „Rahmenplan zur Erstellung einer Nutzungs- und Entwicklungskonzeption für den Hufeisensee in Halle (Saale)“ bilden. Die Erstellung ließe sich ggf. im Rahmen einer Diplom-, Beleg- oder Praktikumsarbeit realisieren.

Im Interesse einer verstärkten ökologischen Begleitung der Entwicklung des Hufeisensees hat der AHA beschlossen eine „Arbeitsgruppe Hufeisensee“ zu bilden. Wer in dieser Arbeitsgruppe mitarbeiten möchte, wende sich bitte an folgende Anschrift:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V.
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345/2002746
Fax.: 01805-684 308 363
Internet: https://www.aha-halle.de
E-Mail aha_halle@yahoo.de

AHA fordert Schutz der Fasanerie in Köthen

Nach Auffassung des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) weist die Stadt Köthen einen wertvollen Grün- und Biotopverbund aus, welcher von der Ziethe, ca. 37,5 ha große Ziethebusch, dem Schlosspark und nicht zuletzt von der Fasanerie Köthen mit seinem 32,7645 ha großen geschützten Landschaftsbestandteil „Fasanerie Köthen“ geprägt ist. Die jeweiligen Landschafts- und Naturbestandteile haben einzeln gesehen und im Verbund eine sehr wichtige Funktion als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, dienen der Verbesserung des Klimas sowie tragen zur Belebung von Landschafts- und Stadtbild bei.

Fasanerie 1

Daher ist nach Meinung des AHA alles zu unternehmen diese Landschafts- und Naturbestandteile sowie deren Grün- und Biotopverbund nicht nur zu schützen und zu erhalten, sondern Möglichkeiten zu suchen und zu finden sukzessiv ausweiten zu lassen.

Dazu bedarf es jedoch einer grundsätzlichen, wissenschaftlich fundierten Schutz- und Entwicklungskonzeption, welche u.a. die Ziethe und ihre Gesamtaue, den Ziethebusch, den Schlosspark und die Fasanerie im Einzelnen und in der Gesamtheit umfassen sollte.

Fasanerie 2

In dem Blickwinkel betrachtet ist es für den AHA überhaupt nicht nachvollziehbar, dass die Stadt Köthen, basierend auf ein Forsteinrichtungswerk mit Stichtag zum 01.01.2012 und Gültigkeit vom 01.01.2012 bis 31.12.2021 für 62,6 ha Stadtwald Köthen und dem darauf beruhenden Beschluss des Stadtrates vom 12.06.2012 sowie nachfolgender Beschlüsse des Bau-, Sanierungs- und Umweltausschusses vom 29.06.2016 und 27.07.2016, massive Abholzungen in der Fasanerie vorgenommen hat. Dabei hat man massive Schädigungen an dem auenwaldähnlichen Gehölz verursacht und umfassend in einen sehr wichtigen Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzen-arten eingegriffen, welcher u.a. von zahlreichen xylobionter Käfer- und Fledermausarten geprägt ist. Laut Landkreis Anhalt-Bitterfeld, als unterer Naturschutzbehörde haben Untersuchungen ergeben, dass alleine 87 Käferarten in dem Gebiet vorkommen, wozu besonders schützenswerte Arten wie Heldbock, Hirschkäfer und Eremit gehören. Alles Käferarten, welche altes und totes Holz zum Leben und zur Eiablage benötigen.

Fasanerie 3

Die Basis derartiger Fällarbeiten bildet eine alleinige forstwirtschaftliche Betrachtung, welche offenkundig die Gesichtspunkte des Umwelt-, Natur-, Landschafts- und Denkmalschutzes ausblendet, was sich u.a. auch in der Vorstellung ausdrückt den Restauenwald Ziethebusch als „Wirtschaftswald“ einzustufen. Nach Auffassung des AHA gilt es hier und in der Fasanerie eher eine naturnahe Entwicklung zu favorisieren.

Fasanerie 4

Daher fordert der AHA den Landkreis Anhalt-Bitterfeld und die Stadt Köthen auf, eine wissenschaftliche Erstellung einer Schutz- und Entwicklungskonzeption u.a. für die ebengenannten Natur- und Landschaftsbestandteile erstellen zu lassen. Als Partnerkäme u.a. die Fachhochschule Anhalt in Bernburg in Frage. Der AHA erklärt erneut seine Bereitschaft, dass er im Rahmen seiner ehrenamtlichen und gemeinnützigen Möglichkeiten, fachlich-inhaltlich daran mitwirken möchte.

Fasanerie 5

Fasanerie 6

Dies drückt sich im Konkreten darin aus, dass das Bürgerbündnis für Köthen und der AHA für den Donnerstag den 18.08.2016 gemeinsam zu folgenden Veranstaltungen einladen, um Alternativen zum Erhalt, Schutz, Betreuung und zur Pflege der Fasanerie in Köthen aufzeigen und diskutieren zu können:

Fachkundige Führung durch die Fasanerie durch Mitglieder der Bürgerbewegung und des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V.
Beginn: 18:00 Uhr
Treffpunkt: Ecke Fasanerieallee / Joachimiallee (Parkplatz Hochschule, Zufahrt Creperie)

Sach- und Fachinformationen mit Alternativen zum Erhalt und zur Pflege der Fasanerie, Diskussionen
Beginn: 19:00 Uhr
Ort: Creperie „Lorette“, Bernburger Str. 58A, Köthen
Es sind alle Interessenten und Verantwortlichen recht herzlich zu den beiden, aufeinander aufbauenden Veranstaltungen eingeladen.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit mit dem AHA über seine Orts- und Regionalgruppen in Bitterfeld-Wolfen und Wettin-Könnern-Bernburg in Kontakt zu treten. Wer Interesse hat mit dem AHA Verbindung aufzunehmen, kann dies unter folgenden Anschriften tun:

I. Sitz des Vereins:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 – 2002746
Fax.: 01805-684 308 363
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de
E-Mail UBM: ubh2004@yahoo.de
Internet: https://www.aha-halle.de

II. Ortsgruppe Bitterfeld-Wolfen
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
über Evangelisches Kirchspiel Wolfen
OT Wolfen
Leipziger Straße 81
06766 Bitterfeld-Wolfen
Tel.: 0173 – 9917836
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de
Internet: https://www.aha-halle.de

III. Regionalgruppe Wettin-Könnern-Bernburg
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
in attac-Villa Könnern
Bahnhofstraße 06
06420 Könnern (Saale)
Tel.: 034691/52435
E-Mail AHA: aha_halle@yahoo.de
Internet: https://www.aha-halle.de

Fotos Hartmut Stahl

Internationales Auen Symposium

Zons am Niederrhein
6. bis 8. September 2016

Öffentliche Einladung zur Teilnahme!

Hiermit laden die Organisatoren der Veranstaltung (Prof. Dr. Bernd Gerken von der Fördergemeinschaft Tierökologie und Martin Görner von der Arbeitsgemeinschaft Artenschutz Thüringen, AAT) zum Internationalen Auensymposium in Zons am Niederrhein vom 6.-8. September 2016 ein. Im Brennpunkt stehen Europäische Fließgewässer und ihre Auen.

Die Veranstaltung findet im Kreismuseum Zons, großer Vortragssaal, Schloßstraße 1, D-41541 Dormagen statt. (Tel: +49 2131 928 4119, Fax: +49 2131 928 84119, http://www.rhein-kreis-neuss.de/imagefilm).

23 Referentinnen und Referenten aus Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Österreich aus staatlichen und kommunalen Behörden, nationalen und internationalen Verbänden, Ingenieurbüros und der Politik beziehen Position zu den wesentlichen Fragen um die Zukunft unserer Fließgewässer und der Auenlandschaften. Forschungsergebnisse und Visionen für die Zukunft des Lebens am fließenden Wasser werden ebenso betrachtet wie Aspekte und Abhilfemöglichkeiten der durchweg menschgemachten Hochwassergefahren.

Fließgewässer und ihre Auen sind Hotspots der Artenvielfalt, Lebensadern der Landschaft, Produktionsstätten der Natur für Holz, landwirtschaftliche und Gartenprodukte, Rohstofflagerstätten und dazu Lebens- und Wirkraum des Menschen, der Erholung gerne nahe am Wasser und bei alten, bizarren Bäumen sucht.

Das Symposium wird hauptsächlich im großen Saal der Feste Zons stattfinden. Es bietet Gelegenheit mit den Fachleuten persönlich zu sprechen und sich im Rahmen von Exkursionen über die Tätigkeit zweier Biologischer Stationen in den Auen des deutschen Niederrheins inmitten eines der größten Ballungsräume Europas zu informieren. Daher sei auch besonders auf die beiden Exkursionen in die nahe gelegene Rheinaue hingewiesen, die am Nachmittag des 7. und ganztags am 8.9. stattfinden.

Ergänzend zum Vortragspart des Symposiums gibt es einen gemütlichen Rahmen, in dem jeweils am 6. und 7.9. ein geselliger Abend mit weiteren Fachbeiträgen geboten wird.

Das Symposium klingt bei einer auentypischen Speise im Haus Bürgel in den Urdenbacher Kämpen bei Düsseldorf am 8. September aus.

Die Veranstalter bitten herzlich um Anmeldung bis zum 1. September. Kurz entschlossene Besucher sind dennoch willkommen, doch bietet der Vortragssaal nur für 100 bis max. 120 Teilnehmende Platz, und es könnte daher eng werden!

Die Anmeldung erfolgt am besten direkt formlos per e-mail an ag-artenschutz@freenet.de oder per Anruf unter Telefon +49 3641 605625, oder Post an AAT, Thymianweg 25, D – 07745 Jena.

Die Teilnehmergebühr beträgt Euro 40,- zugunsten Konto der AAT, Sparkasse Jena, IBAN DE52 8305 3030 0000 0531 20.

Der Besuch der Tagung wird auf Wunsch als Fortbildungsveranstaltung bescheinigt, sie ist Teil des Programms des Bildungswerks der AAT, Jena.

Aus dem Programm-Flyer entnehmen Sie bitte auch Kontakt-Anschriften zu Hotels und Privatunterkünften – eine frühzeitige Buchung wird dringend empfohlen!

Der Kreisverwaltung Neuss danken wir vielmals für die kostenlose Überlassung der Räumlichkeiten für die Vortrags- und Abendveranstaltungen.

Der regionalen und überregionalen Presse danken wir herzlich für die Bekanntgabe dieses Termins. Wir freuen uns über Ihre Berichterstattung zu Inhalten des Symposiums, in dessen Rahmen auch eine Resolution zur Zukunft der Nutzung, des Schutzes und der Entwicklung publiziert wird.

Gerne klären wir den Termin für eine Presseinformation, die am 6. oder 7.9. stattfinden kann. Kontaktaufnahme über die oben genannten Adress-Angaben bzw. per Email an Prof. Gerken (bghaliotis@gmail.com), der auch für telefonische Informationen zur Verfügung steht (Termin bitte vorher per e-mail vereinbaren).

AHA fordert kein Marathon im Naturschutzgebiet Peißnitz Nordspitze

Im Naturschutzgebiet Peißnitz Nordspitze sind gemäß § 4 der Verordnung über die Festsetzung des Naturschutzgebietes alle Handlungen verboten, die das Naturschutzgebiet oder einzelne seiner Bestandteile zerstören, beschädigen, verändern oder nachhaltig beeinträchtigen. Zur Vermeidung von Gefährdungen und Störungen ist es im Naturschutzgebiet untersagt sportliche Veranstaltungen durchzuführen.

Auf der Internetseite zum 15. Mitteldeutschen Marathon am 9. Oktober 2016 ist die Strecke des Halbmarathons veröffentlicht. Die Strecke führt demnach direkt durch das Naturschutzgebiet Peißnitz Nordspitze.

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) drückt sein Unverständnis aus, dass die Möglichkeit bestehen soll, tausende Sportler durch das Naturschutzgebiet laufen zu lassen.

Diese Absicht ist offenbar begünstigt durch die Asphaltierungen der Wege, welche schon unverantwortlicher Weise auf der Peißnitz vorgenommen worden ist.

Der AHA ist der Auffassung, dass bei einer ernsthaften Suche, alternative Routen der Veranstaltung zur Verfügung stehen können.

Nunmehr fordert der AHA den Oberbürgermeister der Stadt Halle (Saale) und seine Verwaltung in ihrer Eigenschaft als zuständige Untere Naturschutzbehörde auf, im Sinne des Naturschutzes zu handeln und keine Befreiung von dem Verbot sportlicher Veranstaltungen im Naturschutzgebiet Peißnitz Nordspitze zu gewähren.

AHA setzt sich für Schutz, Erhalt und Entwicklung der Schwarzen Elster ein

Im Rahmen einer Fahrradexkursion am 30.07.2016 nahm sich der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. schwerpunktmäßig dem Schutz, Erhalt und Entwicklung der Schwarzen Elster und ihrer Auenlandschaft an.
Den Einstieg der Fahrradexkursion bildete die Besichtigung eines im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen in den Jahren 2014/2015 in einer gemeinsamen Aktion der Agrargenossenschaft Beyern e.G. und des Naturschutzvereins „Elsteraue“ Falkenberg/Elster e.V. errichteten Feuchtgebietes in unmittelbarer Nähe zur Scheidelache. Trotz der deutlich erkennbaren Auswirkungen der Trockenheit, zeichnete sich eine deutliche standortgerechte Entwicklung ab. Eine derartige Bereicherung von Natur und Landschaft mit ihrer Funktion als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten kann zudem als Ort der Umweltbildung und wissenschaftlichen Beobachtung und Betreuung dienen.
Ebenfalls deutlich gekennzeichnet von Trockenheit, aber auch Eutrophierung ist die 31,985 km lange Scheidelache, welche ein sehr wichtiges Rückgrat für einen allumfassenden Biotop- und Grünverbund bildet und zudem mit seiner von Bibern beeinflussten Gewässerdynamik, einen sehr wichtigen Schutzzweck für das ca. 110 ha große Naturschutzgebiet „Schweinert“ darstellt. Um jedoch mehr seine ökologische und hydrologische Bedeutung entfalten zu können, bedarf die Scheidelache breitere, mindestens 10 m breiter Gewässerschonstreifen. Als ein Vorbild kann das bereits erwähnte Feuchtgebiet fungieren.
Im Anschluss daran suchten die Exkursionsteilnehmer den Neugraben im Vorfeld der Ortslage Bomsdorf auf. Zur Entstehung und Entwicklung des 30 km langen Neugrabens, sei aus den Ausführungen des Annaburger Geschichtsfreunds Edwin Kretzschmann zitiert:

„Dieser künstlich angelegte Wasserlauf hatte eine Breite oben 8,00 Meter, unten 6 Ellen und auf jeder Seite eine Erhöhung mit einer Breite von einer Elle. Er hat eine Länge von 30 km. Am Bau waren ca. 2.300 Mann aus den umliegenden Ämtern zwangsweise zur Arbeit an der Fertigstellung Neugrabens in Fronarbeit durch den Kurfürsten heranbeordert wurden. Begonnen wurden die Arbeiten bei dem Dorfe Grabo am 26. Juni 1576 und beendet wurden diese am12 Oktober 1577 bei dem Dorfe Neumühl. Der Graben hatte die Aufgabe Elsterwasser für die umfassend angelegten Teiche und Gräben zum Schloss Annaburg zu bringen. Das Elsterwasser des Neugrabens hatte für die Einwohnerschaft von Annaburg bis nach dem 2. Weltkrieg, also bis nach1945, eine besondere Bedeutung. Da das Elsterwasser damals sehr sauber und weich war, wurde es an den so genannten Schöppen ( Treppen ) von den Bewohnern gern zum waschen genommen. Später um 1835 wurde an der Herzbergerstrasse für das Knabenerziehungsinstitut ein Schwimmbassin ausgehoben, welches den Ab und Zufluss durch den Neugraben hatte. Bis nach 1945 konnte hier die Annaburger noch baden gehen. Zur kurfürstlichen Zeit wurde die Fließkraft des Grabens für fünf Wassermühlen genutzt. Auf seinem Lauf hat der Graben durch die Heide auf einer Strecke von ca. 10 km allein 10 zu befahrene Brücken zu unterqueren. Dies sind: die Torgauer, Zätsch, Rotten, Bank, Bretzel, Zschernick, Hegeholz, Kreutz, Schulter und Rotebruch-Brücke.“, Zitat Ende.

Weiter sind in den Ausführungen erwähnt, dass in den dreißiger Jahren, der Reichsarbeitsdienst im dritten Reich hat den stark verschlammten und stellenweise mit Strauchwerk verwachsenen Neugraben beräumte, die Ufer stellenweise mit neuen Faschinen ausgeflochten hatte. Weiterhin schachtete man den Graben tiefer aus und beseitigte starke „hemmende“ Biegungen. Somit erhielt der Graben eine größere Fließgeschwindigkeit. Angesichts der zu erwartenden schrittweise voranschreitenden Eintiefung ist mit zunehmender Austrocknung des Umlandes zu rechnen. Insofern gilt es eher einer Mäandrierung zu befördern.

Die 198,5 km lange Schwarze Elster, welche bei Kindisch im Lausitzer Hügelland im Freistaat Sachsen entspringt, dann das Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet, das Senftenberger-Finsterwalder Becken, dabei den Freistaat Sachsen und die Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt sowie u.a. die Ortschaften Elstra, Kamenz, Milstrich, Wittichenau, Hoyerswerda, Elsterheide, Senftenberg, Ruhland, Lauchhammer, Elsterwerda, Bad Liebenwerda, München in Uebigau – Wahrenbrück, Herzberg und Jessen durchfließt und letztendlich südlich von Elster (Elbe) in die Elbe mündet, bildet trotz massiver wasser- und bergbaulicher Eingriffe ein sehr vielfältiges, bedeutsames entwicklungsfähiges und schützenswertes Fluss- und Auensystem.

29-Herzberg Blick Von Brücke Lindenstraße Auf Schwarze Elster Flussaufwärts Nach Südosten (1)

29-Herzberg Blick Von Brücke Lindenstraße Auf Schwarze Elster Flussaufwärts Nach Südosten (1)

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Nichtsnutz voller Wasser

Dieser Artikel wurde zuerst im Neues Deutschland am Mittwoch, 27. Juli 2016 veröffentlicht. Der Autor des Artikels ist Hendrik Lasch.

Der Saalekanal ist wirtschaftlich und ökologisch nicht zu rechtfertigen – und dennoch nicht tot zu kriegen

 

Die Kosten wären weit höher als der Nutzen, die Auswirkungen auf die Natur enorm: Der geplante Kanal an der unteren Saale ist Umweltschützern ein Graus. Die Politik aber hält eisern an dem Vorhaben fest.

Kurz hinter der Eisenbahnbrücke von Calbe herrscht auf der Saale für einen Moment so etwas wie reger Verkehr. Zugestanden: Es sind keine Binnenschiffe, die da gen Elbe ziehen. Sie haben auch weder Kies noch Zement geladen. Vielmehr handelt es sich um zwei elegante Ruderboote älterer Bauart, in denen je vier Wasserwanderer den Samstag genießen. Aber immerhin: Es ist mal etwas los auf dem Fluss. Dann verschwinden die Boote hinter einer Biegung. Auf sie warten noch etliche ausladende Bögen und Mäander; erst dann haben die Sportsfreunde die Elbe erreicht.
Andreas Liste steht am Ufer an der Stelle, an der von dem gewundenen Fluss eine Art Wasserautobahn abzweigen soll. Hinter einem frisch gemähten Deich zeugen Weiden und ein von Brennnesseln umsäumter Tümpel von einem alten Flussarm; daneben wächst Mais, so weit das Auge reicht. Hier, sagt Liste, soll der Kanal beginnen. Knapp zehn Kilometer lang, drei Meter tief und mehr oder weniger schnurgerade. Bei Barby soll er in die Elbe münden. Ein Segen für die darbende Schifffahrt auf der Saale, sagen die einen. Ein nichtsnutziges Monstrum, das der Natur schadet und wertvolle Flussauen unwiederbringlich zerstört, warnen andere. »Wenn der Kanal gebaut würde«, sagt

Andreas Liste, »wäre die Saale nicht mehr der Fluss, den wir kennen.« Liste kennt die Saale aus dem Effeff, so wie viele Flüsse in Südostdeutschland. Der stämmige Mann ist Vorsitzender des »Arbeitskreises Hallesche Auenwälder« (AHA), eines Vereins, dessen Name etwas in die Irre führt: Er kümmert sich nicht nur um Schutz und Erhalt von gewässernahen Landschaften in Halle. Fast im Wochentakt begeben sich Mitglieder und Interessenten auf Exkursionen an Elbe und Mulde, Weiße oder Schwarze Elster. Sie freuen sich über Reste intakter Auenwälder; sie entwickeln Ideen, wie diese zu erhalten sind; und sie engagieren sich gegen Vorhaben, die aus ihrer Sicht unzulässig in die Natur eingreifen. Eines ihrer prägnantesten Feindbilder ist der Saalekanal. »Ein Irrwitz«, sagt Liste: »Ein Bauwerk, das niemand braucht.«

Für die Behauptung kann sich Liste auf offizielle Zahlen von gänzlich unverdächtiger Seite stützen. Sie stehen im Entwurf des neuen Bundesverkehrswegeplans (BVWP) 2030 ab Seite 177. Hier hat das Bundesministerium für Verkehr Vorhaben aufgelistet, mit denen binnen 15 Jahren das Wasserstraßennetz in Deutschland ertüchtigt werden soll. Unter der Nummer W 32 findet sich der Saalekanal. Eine schmale Spalte in der Tabelle ist mit dem Kürzel NKV überschrieben; es steht für »Nutzen-Kosten-Verhältnis«. Projekte wie die Vertiefung der Fahrrinne an der Außenweser kommen auf ein NKV von 31,6: Für jeden investierten Euro sollen 31,60 Euro zurückfließen. Im Fall des Saalekanals liegt der Wert bei gerade mal 0,2; niedriger ist er bei keinem anderen aufgeführten Vorhaben. Die Zahl bedeutet, dass den Baukosten – sie werden in dem Dokument auf 133,8 Millionen Euro beziffert – ein Nutzen gegenübersteht, der gerade mal ein Fünftel dieser Summe beträgt. Kritiker ätzen und sprechen von »hocheffektiver Geldvernichtung«.

Es gibt auch Stimmen wie die von Manfred Sprinzek. Der fast 72-Jährige steht dem »Verein zur Hebung der Saaleschifffahrt« vor, einem von regionalen Firmen unterstützten Lobbyverein, der den Fluss wirtschaftlich beleben will und im Kanalbau alles andere als eine Verschwendung von Steuergeld sieht. Er sei vielmehr notwendig als »Lückenschluss« in Richtung Elbe und »vollende« den Ausbau der Saale, der in den 1930er Jahren vorangetrieben, aber wegen des begonnenen Zweiten Weltkrieges am Unterlauf nicht vollendet wurde. Eine geplante Schleuse bei Klein Rosenburg wurde damals nicht mehr errichtet. Nach 1989 holte man die Pläne zunächst wieder hervor, legte sie wegen gravierender Auswirkungen auf die Umwelt aber 2001 endgültig zu den Akten. Statt dessen entstand die Idee, den Kanal als »Abkürzung« in die Landschaft zu klotzen. Mit diesem, sagt Sprinzek, werde eine »wirtschaftliche Schifffahrt« erst möglich. Die Argumentation stößt vor allem im CDU-geführten Verkehrsministerium von Sachsen-Anhalt auf offene Ohren.

Nachdem das Essener Planungsbüro Planco im Jahr 2012 prognostiziert hatte, auf dem Kanal würden nur magere 560 000 Tonnen Fracht pro Jahr befördert, gab Ressortchef Thomas Webel ein Gegengutachten in Auftrag. Ein Dresdner Büro errechnete ein Frachtaufkommen von 1,4 Millionen Tonnen. Es ist eine Zahl, mit der sich der Bau wesentlich besser rechtfertigen ließe – die allerdings selbst Webels Ressortkollegen in Berlin nicht übernehmen. Im Entwurf des BVWP wird der Saalekanal »außerhalb des Kernnetzes« eingeordnet. Kriterium dafür: eine erwartete Frachtmenge von weniger als 600 000 Tonnen im Jahr.

Der Fakt, dass auf dem Kanal kaum Güter transportiert werden und die hohen Baukosten nicht annähernd wieder eingespielt werden können, ist indes nicht das einzige Argument, das gegen das Bauwerk spricht. Naturschützer wie Andreas Liste nennen weitere. Er verweist auf den Verlust an wertvollem Ackerland – der Flächenbedarf für den Kanal wird auf knapp 60 Hektar beziffert. Er erwartet zudem große hydrologische Probleme. Die Region zwischen Calbe und Barby liegt schon jetzt im Regenschatten des Harzes. Wegen des Klimawandels wird erwartet, dass sich die jährliche Regenmenge um ein Drittel auf 300 Liter je Quadratmeter verringert. Auch derzeit herrscht Trockenheit in der Region; das Laub der Bäume und Sträucher nimmt deshalb teilweise schon die Herbstfärbung an. Dass die Saale in einer solchen Situation auch noch den Kanal zusätzlich mit Wasser versorgen solle, sei »ein Problem«, sagt Liste. Eingegriffen wird zudem in Schutzgebiete. Ein Expertengremium hat im Rahmen eines Umweltberichtes derlei Auswirkungen für alle Projekte des BVWP 2030 berechnet. Für den Saalekanal beziffern sie die »Nutzensumme« auf minus 7,7 Millionen Euro. Es ist der mit Abstand schlechteste Wert aller aufgeführten 28 Wasserbauprojekte.

Und doch müssen die Gegner zähneknirschend zur Kenntnis nehmen: Der Saalekanal ist nicht tot zu kriegen. Er wird im Entwurf des neuen BVWP zwar nicht mehr in der Kategorie »vordringlicher Bedarf« geführt wie in dem derzeit noch geltenden Planungsdokument; vielmehr rutscht er in die Kategorie »weiterer Bedarf«; er steigt also gewissermaßen von der ersten in die zweite Liga ab. Angesichts der im Bundesetat zur Verfügung stehenden Mittel ist jedem nüchternen Betrachter klar, dass für einen Baubeginn am Kanal jedenfalls bis zum Jahr 2030 kein Spaten in die Erde gerammt wird. Aber wenn es sich die Abgeordneten des Bundestages, die das letzte Wort zum Bundesverkehrswegeplan haben, nicht in der paramentarischen Beratung noch anders überlegen, bleibt das Vorhaben im Bund auf der Tagesordnung. Und auch das Land gibt es nicht endgültig preis. Zwar sind die Grünen, die seit April mit CDU und SPD in Magdeburg regieren, gegen den Kanal; eine Äußerung von CDU-Landeschef Thomas Webel, wonach die Ökopartei mit dem Koalitionsvertrag auch dem Kanal zugestimmt habe, sorgte vor der offiziellen Bildung des Bündnisses für viel Zoff. Wolfgang Aldag, Verkehrsexperte der Fraktion, sagt ein Vierteljahr später klipp und klar: »Wir stehen dem Kanal seit jeher skeptisch gegenüber.« Daran habe sich mit Eintritt in die Regierung »nichts geändert«. Der Bau sei »aus ökonomischen und ökologischen Gründen abzulehnen«.

Im Koalitionsvertrag aber finden sich statt einer klaren Absage ein paar verklausulierte Sätze, wonach alle Koalitionspartner »unbeschadet unterschiedlicher Haltungen« zu Projekten des BVWP die »Ergebnisse der Bewertungsverfahren anerkennen«und »keine abweichenden oder weiterführenden Initiativen ergreifen«. Im Verkehrsministerium liest man das so, dass »alle Koalitionspartner der Einordnung des Vorhabens zustimmen «, wie Sprecher Peter Mennicke formuliert. Im Klartext dürfte das heißen: Bis Ende der Legislaturperiode 2021 passiert beim Kanal nichts, danach werden die Karten je nach politischer Konstellation neu gemischt.Umweltschützer sehen im Festhalten am Kanal vor allem eine Gefahr: Der Druck, später auch die Saale und die Elbe auszubauen, bleibt erhalten. »Was nützen zehn Kilometer Kanal, wenn es davor und danach Flachwasserabschnitte gibt?!«, sagt Andreas Liste. Zwar enthält der Koalitionsvertrag auch eine sehr deutliche Absage an den Ausbau der Elbe. Auch in diesem Fall aber gilt: Der Vertrag gilt bis 2021. Liste jedenfalls kann die Argumente der Befürworter schon jetzt herbeten. Bisher wurde unter Verweis auf den Ausbau des Saalehafens in Halle, in den 30 Millionen Euro investiert wurden, auf den Bau des Saalekanals gedrängt. Sei der errichtet, werde mit Hinweis auf das investierte Geld der nächste Schritt gefordert werden: »Das ist ein Vehikel, um sich auch an der Elbe vergreifen zu können.«

Geht es nach Liste und seinen Mitstreitern, sollten Bund und Land statt dessen einen Schlussstrich ziehen. Sie sollten die Pläne »endgültig stoppen, statt weiter Geld und Personal dafür einzusetzen«, sagt er, schwingt sich aufs Rad und fährt auf einem Feldweg zwischen Mirabellenbüschen den Ruderern hinterher. Vielleicht, hofft er, geht es ja genügend Abgeordneten im Bundestag wie ihm: Er hat vom Saalekanal den Kanal voll.

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