Der heutige Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) begrüßt schon seit dem Jahre 1980 wissenschaftlich-fachlich fundierte Schritte, welche dem Schutz, der Entwicklung, dem Erhalt und der Betreuung der halleschen Auenlandschaft dienen. Bekanntlich prägen die Auenlandschaften von Saale, Weißer Elster, Reide, Hechtgraben, Götsche, Saugraben, Roßgraben und ihrer Nebengewässer umfassend Natur, Landschaft, Umwelt, Klima, Stadtbild sowie Naherholung und Tourismus der Stadt Halle (Saale). Neben der Tatsache, dass diese Fluss- und Auenlandschaften in ein sehr großes Netz bundesweit bzw. länderübergreifend derartiger sehr bedeutsamer, arten- und strukturreicher Landschaften eingebettet ist und somit Teil einer Gesamtverantwortung darstellt, ist eine sehr gut überlegte Herangehensweise dringend geboten. Dazu gehören aber solche Erkenntnisse, dass eine enge Korrelation zwischen Fließgewässern und Auen bestehen, Auenlandschaften zu den arten- und strukturreichsten Landschaften der gemäßigten Zonen gehören, als Lebens- und Rückzugsraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten, natürliche Retentionsflächen der Fließgewässer und Wasserspeicherraum dienen sowie daher unbedingt einer naturnaheren, naturnahen bis natürlichen Entwicklung bedürfen.

Im Jahr 2016 berichteten Medien, dass die Stadt Halle (Saale) beabsichtigt im Herbst Pflanzungen von insgesamt 249 Birken, Erlen, Ulmen, Salweiden und Schwarzpappeln, aus nicht genannten Baumschulen stammend, im Raum zwischen Peißnitzhaus, Ziegelwiese bis zu den Pulverweiden vorzunehmen. Dafür sind knapp 240.000,00 Euro aus Mitteln des Fluthilfefonds vorgesehen. Als Begründung führt man die Einflussnahme des Hochwassers im Juni/Juli 2013 auf den Baumbestand des Teils der Saaleauenlandschaft an. Der AHA warnte in einer Presseerklärung vor den Folgen derartiger Aktionen und erkannte keinen Sinn darin. Diese Pflanzaktionen sind auf Grund ungünstiger Standorte und letztendlich an der Trockenheit und der Sommerhitze mehr oder minder gescheitert.

Grundsätzlich gesehen begrüßt der AHA Maßnahmen, um den Gehölzbestand in der Stadt Halle (Saale) zu erhöhen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Stadt Halle (Saale) eher mit Massenfällungen von Gehölzen sowie Verwässerungen von entsprechenden Schutzsatzungen auffällt.

Im konkreten Fall sieht der AHA jedoch der AHA diese angedachten Pflanzmaßnahmen mit Skepsis. Diese Skepsis beginnt schon im Grundsätzlichen. Trotz mehr oder minder starker forstwirtschaftlicher Eingriffe in die halleschen Auenwälder ist es unter Mitwirkung des heutigen AHA seit dem Jahr 1983 gelungen, wieder verstärkt naturnahere Entwicklungen zuzulassen bzw. zu ermöglichen. Dies hat zur merklichen arten- und standortgerechten sukzessiven Verbesserung der halleschen Auenwälder beigetragen. Eine derartige Entwicklung wäre aber ohne Hochwasser und deren hydrologischen und gestalterischen Folgen nicht möglich gewesen. Das gilt selbstverständlich auch für die Zukunft. Gesunde, starke sowie arten- und strukturreiche Auenwälder können nur existieren und sich weitere entwickeln, wenn der Mensch sich weitgehend aus seinem natürlichen Aufbau und Gestaltung heraushält. Nährstoffeinträge, das Vordringen von Neophyten, Vermüllungen, Vandalismus und klimatische Einflüsse bilden ohnehin schon umfassende Einflussfaktoren. Die menschlichen Maßnahmen gilt es u.a. auf Beseitigung von baulichen Anlagen, Müll und Unrat sowie der Absperrung von Trampelpfaden und Wegen in besonders sensiblen Schutz- und Entwicklungsbereichen zu beschränken.

Die Entwicklung der Auenwälder nach den Sommerhochwasserereignissen im Jahr 2013 unterscheidet sich da zu vergangenen Hochwassern nur in Höhe, Dauer und mediale Aufmerksamkeit. Bisher fehlen solche richtigen Schlussfolgerungen wie Rückgabe von Altauen an das Wechselregime Fließgewässer – Aue. Das hat nicht nur eine Ausweitung der Retentionsflächen zur Folge, sondern ermöglicht der Natur wieder verstärkt Auenlandschaften nach den Bedingungen der jeweiligen Standorte zu formen. Dazu gehören Struktur, Artenzusammensetzung und Entwicklungszeiträume.

Eine garantiert gutgemeinte Pflanzaktion wie die nunmehr geplanten Pflanzmaßnahmen im Raum Peißnitz, Ziegelwiese und Pulverweiden, können diesen Prozess empfindlich stören. Insbesondere auf der Peißnitz und in den Pulverweiden sind diese Maßnahmen nicht erforderlich. Hier ist es eher wichtiger, endlich alle Abholzungsmaßnahmen und Ringelaktionen einzustellen, um einer sukzessiven Raum und Zeit zu geben. Zum Einem gelangen weitgehend standortgerechte und ortsbürtige Pflanzen in Natur und Landschaft sowie zum Anderen benötigt man keine Finanzmittel und keinen Aufwand für Pflanzung und Pflege.

Zudem ist davon auszugehen, dass Baumschulen selten autochthones Pflanzmaterial anbietet. Ferner unterschneiden bzw. verschulen häufig Baumschulen Gehölze, um kompaktes Wurzelwerk entwickeln zu lassen. Dies ist u.a. wichtig, um bei der Rodung keine Schädigung des Wurzelwerks hervorzurufen. In Folge dessen ist davon auszugehen, dass eine Kappung von Pfahlwurzeln erfolgte und welche in der Regel nicht weiterwachsen. Jedoch benötigen Gehölze mehr oder minder Pfahlwurzeln zum Aufschluss von Wasser aus tieferen Schichten –u.a. wichtig in trockenen Zeiten im Jahr- und zur Gewährung von Standfestigkeit.
Im Übrigen gehören Birkenarten nicht in die Gehölzzusammensetzung der halleschen Aue.

Aus den ebengenannten Gründen favorisiert der AHA eher eine Beförderung der sukzessiven Gehölzentwicklung. Eine Ausnahme stellen zentrale Teile der Ziegelwiese dar. Hier hatten sogar mal die Stadt Halle (Saale), die Initiative „Pro Baum“ und der AHA für den Freiwilligentag am 13.09.2014 eine gemeinsame Pflanzaktion von Schwarzpappeln geplant. Leider fiel die Pflanzaktion kleiner aus, da die Stadt Halle (Saale) sich praktisch dann doch nicht beteiligte, aber nach intensiven Verhandlungen und nach einer Begehung dankenderweise die Finanzierung von 2 Stieleichen, 2 Schwarzerlen und einer Flatterulme übernahm. Hier sind weiterhin dringend gemeinsame Pflanzaktionen mit der Bevölkerung und derer Organisationen und Initiativen zu empfehlen, um eine praktische Mitwirkung zu ermöglichen, einen Beitrag zur Umweltbildung zu leisten und um letztendlich die gesellschaftliche Akzeptanz von Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutz zu erhöhen.

Gegenwärtig möchten Gewerbetreibende in der Klaustorvorstadt am Pfälzer Ufer vorrangig aus vermuteten Eigenvorteilen am dortigen Saaleufer weitgehend die bestehenden Gehölzbestände entfernen, Uferbereiche weiter verbauen und trotz Widerstände eine weitere zwischen Salinehalbinsel und Franz-Schubert-Straße Brücke errichten lassen. Dabei befindet sich einige Meter weiter in der Mansfelder Straße eine umfassende Brücke. Der AHA sieht hier die Gefahr weiterer Eingriffe in Hochwasser-, Natur- und Landschaftsräumen entlang der Saale, welche mit den Asphaltierungen und Abholzungen in der Saaleaue zwischen Holzplatz und Sophienhafen, auf der Würfelwiese sowie in den Bereichen Ziegelwiese und Peißnitz, mit der zusätzlichen Verbauungen im Bereich Hafenstraße/Sophienhafen sowie den geplanten bzw. begonnenen Wegebaumaßnahmen in den Naturschutzgebieten Rabeninsel und Peißnitznordspitze sowie der Öffnung der Wilden Saale zusammen massive Schädigungen für Umwelt, Natur und Landschaft darstellen bzw. darstellen können. So fordert der AHA derartige Aktivitäten am Pfälzer Ufer und im NSG Rabeninsel einzustellen, Planungen für Bauarbeiten im NSG Peißnitznordspitze, zum Neubau einer Brücke zwischen Peißnitzsüdbereich/Gimritzer Park und Bootsanlegern sofort zu stoppen sowie bestehende Asphaltwege in der Saaleaue sofort zurückzubauen.

Darüber hinaus regt der AHA erneut mit Nachdruck an, der Saale wieder mehr Vielfalt zurückzugeben, indem der Saalealtverlauf im Bereich Holzplatz und Sandanger wieder entsteht, eine Renaturierung von Roßgraben und Sandanger erfolgt sowie ein kompletter Rückbau des einstigen Geländes der Eisporthalle und ihrer Nebengebäude Umsetzung findet. So besteht die Möglichkeit innerhalb der Stadt Halle (Saale) der Saale auch wieder mehr Retentionsflächen zurückzugeben. Der AHA hatte bereits im Jahr 1996 den Verantwortlichen der Stadt Halle (Saale) entsprechende Konzeptionen vorgelegt.

Der AHA appelliert daher an die Stadt Halle (Saale) diese Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Ferner bekräftigt der AHA seine Bereitschaft im Rahmen seiner ehrenamtlichen und gemeinnützigen Möglichkeiten daran mitzuwirken.
In dem Zusammenhang ruft der AHA die Bevölkerung zur Mitarbeit auf, um sich verstärkt für den Schutz, Erhalt und Entwicklung der Landschaft, Natur und Umwelt der halleschen Auen einsetzen zu können. Wer Interesse hat in der Gruppe mitzuwirken, wende sich bitte an folgende Anschrift:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA)
Große Klausstraße 11 in 06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345/200 27 46
Internet: http://www.aha-halle.de
E-Mail: aha_halle@yahoo.de