Die mit 241.134 Menschen bewohnte, 201,84 km² große sachsen-anhaltinische Landeshauptstadt Magdeburg ist sehr stark durch den insgesamt 1.094 Kilometer langen Strom Elbe geprägt. Das Magdeburger Stadtgebiet durchquert die Elbe auf einer Länge von 21,1 km. Im Ostteil der Stadt lässt sich noch deutlich die einstige Furkation der Elbe erkennen, wobei insbesondere die Alte Elbe die einstige vielfältige Struktur noch am ehesten abbildet. Mit dem ca. 125 ha großen, im Nordosten der Großstadt an der Grenze zur Einheitsgemeinde Biederitz gelegenen Biederitzer Busch sowie dem im Südosten befindlichen 282,25 ha großen Naturschutzgebiet „Kreuzhorst“ sind noch sehr arten- und strukturreiche Restauenwälder existent. Dazwischen bildet insbesondere der zwischen Stromelbe und Alter Elbe ab dem Jahre 1871 als englischer Landschaftspark gestaltete, 200 ha große Rotehornpark einen sehr bedeutsamen Naherholungsraum für die Bevölkerung.
Im Biosphärenreservat „Mittelelbe“ gelegen, drücken insbesondere das Naturschutzgebiet „Kreuzhorst“, die drei Landschaftsschutzgebiete „Barleber – Jersleber See und Elbniederung“, „Zuwachs – Külzauer Forst“ und „Mittlere Elbe“ sowie die vier Gebiete nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie FFH_0199LSA „Ehle zwischen Möckern und Magdeburg“, FFH-Gebiet 0174_LSA Stromelbe im Stadtzentrum Magdeburg, FFH-Gebiet 0050_LSA_Elbaue zwischen Saalemündung und Magdeburg und FFH-Gebiet LSA Sülzetal bei Süllorf die umfassende, zum Teil territorial übergreifende Schutzwürdigkeit der Elbe und ihrer Aue aus.
Jedoch ist insbesondere im Bereich der Stromelbe deutlich eine jahrzehntelange bauliche Prägung des Flussgebietes erkennbar, welche vorrangig im Westuferbereich von Nord nach Süd mehr oder wenig flächendeckend ersichtlich ist. Somit sind der Elbe nicht nur wertvolle Natur- und Landschaftsbestandteile, sondern auch Überflutungsräume verlorengegangen.
Bei einer Fahrradexkursion von Mitgliedern des AHA am Samstag, den 21.07.2018 in den Biederitzer Busch, in das Niederholz sowie in die Auen im Bereich von Elbe, Alter Elbe, Ehle und Polstrine verdeutlichte erneut die umfassende Arten- und Strukturvielfalt, welche es umfassend zu schützen und zu erhalten gilt. Jedoch zeigen andrerseits starke Nährstoffeinträge aus der Luft und von den angrenzenden Äckern auf den Wiesenflächen, in den Waldgebieten und ganz besonders auch in das Furkationsgebiet der Elbe ihre Wirkung in Form von massiver Verkrautung und Veralgung.
Im Rotehornpark im Bereich Kleiner Stadtmarsch, in Höhe Hubbrücke stellten die AHA-Mitglieder fest, dass eine umfassende Vermüllung vorherrscht. Eine Tatsache, welche leider nicht nur in dem Bereich festzustellen war. In unmittelbaren Umfeld warfen die anwesenden AHA-Mitglieder auch das Thema Zukunft Hyparschale auf. Nach Auffassung des AHA gilt es sich nun alsbald über die Zukunft des Gebäudes und seines ebenfalls versiegelten Umfeldes mitten in der Elbaue Gedanken zu machen. Der AHA tendiert eher zu Beseitigung desGebäudes, der angrenzenden Flächenversiegelungen und von Bodenaufschüttungen. So kann die Rückgabe von entsiegelter Fläche in der Aue zwischen Elbe und Alter Elbe erfolgen.
Mit sehr großer Sorge nahmen die anwesenden AHA-Mitglieder den begonnenen Neubau der „Ersatzneubau Strombrückenzug“ über die Zollelbe zur Kenntnis. Laut Baustellenschild erfolgt eine Förderung aus Mitteln des Bundes aus dem Sondervermögen „Ausbauhilfe“ und der Richtlinie Hochwasserschäden Sachsen-Anhalt 2013. Wenn man den Angaben weiterhin Glauben schenken soll hat man dafür „Rodungsarbeiten im Gesamtbereich“ und den „Rückbau“ einer „Kleingartenanlage“ vorgenommen. Laut Merdienberichten beziffern sich die vom Steuerzahler zu tragenden Kosten auf nunmehr auf 107 Millionen Euro und überschreiten somit die ursprünglich veranschlagten Kosten um 47 Millionen Euro. Was dieses zusätzliche Zerschneidungsbauwerk in der Elbaue, welche mit umfassender Zerstörung von städtischem Grün einhergeht, mit der Beseitigung von Hochwasserschäden zu tun hat, erschließt sich für den AHA in keiner Weise. Darüber hinaus schränken derartige Bauwerke weiter Hochwasserraum ein, versiegeln zusätzliche Flächen, befördern vorrangig den Motorisierten Individualverkehr und straßengebundenen Transportverkehr. Somit setzt die Stadt Magdeburg ein verheerendes Signal in Sachen Schutz von Umwelt, Natur, Landschaft, Klima und Naherholung.
Das Gesamtgebiet der Auen von Elbe und Polstrine im Großgebiet des Biederitzer Busches lässt sehr gute Möglichkeiten naturnaher Entwicklungsmöglichkeiten erkennen. Abgesehen von der Freihaltung der Wiesen –beispielsweise im Bereich Watershorn, Uxthorn, Langes und Schwarzes Loch- zeigt die naturnahe Entwicklung der Auenwaldstrukturen das sehr große Verjüngungspotential, den Erhalt und Schutz der vielschichtigen Auenwaldstrukturen mit seinen Altbaumbeständen der Stieleiche und Schlenken sowie die strukturelle Vielfältigkeit auf. Diese Entwicklung gilt es unbedingt beizubehalten. In dem Blickfeld betrachtet, nahmen die anwesenden AHA-Mitglieder die umfassenden und massiv eingreifenden Bauarbeiten zur „Hochwasserschadenbeseitigung“ am Herrenkrugdeich auf. Neben den massiven Eingriffen in den sehr wertvollen und vielfältigen Gehölzbestand des Hartholzauenwaldes im südlichen und mittleren Bereich des Biederitzer Busches sowie des Blumenthalswerder und Herrenkrugparkes, erscheint es nicht nachvollziehbar, warum große Teile des Auengebietes vom Hochwasser abgetrennt sein sollen. Hier ist ein massives Umdenken in Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit dringend vonnöten. In dem Zusammenhang hält es der AHA für dringend geboten den Bestand des Deiches in dem Abschnitt auf den Prüfstand zu stellen, da er neben des Verlustes von Retentionsflächen einen massiven Rückstau von Hochwasser in Richtung Golfplatz und Pferderennbahn hervorrufen kann.
Wohltuend fanden die AHA-Mitglieder den praktisch unversiegelten Zustand der Wege im Biederitzer Busch. Dagegen nahmen die teilnehmenden AHA-Mitglieder den hohen Versiegelungsgrad von Wanderwegen mit Asphalt auf. Abgesehen von der unverantwortlichen Zunahme von Bodenversiegelung und der landschaftsuntypischen Erscheinung, bilden diese versiegelten Wanderwege fast unüberwindliche Hindernisse für Kriechtiere, Lurche, Insekten und Spinnen. Darüber hinaus nutzen zahlreiche Fahrradfahrer die betonierten und asphaltierten Wege als Rennstrecken, was unweigerlich zur Gefährdung anderer Rad- und Fußwanderer führt.
Elbe und Alte Elbe weisen starke Niedrigwasserstände auf. Im Bereich der Alten Elbe bieten die nunmehr großen Kies- und Sandbänke durchaus Brutmöglichkeiten für Flußregenpfeifer. Ferner sind auch deutliche Entwicklungstendenzen zu nährstoffreichen Auenwiesen und Weichholzauenbeständen erkennbar. Jedoch die Nutzung der Kies- und Sandbänke als Partystätten sowie als Ort für Spaziergänger und Angler führen unweigerlich zu Beeinträchtigungen, Störungen und Schäden. Die Beobachtung eines Eisvogels an der Alten Elbe im Bereich der momentan im Umbau befindlichen Anna-Ebert-Brücke unterstreicht das umfassende Entwicklungspotenzial und den damit verbundenen notwendigen Schutz dieses Teils der Fluss- und Auenlandschaft der Elbe im Stadtgebiet von Magdeburg.
Mit Unverständnis nahmen die anwesenden Mitglieder des AHA die Aufschüttungen am Yachthafen zwischen Kleiner Werder und Am Winterhafen auf, welche offenbar als Abstellfläche für Autos dient. Es ist aus Sicht des AHA vollkommen unverantwortlich solche Maßnahmen in der Elbaue vorzunehmen, welche u.a. als Retentionsfläche für Hochwasser fungieren muss.
Ebenfalls unverständlich ist die massive Lärm- und Abgasbelästigung der Elbe durch den umfassenden Motorbootsverkehr. Neben der starken Beeinträchtigung von Umwelt, Natur und Landschaft, stört dies den sanften Bootstourismus und schmälert erheblich den Erholungswert der Elbe und ihrer Aue für die Masse der Besucherinnen und Besucher. Hier sind Änderungen dringend geboten.
Die anwesenden AHA-Mitglieder halten den garantiert steuerfinanzierten Neubau des Bootshauses für den Hochschulsport von Otto von Guericke Universität Magdeburg und Universitätssportclub Magdeburg am Niemeyerweg im Südwestteil des Stadtparkes Rotehorn und unweit des Godehardtteiches im Hochwasserreinzugsgebiet der Elbe aus Gründen des Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutzes sowie des ordentlichen Umgangs mit Hochwasser für standortungeeignet. Für den AHA ist es sehr unverständlich, dass eine wissenschaftliche Einrichtung eine derartig falsche Entscheidung getroffen hat und offensichtlich die zuständigen Behörden dafür die entsprechenden Genehmigungen erteilten.
Im angrenzenden Godehardtteich zeichnen sich massive Verlandungstendenzen ab. Hier erscheint es nach Ansicht des AHA notwendig und sinnvoll, wissenschaftlich zu untersuchen, wie die Zukunft dieses Gewässers aussehen kann. Selbstverständlich gilt es auch hier abzuwägen, welche Eingriffe in Umwelt, Natur und Landschaft nötig, sinnvoll und tolerierbar sind.
Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) sieht in der Konstellation die dringende Notwendigkeit sich verstärkt für den Schutz, den Erhalt und Entwicklung der Auenlandschaften in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg und deren Umland einzusetzen bzw. einzubringen. Dabei ist sich der AHA der Entwicklungspotentiale sehr bewusst, welche es nun gilt verstärkt zu nutzen. Dazu zählen zum Beispiel die Wiederanbindung von Altauen an das Hochwasserregime des Flusssystems der Elbe, Beendigung und Rückbau von Verbauungen, Aufschüttungen, Bodenversiegelungen, Ufer- und Sohlbefestigungen, Prüfung der besseren Wiederanbindung von Altverläufen an das Gesamtflusssystem sowie nicht zuletzt der Erhalt und die Ausweitung von Biotop- und Grünverbundräumen. Dazu können nach Ansicht des AHA ganz besonders die Fließgewässersysteme von Sülze, Eulengraben, Klinke, Schrote, Olvenstedter Röthe und von Großer Sülze beitragen, welche von Westen aus dem Landkreis Börde kommend in die Elbe einmünden.
Der ehrenamtliche und gemeinnützige AHA beabsichtigt zum Schutz, zum Erhalt und zur Entwicklung der sehr bedeutsamen und ebenso vielfältigen Auenlandschaft Magdeburgs seine Kenntnisse und Erfahrungen einzubringen. In dem Zusammenhang möchte der AHA Interessenten einen Raum geben sich für diese Ziele einzusetzen. Dazu strebt der AHA die Bildung einer Regionalgruppe Magdeburg und Umland an.
Wer sich ebenfalls für den Schutz, Erhalt und Entwicklung dieser sehr arten- und struk-turreichen sowie vielfältigen Auenlandschaft einsetzen möchte, wende sich bitte an folgende zentrale Kontaktmöglichkeit:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Große Klausstraße 11
06108 Halle (Saale)
Internet: http://www.aha-halle.de
E-Mail: aha_halle@yahoo.de
Fotos Andreas Liste
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