Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) setzt sich seit mehreren Jahren auch für Schutz, Erhalt und Entwicklung der Schwarzen Elster ein.
Die 198,5 km lange Schwarze Elster, welche bei Kindisch im Lausitzer Hügelland im Freistaat Sachsen entspringt, dann das Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet, das Senftenberger-Finsterwalder Becken, dabei den Freistaat Sachsen und die Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt sowie u.a. die Ortschaften Elstra, Kamenz, Milstrich, Wittichenau, Hoyerswerda, Elsterheide, Senftenberg, Ruhland, Lauchhammer, Elsterwerda, Bad Liebenwerda, München in Uebigau – Wahrenbrück, Herzberg und Jessen durchfließt und letztendlich südlich von Elster (Elbe) in die Elbe mündet, bildet trotz massiver wasser- und bergbaulicher Eingriffe ein sehr vielfältiges, bedeutsames entwicklungsfähiges und schützenswertes Fluss- und Auensystem.
Die Schwarze Elster gehört zum etwa 148.000 Quadratkilometern Einzugsgebiet der Elbe, welche mit 1.091 Kilometern Länge der vierzehntlängste Fluss in Europa darstellt.
Entlang der Elbe befinden sich zahlreiche arten- und strukturreiche Auenlandschaften, wovon ein großer Teil naturnahe Strukturen besitzen.
Daher sind große Teile der Elbe u.a. als Biosphärenreservate, Landschaftsschutz- und Naturschutzgebiete, Gebiete nach der europäischen Natura 2000-Richtlinie, Europäische Vogelschutzgebiete sowie örtlich als flächenhafte Naturdenkmale ausgewiesen. Andrerseits gibt es immer wieder Ausbaupläne und -aktivitäten, wozu die Uferschotte-rungen und Buhnenertüchtigungen gehören. Ferner haben wasserbauliche Einschränkungen durch Deichbaumaßnahmen, Zersiedlung und Verkehrstrassenbau massiv die Aue beeinträchtigt.
Bereits die Ausbaumaßnahmen der Schwarzen Elster in den Jahren 1852 bis 1861 haben, welche im Abschnitt 8 km oberhalb von Senftenberg bis 6 km oberhalb der Kremitzmündung in Folge von Durchstichen zum Wegfall von Mäandern, massiven Begradigungen und zu einer Wasserlaufverkürzung um etwa 30 km sowie Flussnahen Eindeichungen führten, zu massiven Störungen im Fluss- und Auenbereich des sehr bedeutsamen Nebenflusses der Elbe beigetragen.
Ferner fanden im Zeitraum der Jahre 1945 bis 1969 weitere massive Ausbaumaßnahmen im Bereich 6 km oberhalb der Kremitzmündung bis zur Mündung in die Elbe statt, welche einen stark begradigten und vollständig eingedeichten Fluss hinterließen.
Somit verlor der einst stark mäandrierende Unterlauf seine besondere Strukturvielfalt.
Des Weiteren führten großflächige Erschließungen von Braunkohlefeldern zwischen Hoyerswerda und Lauchhammer sowie 13 Talsperren zu weiteren massiven, flächendeckenden und raumübergreifenden anthropogenen Einflüssen im Einzugsgebiet der Schwarzen Elster.
Gegenwärtig sind aber beispielsweise in dem Flussabschnitt zwischen München bis zur Mündung vereinzelte Bestrebungen des Flusses erkennbar wieder Mäandrierungen entstehen zu lassen. Darüber hinaus bilden insbesondere die einst abgetrennten Mäander ein sehr vielfältiges, bedeutsames und schützenswertes Fluss- und Auensystem. Sie dienen als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
Der gemeinnützige und ehrenamtliche Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) beabsichtigt daher sich sehr intensiv für den Schutz, Erhalt und naturnahe Entwicklung der Schwarzen Elster, ihrer Fluss- und Auenlandschaften, ihrer Nebengewässer sowie angrenzender Natur- und Kulturlandschaften einzusetzen.
Dies soll in Form von Stellungnahmen, Vorschlägen, Exkursionen sowie Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit geschehen.
Der Landkreis Elbe-Elster ist massiv von der Schwarzen Elster und ihrer Aue geprägt. So auch seine Kreisstadt Herzberg (Elster), welche laut Angaben vom 30.09.2020 8.987,00 Einwohner hat.
Auf der Homepage der Stadt ist „Unter Herzberg Wohnen“ folgendes vermerkt, Zitat:
Herzberg umfasst mit seinen 11 Ortsteilen (Arnsnesta, Borken, Buckau, Fermerswalde, Friedersdorf, Gräfendorf, Löhsten, Mahdel, Osteroda, Rahnisdorf, Züllsdorf), seinen 3 Stadtteilen (Kaxdorf, Grochwitz, Altherzberg) und dem Gemeindeteil Frauenhorst eine Gesamtfläche von 148,48 km².“, Zitat Ende

https://www.herzberg-elster.de/seite/305146/wohnen.html

Die Lage an der Nahtstelle zwischen den Auen von Elbe und Schwarzer Elster und innerhalb des Landschaftsschutzgebietes „Elsteraue zwischen Herzberg und Uebigau“ beinhaltet eine sehr große Herausforderung auch für die Stadt Herzberg. Dazu gehört der Schutz, der Erhalt und die Entwicklung von Umwelt, Natur und Landschaft sowie die Freihaltung bzw. Rückgabe von Retentionsflächen.
Dazu zählt eine sorgsame und nachhaltige Stadtentwicklung.
Den Bebauungsplan Nr. 38 „Wohngebiet und großflächiger Einzelhandel an der Alten Prettiner Straße“ betrachtet der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) mit sehr großer Sorge, wo auf einer Fläche von 6,00 ha ein Wohngebiet mit circa 30 Eigenheimstandorten und ca. 6000 m² für Mehrfamilienhäusern entstehen soll sowie südlich der Leipziger Straße die Errichtung eines großflächigen Einzelhandels mit einer Verkaufsfläche von ca. 2.000 m² vorgesehen ist.
Dazu hatte die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Herzberg (Elster) in ihrer öffentlichen Sitzung am 24.09.2020 die Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 38 „Wohngebiet und großflächiger Einzelhandel an der Alten Prettiner Straße“ beschlossen.
Aus den vorliegenden Planungsunterlagen ist der Bedarf nicht erkennbar. Stattdessen sorgt das Vorhaben für weiteren Bodenverbrauch und vermehrten Ziel- und Quellverkehr von motorisierten Verkehr durch Kraftfahrzeuge aller Art.
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) zur aktuellen täglichen Neuausweisung von Siedlungs- und Verkehrsflächen in der Bundesrepublik Deutschland folgendes angibt, Zitat: „Täglich werden in Deutschland rund 52 Hektar als Siedlungsflächen und Verkehrsflächen neu ausgewiesen. Dies entspricht einer Flächenneuinanspruchnahme – kurz Flächenverbrauch – von circa 73 Fußballfeldern.“, Zitat Ende

https://www.bmu.de/themen/nachhaltigkeit-digitalisierung/nachhaltigkeit/strategie-und-umsetzung/flaechenverbrauch-worum-geht-es

Das ergibt im Jahr einen Flächenverbrauch im Umfang von 18.980 ha. Im Vergleich dazu hat die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam – mit Stand vom 31.12.2020- eine Fläche von 18.824,00 ha = 188,24 km².

Das angedachte Bebauungsgebiet befindet sich zudem in den Überschwemmungsgebieten von Elbe und Schwarzer Elster, welches es gilt von Bebauungen freizuhalten.
Das Wasserhaushaltsgesetz besagt unter § 78 Absatz 1 nicht ohne Grund, dass „In festgesetzten Überschwemmungsgebieten ist die Ausweisung neuer Baugebiete im Außenbereich in Bauleitplänen oder in sonstigen Satzungen nach dem Baugesetzbuchuntersagt“ ist. Die Ausnahmetatbestände gemäß § 78 Absatz 2 Wasserhaushaltsgesetz treffen hier weitgehend nicht zu.

https://www.gesetze-im-internet.de/whg_2009/__78.html

Daher appelliert der AHA an alle Verantwortlichen in Politik und Verwaltung des Landes Brandenburg, des Landkreises Elbe-Elster und der Stadt Herzberg (Elster) die Planungen zum Bebauungsplan Nr. 38 „Wohngebiet und großflächiger Einzelhandel an der Alten Prettiner Straße“ sofort und unwiderruflich einzustellen.
Stattdessen gilt es Leerstände zu prüfen und wieder für eine Wohnraumnutzung bereitzuhalten.

Für den AHA bilden der länderübergreifende Erhalt, Schutz und die Entwicklung weiterer Abschnitte der Schwarzen Elster und ihrer Nebengewässer zu naturnahen Natur- und Landschaftsräumen, die Rückgabe von Hochwasserräumen, die mögliche Wiederanbindung von den noch zwischen Uebigau-Wahrenbrück und der Mündung in die Elbe bei Elster (Elbe) erkennbaren, mehr oder minder großen ca. 60 Altverläufe und eines umwelt- und naturverträglichen Tourismuskonzeptes sowie die Entwicklung eines breitgefächerten Umweltbildungskonzeptes sehr wichtige Schwerpunkte seines Wirkens in der Region. Dazu bedarf es einer wissenschaftlichen Schutz- und Entwicklungskonzeption.
So soll es nach Auffassung des AHA auch verstärkt gelingen, die Bevölkerung in den Schutz, Erhalt und die Entwicklung des vielfältigen Einzugsbereiches der Schwarzen Elster einzubeziehen und somit für eine intensive, ehrenamtliche Mitarbeit zu gewinnen.
In dem Zusammenhang möchte der AHA ehrenamtliche Regional-, Orts- und Arbeitsgruppen in der Region der Schwarzen Elster bilden. In diesen AHA-Gruppen können ehrenamtliche Interessenten unabhängig von Alter, Geschlecht, Bildung und Beruf mitwirken. Wer Interesse hat, wende sich bitte an folgende Kontaktmöglichkeit:

Arbeitskreis Hallesche Auenwälder
zu Halle (Saale) e.V. – (AHA)
Ortsgruppe Dessau-Roßlau

E-Mail: aha_halle@yahoo.de

Andreas Liste
Vorsitzender

Halle (Saale), den 17.01.2022